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Eine Kiste explodierender Mangos

Eine Kiste explodierender Mangos

Titel: Eine Kiste explodierender Mangos
Autoren: Mohammed Hanif
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ausgeschaltet ist, aber wer weiß schon, wie ein Luftverbesserer wirklich funktioniert?
    Er denkt angestrengt nach, hebt die Hand und sagt: „Ich muss mal auf die Toilette.“ Und ausgerechnet Bannon, ein läppischer Leutnant, legt ihm die Hand auf den Schenkel und sagt: „Sie sollten warten, bis der Vogel gestartet ist, General.“
    Unterdessen beschließt Arnold Raphel, seine Versetzung in ein südamerikanisches Land zu beantragen und eine Familie zu gründen.

    Z wei Kilometer entfernt, in einem verschlafenen Mangohain, hockt hinter staubigen dunkelgrünen Blättern die Krähe, schlägt kurz mit den Flügeln und fliegt dann auf das Getöse zu, das die vier jeweils 4300 PS starken Motoren der Pak One erzeugen, die gerade von der Startbahn abhebt, um nie wieder zu landen.

    S obald die Präsidentenmaschine in der Luft ist, rollt unsere Cessna auf die Startbahn zu. Für ein Flugzeug dieser Größe steigt Pak One ziemlich steil auf. Die Maschine scheint gegen die Schwerkraft anzukämpfen. Mit röhrenden Triebwerken erhebt sie sich wie ein Wal, der nach Luft schnappend aus dem Wasser steigt. Träge gewinnt sie mehr und mehr an Höhe und fliegt dann, noch immer steigend, nach rechts.
    Unser Start geht geräuschvoll, aber reibungslos vonstatten. Mit Schwung verlässt die Cessna die Startbahn und gleitet durch die Luft, als wäre sie ihr natürliches Element. General Beg hat sich, seine Ray-Ban auf der Nasenspitze, in sein Buch vertieft. Als der Pilot bemerkt, dass ich mir die Finger in die Ohren stopfe, reicht er mir einen Kopfhörer. Da er vergisst, ihn vom Kabel zu trennen, kann ich das Gespräch zwischen dem Tower und Pak One mithören.
    â€žPak One nimmt Kurs auf Islamabad.“
    â€žRoger“, antwortet der Flugverkehrsleiter. „Allah hafiz. Guten Flug.“
    So konzentriert belausche ich diesen banalen Austausch, dass es mir einen regelrechten Schock versetzt, als unsere Cessna plötzlich fällt. Sie fängt sich wieder und beginnt erneut zu steigen. General Beg wedelt mit den Händen. „Haben Sie das gesehen? Eine verdammte Krähe greift meine Maschine an. Angeblich sind sämtliche Gefahrenherde im ganzen Umkreis beseitigt, und es fliegen Krähen herum. Nicht zu fassen. Krähen in der roten Zone. Hat man so was schon gehört? Es ist nur meinem Piloten zu verdanken, dass wir noch leben.“ Der Pilot hebt den Daumen, ohne sich umzuwenden.
    â€žVogelschützen“, sagt General Beg, als wäre ihm gerade eine Erleuchtung gekommen. „Das ist es, was wir brauchen: Vogelschützen.“ Er kritzelt etwas in seinen Ordner. Dabei entgeht ihm eines der seltsamsten Manöver in der Geschichte der Luftfahrt.
    Pak One kippt mit der Nase nach vorn, geht in einen steilen Sturzflug, fängt sich und beginnt wieder zu steigen. Das Ganze wiederholt sich. Die Maschine fliegt wie auf einer Achterbahn aus Luft. Oder segelt wie auf unsichtbaren Wellen durch die Augusthitze. Auf und ab, und wieder auf.
    Phygoide nennt man dieses Phänomen.

    T räge segelt die Krähe auf den heißen Aufwinden dahin. Sie hat ihr eigenes Körpergewicht an Mangos verzehrt und kann kaum die Flügel heben. Mit hängendem Schnabel und halb geschlossenen Augen fliegt sie wie in Zeitlupe. Warum, fragt sie sich, hat sie den schützenden Mangohain überhaupt verlassen? Soll sie nicht lieber umkehren und den Rest des Tages dort verbringen? Langsam zieht sie den rechten Flügel ein, um zu wenden. Plötzlich wird sie durch die Luft gewirbelt und auf einen riesigen Metallwal zugeschleudert, der alle Luft der Welt ansaugt. Mit sehr viel Glück gelingt es der Krähe, unter dem Propeller hindurchzutauchen, der mit 1500 Umdrehungen pro Minute die Luft zerfetzt. Doch damit ist das Ende ihrer Glückssträhne erreicht. Sie wird durch den Motor gewirbelt, dreht sich mit der angesaugten Luft und wird in ein seitliches Rohr gesaugt. Ihr winziger Schrei ertrinkt im Gebrüll der Triebwerke.

    B ei einem Routineflug würde der Pilot einer C-130 keinen weiteren Blick auf eine Krähe verschwenden und einfach weiterfliegen. Der Pilot von Pak One bemüht sich jedoch, ihr auszuweichen. Wenn man den Präsidenten (und den US-Botschafter) an Bord hat, hält man sich von jeder Gefahr fern, auch wenn der Risikofaktor dem eines Zusammenstoßes von einer Ameise mit einem Elefanten gleichkommt. Übermäßig schwitzend verflucht
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