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Eine Handvoll Buchstaben

Eine Handvoll Buchstaben

Titel: Eine Handvoll Buchstaben
Autoren: Matthias Goosen
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Tag?“
     
     
     
     
     

3)
    Carry und Mr. Big
     
     
    Die Sache ist beschlossen. Die Koglers sind glücklich ein paar Nachhilfestunden für ihren Sohn arrangiert zu haben und die Tastatur könne man eh reparieren, weil noch Garantie auf dem Handy sei , alles halb so schlimm.
      „Na, zufrieden?“, flüstere ich meinem Hund zu, der mich mit großen Augen ansieht.
     
    Nach diesem Eklat nehme ich mir von dem ganzen Zeug, das Helga mitgenommen hat, ebenso zu essen.
     
    Ich muss über die Familienverhältnisse und meine Blödheit lachen (Bier, ich brauch jetzt auch eines), jedoch bin ich mir sicher, dass bei Markus sprichwörtlich der Knopf noch aufgehen würde. Bei manchen dauert es eben länger und manche würden es nie erreichen. Ich blicke zu Vincent, der mich angrinst und die Zähne voller Grünzeug hat.
      Ich liebe diesen Trottel.
      Und der Spruch Essen verbindet birgt schon eine gewisse Wahrheit, denn als wir alle gemeinsam Essen und Trinken verbindet uns eine Leidenschaft. Flippy hechelt und tollt wie eine wildgewordene Kirsche umher.
      Vincent schmeißt zur Feier des Tages den Griller an und möchte heiße Kartoffeln essen, die Koglers sind begeistert. Helga stürzt einmal vom Sessel und ich sage zu Markus, dass das schon okay sei und er auch ein Bier trinken dürfe.
      „Ich trinke keinen Alkohol, der macht alt.“
      Sofort stelle ich die Falsche zur Seite und sage, dass das eine weise Entscheidung wäre. Er sagt zu mir, dass, wenn er älter wird, nicht so eine schlechte Haut wie ich bekommen wollte.
      „Ich hab eine schlechte Haut?“
      Vincent verneint vehement. Markus nickt stark.
     
    Die heiße Kartoffel in Folie wird von Vincent serviert und Max erzählt, dass er es liebe in freier Natur zu schlafen und er könne sich ein Leben ohne seinen Wohnwagen nicht mehr vorstellen. Helga sieht ganz gerührt zu ihren Mann, tätschelt ihm auf die Knie und ich sehe unseren Wohnwagen an, den ich geschruppt habe, damit er gut aussieht und Vincent hat die Rostflecken entfernt, damit er wieder wie neu aussieht.
      „Wie gerne wäre ich jetzt in einem Fünf-Sterne-Hotel“, sage ich und anscheinend hat das niemand anderer gehört, als Markus, der mir zunickt.
      Immer wenn Vincent mit einer Folienkartoffel zurück zum Klapptisch kommt, gibt er mir einen Schmatz und sagt: „Das ist mein Freund, den ich über alles liebe.“
      „So, mir seid ihr zu freaky, ich gehe jetzt in den Wohnwagen und …“
      „Was tust du denn dort?“
      „Lass ihn doch, er ist ein guter Junge“, sage ich und komme mir vor wie eine alte, dicke Afroamerikanerin, die ihren Enkel gerade gelobt hat.
      Helga, die schon ziemlich einen sitzen hatte, machte eine Handbewegung zwischen ihren Beinen und sagt dann: „Wixen will er, was sonst?“
      „Tschau Markus, wir sehen uns zur ersten Nachhilfestunde.“
      Der junge Mann nickt und Vincent und Max lachen. Mit ein paar ausgesprochenen Flüchen verzieht sich der Junge in den Wohnwagen, und wurde für den Rest des Nachmittages nicht mehr gesehen.
      Helga, die in ihrem Element als Mutter – wenn sie besoffen ist voll aufgeht – schreit ihrem Sohn zurück: „Sei froh, dass wir einen Nachhilfelehrer für dich organisiert haben.“
      „Schon okay, Helga“, sage ich zu ihr und sie stößt mit ihrer Flasche gegen meine, dass meine Flasche vom Klapptisch fällt und ich mir eine neue holen muss.
      Vincent, der auch schon ziemlich betrunken ist, sagt: „Immer wenn wir diese Millinenshow da schauen, mit dem Armin, dann weiß er immer so viele Sachen, ich denk, dass er ein toller Nachhilfelehrer für Ma-Ma-Markus ist.“
      „Ja, danke, dass du das machst“, sagt Helga verzweifelt. „Ich dachte eigentlich, wir hätten es hinter uns, aber er muss die Klasse wiederholen, es ist so schrecklich. Mutter zu sein, ist schrecklich.“
      „Aber nein“, säusle ich wieder und blicke Vincent an, dass er mir helfen sollte, weil Helga u weinen anfängt.
      Vincent nickt Max zu, der dann auch nickt und beruhigende Worte zu seiner Frau sagt.
      Ich drückte Vincent an mich flüstere ihm zu: „Nie mehr wirst du von mir hören, dass ich eine Familie mit dir gründen will. Auf ewig nur wir zwei.“ Und auch diese Situation erinnert mich an Sex and the City , wenn Carry und Mr. Big beschließen kinderlos zu bleiben und sie spüren, dass sie sich zu weit voll und ganz genügen.
      „Danke Carry“, sage ich und Vincent sagt: „Danke Mr. Big.“
     
    Wie auf Kommando
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