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Eine Frau mit Geheimnis

Eine Frau mit Geheimnis

Titel: Eine Frau mit Geheimnis
Autoren: JOANNA MAITLAND
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Inseln auch das Festland erreichen?“
    „Das vermute ich. Aber da ich der Navy nicht angehöre, weiß ich nichts von solchen Dingen.“
    Alex gewann den Eindruck, er hätte diese Worte sehr sorgfältig gewählt. „Aber Sie sind zur See gefahren, Monsieur. Das haben Sie erwähnt.“
    „Ja, ein wenig. Jedenfalls genug, um zu erkennen, dass ich festen Boden unter meinen Füßen vorziehe. So wie Sie, Ca pitaine.“
    In diesem Moment gesellte sich der Kapitän der Impreg nable hinzu. „Wie schön, Sie wieder auf den Beinen zu sehen, Capitaine Alexandrow“, sagte er in unsicherem Französisch. „Offenbar hat Seine Gnaden, der Duke, gut für Sie gesorgt.“
    O Gott, es stimmt … „Der Duke?“, wiederholte sie und heuchelte Staunen. „Aber – Monsieur hat sich einfach nur als ‚Calder‘ vorgestellt.“
    „So wie es seine Art ist, Capitaine Alexandrow. Hier sehen Sie Dominic Aikenhead, den vierten Duke of Calder. Bedauerlicherweise hat er Ihnen einen Streich gespielt.“
    Als wollte der Herzog seinen hohen Rang betonen, straffte er die Schultern. Aber seine Augen funkelten. „Verzeihen Sie mir, Alexej Iwanowitsch. Da wir während der Anwesenheit des Zaren in England zusammenarbeiten werden, dachte ich, es wäre zu umständlich, wenn Sie mich dauernd mit ‚Euer Gnaden‘ ansprechen müssten.“
    „In der Tat, Euer Gnaden“, stimmte Alex zu und unterdrückte ein Lächeln. „So werde ich Sie in Zukunft nur selten anreden. Sind Eure Gnaden damit einverstanden?“
    Da brach er in Gelächter aus. „Zum Teufel mit dem Jungen, jetzt hat er’s mir heimgezahlt.“
    „Das haben Sie verdient, Sir“, bemerkte Capitän Wood.
    „Aye, wahrscheinlich.“ Wieder zu Alex gewandt, schlug er vor: „Nennen Sie mich einfach ‚Calder‘, und für mich sind Sie ‚Alexandrow‘ oder ‚Alexej Iwanowitsch‘. Einverstanden?“
    „O ja“, antwortete Alex und spürte, wie sich ihr Herz erwärmte.

3. KAPITEL

    „Wie geht es Ihnen jetzt, Alexej Iwanowitsch?“
    Im Augenblick war Alex nicht im Dienst, und so stand sie bei den zahlreichen Schaulustigen und beobachtete die Ereignisse. Hatte der Duke sie nur aufgesucht, um sich nach ihrem Befinden zu erkundigen? Seltsam, aber ein weiteres Zeichen seiner Freundlichkeit.
    „Danke, Calder, viel besser“, antwortete sie höflich, „seit ich den festen Boden von Dover unter meinen Füßen spüre.“
    „Haben Sie schon etwas gegessen?“
    „Nein.“
    „Warum nicht?“, fragte er in scharfem Ton.
    Erbost runzelte sie die Stirn. Wenn sie ihm auch dankbar war – er hatte nicht das Recht, über ihr Leben zu bestimmen. „An Bord des Schiffs brachte ich keinen Bissen hinunter. Und jetzt, an Land, ergab sich noch keine Gelegenheit. Ich muss Seiner Majestät dienen. Und ich darf meine Pflichten nicht vernachlässigen, um meinen Bauch zu füllen, so hungrig ich auch sein mag.“
    Mehrere ärgerliche Leute ermahnten sie zu schweigen, denn nun würden einige Würdenträger dem Zaren im Namen der Bürger von Dover die Ehre erweisen.
    Alex stand unbewegt da, um eine ahnungslose Miene bemüht. Natürlich verstand sie jedes Wort der langweiligen Ansprachen.
    Danach trat der Zar vor und erwiderte: „Obwohl ich gewisse Kenntnisse von Ihrer Sprache besitze“, begann er zur allgemeinen Verblüffung, „beherrsche ich sie nicht gut genug, um Ihnen auf Englisch zu antworten. Deshalb bitte ich die Mitglieder des Empfangskomitees, die französisch sprechen, als meine Dolmetscher für die Herrschaften zu fungieren, die dieser Sprache nicht mächtig sind.“ Dann fuhr er auf Französisch fort, und seine Rede wurde mit herzlichem Beifall aufgenommen.
    „Welch eine Überraschung, Alexej Iwanowitsch“, bemerkte Calder. „Wussten Sie Bescheid über die Talente Ihres Monarchen?“
    „Nun – ich wurde erst vor kurzer Zeit zum Adjutanten Seiner Majestät ernannt, Sir, und ich fand noch nicht heraus, dass er englisch spricht. Wie sollte ich?“
    „Ja, in der Tat, wie sollten Sie? Beherrscht irgendjemand im Gefolge des Zaren unsere Muttersprache?“
    „Wahrscheinlich nahmen die Mitglieder unseres Stabs an, die meisten unserer Gastgeber würden französisch sprechen.“ So gut sie es vermochte, wich sie der Frage aus. Diesen Mann wollte sie nicht belügen, denn sie fürchtete, er würde es merken.
    „In England beherrschen außer den meisten Adligen nur wenige die französische Sprache. Die königliche Familie spricht deutsch. Davon werden der preußische König und Generalfeldmarschall Blücher
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