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Eine fast perfekte Tarnung Meisterspionin Mary Quinn

Eine fast perfekte Tarnung Meisterspionin Mary Quinn

Titel: Eine fast perfekte Tarnung Meisterspionin Mary Quinn
Autoren: Y Lee
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sehen.
    Das war die Gelegenheit, auf die sie gewartet hatte. »Das da«, sagte sie und trat ihm in die Weichteile.
    Ein schmerzliches Brüllen. Ein Kinnhaken, der sie fast ohnmächtig werden ließ.
    Blindlings griff Mary um sich, und plötzlich merkte sie, dass sie einen Sims des Glockenstuhls zu fassen bekommen hatte. Der Schlag gegen ihr Kinn kam von der Brüstung.
    »Mein Gott, Mary! Halt dich fest!« James war bei ihr. Sein Gesicht war bleich und verzweifelt und er umklammerte ihre Unterarme.
    »Keenan! Wo ist Keenan!«
    James sah sich nicht mal um. »Zur Hölle mit Keenan. Abgehauen. Kannst du dich an meinen Handgelenken festklammern?«
    Das ging. Eine Minute später   – bestimmt war es viel kürzer, aber es fühlte sich so an   – taumelte sie über die Brüstung in seine Arme. Er fiel auf den Bo den zurück, drückte sie fest an sich, an seine Brust, so fest, dass es wehtat. Sein Herz schlug mit furchterregender Geschwindigkeit und sein Kinn grub sich in ihr Haar.
    »Mein Gott, Mary. Oh mein Gott. Ich dachte   – oh Mary.«
    Er bedeckte ihr Haar und ihr Gesicht mit Küssen, und als sie seine Liebkosungen erwiderte, stöhnte und lachte er gleichzeitig. »Du unvorsichtige, halsbrecherische, unmögliche, verdammte kleine Närrin. Du wärst fast umgekommen, nur weil du ihm unbedingt in die   … treten wolltest!«
    »Wollte ich nicht«, wehrte sie sich und musste jetzt auch lachen. »Ich hab mich verschätzt.«
    »Na gut, dann geht’s ja noch mal.« Er rollte sie auf den Rücken. »Idiotin.«
    »Wer ist der Idiot? Du warst dabei, all seine Bedingungen anzunehmen, nur um   –«
    »Um dein Leben zu retten«, stimmte er zu und küsste sie wieder, so fest, dass sie kaum Luft bekam. »Verdammt töricht von mir.«
    »Der hätte sein Wort doch nie gehalten. Du hättest alles Mögliche zugesagt und er hätte mich einfach so zum Spaß fallen lassen.«
    »Ich nehme an, dass du mir jetzt Vorwürfe machst, dass ich ihn habe entkommen lassen.«
    Sie sah ihn forschend an. Seine Augen waren blutunterlaufen, sein Puls ging viel zu schnell, und seine Haut war heiß und trocken. Die Wirkung dieses zweifelhaften »anregenden Mittels«, das er vorhin genommen hatte, ließ offensichtlich nach, und binnen Kurzem würde es ihm sehr schlecht gehen   – und er würde dazu auch noch unleidlich werden. Aber trotz allem konnte sie sich nichts vorstellen, was sie lieber wollte als das hier; und sie wollte an keinem anderen Ort sein. »Nein«, sagte sie. »Mach ich nicht.«
    Er tat schockiert.
    »Ich glaube, dass sie ihn erwischt haben. Hör mal.« Sie lauschten, und durch den Luftschacht hörten sie den Hall schwerer Stiefel, ein angestrengtes Grunzen, einen trotzigen Aufschrei. »Die Polizei ist auf dem Weg hierher.«
    »Hm.«
    »›Hm‹? Mehr hast du nicht zu sagen?«
    »Tja, normalerweise wäre ich ja froh   …«
    »Aber jetzt nicht?«
    Er küsste sie wieder, innig und liebevoll. »Wie lange haben wir? Fünf Minuten?«
    »Weniger, denke ich.« Trotzdem klammerte sie sich an ihn und küsste ihn ebenfalls.
    »Dieses dämliche England   – an jeder Ecke steht ein Polizist rum.«
    »Mmmm. Und wenn wir so weitermachen, dann nehmen sie uns auch noch fest.«
    »Nur mich, glaube ich. Ich bin bereit, das zu riskieren.«
    Darüber musste sie lachen und versuchte, sich von ihm zu befreien. »Und was ist mit mir und meinem makellosen Ruf?«
    Eine neue Stimme, die süffisant klang, obwohl sie ganz außer Atem war, ertönte im Glockenstuhl. »Ich glaube, um sich darüber Gedanken zu machen, ist es schon zu spät, Miss.«
    Mary schloss die Augen und stöhnte.
Verdammt noch mal.
    James war bei der ersten Silbe hochgefahren. Dann lief ein breites Grinsen über sein Gesicht und er ließ sich auf den Boden sinken. »Gott sei Dank«, sagte er und klang plötzlich ganz entkräftet. »Bring uns nach Hause, Barker.«

Dreißig
    S o kam es nicht. Denn nachdem Mary Barker geholfen hatte, den fröstelnden, fast bewusstlosen James in die Kutsche zu verfrachten, sprang sie wieder herunter. Barkers fragenden Blick erwiderte sie mit einem Kopfschütteln. »Ich melde mich per Brief.« Sie wartete nicht auf seine Antwort und verabschiedete sich auch nicht richtig von James.
    Ebenso wenig kehrte sie zu der blutigen Szene am Fuße des Turms zurück. Aus der Entfernung konnte sie eine recht große Menschenansammlung sehen: uniformierte Polizei, ein Polizeiarzt, Kommissare vom Yard, wahrscheinlich auch jemand von der Agentur. Sogar Peter Jenkins. Und wenn
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