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Eine Braut zu viel: Roman (German Edition)

Eine Braut zu viel: Roman (German Edition)

Titel: Eine Braut zu viel: Roman (German Edition)
Autoren: Sarah Harvey
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beschließe, diesen Seitenhieb zu überhören, und wende mich direkt an Richard.
    »Es tut mir Leid, Richard. Wenn es nur um die fehlende Romantik gegangen wäre, hätte ich ja vielleicht nichts gesagt. Aber leider fehlen auch eine ganze Menge anderer Dinge.«
    »Als da wären?«, fragt er entrüstet, da er sich eigener Mängel natürlich überhaupt nicht bewusst ist.
    »Tja …« Ich blicke auf seinen Schritt, hinter dem sich Beweisstück »A« verbirgt. Dann sehe ich zu meiner Mutter, die säuerlich auf einem meiner Schokokekse herumkaut, als hätte sie Angst, sich zu vergiften.
    Das ist doch lächerlich.
    »Müssen wir das denn vor Publikum klären? Ich kann es ehrlich gesagt, nicht fassen, dass du sie mitgebracht hast.«
    »Ganz richtig, ganz richtig«, sagt Dad erleichtert und hievt seinen hoch gewachsenen Körper vom Sofa hoch. »Ich finde, wir sollten die beiden sich selbst überlassen, nicht wahr?«
    Als er Richtung Tür geht, wird mir bewusst, dass ich alles will, nur nicht mit Richard allein sein. Ich wünschte, ich hätte den Mund gehalten. Doch es gibt keinen Anlass zur Sorge. Mutter hat natürlich nicht im entferntesten die Absicht zu gehen.
    »Setz dich wieder, Drew. Richard wollte, dass wir mitkommen.«
    Es gelingt ihr, gleichzeitig ein aufmunterndes Lächeln in Richards Richtung zu werfen und einen finsteren Blick in meine.
    Dad setzt sich wieder.
    »Es tut mir aufrichtig Leid«, sage ich zum hundertsten Mal, »wirklich, aber ist es nicht besser, dass ich es jetzt bemerke statt sechs Monate nach der Hochzeit? Ich weiß, es wirkt grausam von mir, aber es ist das einzig Richtige, glaubt mir.«
    Mit Entrüstung und Verärgerung hat Richard es bereits probiert. Jetzt wählt er eine neue Taktik.
    »Also wirklich, Felicity, ich verstehe das einfach nicht«, säuselt er und setzt den Blick des verlorenen kleinen Jungen auf, den er immer benutzt, um Klienten, alte ehrwürdige Richter und unentschlossene Geschworene zu bezirzen. Den Blick, mit dem er mich auch ins Bett gekriegt hat; große braune Augen sehen unter dichten schwarzen Wimpern zu mir auf. Der meine Knie und diverse andere Teile meines Körpers zum Schmelzen brachte. Und der mich jetzt nur noch ankotzt.
    » Ich auch nicht«, stimmt meine Mutter nachdrücklich zu. »Sieh dir nur mal an, was du da wegwirfst, sieh es dir genau an. Und dann sag mir, dass du immer noch überzeugt bist, das Richtige zu tun!«
    »Ich respektiere dich nicht, Richard. Wie kann ich jemanden heiraten, vor dem ich keinen Respekt habe?«
    »Aber er ist Anwalt«, sagt Mutter, als mache diese Tatsache den Mangel an Respekt sofort wieder wett. »Himmel, Mädchen, was ist nur los? Ist dir nicht klar, was du da wegwirfst?«, fährt sie fort, als ich nur ungläubig den Kopf schüttle. Allmählich klingt sie hysterisch. »Richard ist brillant, wunderbar und talentiert. Und er ist der geborene Gentleman. Anscheinend weißt du gar nicht, was für ein Glück du hattest, ihn zu finden.«
    Sally nickt zustimmend. Mir platzt der Kragen.
    »Und er ist der geborene Schwächling! Ein Gentleman ist in der Lage, seine eigenen Schlachten zu schlagen. Er versteckt sich nicht hinter dem Rockzipfel seiner zukünftigen Schwiegermama. Entschuldigung, seiner ehemaligen zukünftigen Schwiegermama.«
    »Wie kannst du es wagen, so mit mir zu reden?«, tobt sie und läuft knallrot an, während ich vor dem mörderischen Funkeln ihrer Augen zurückzucke.
    Hilfe naht aus einer gänzlich unerwarteten Richtung.
    »Schon gut, Miriam.« Zu meiner Überraschung erhebt sich Richard vom Sofa, an dem er bisher mit Sekundenkleber festgeschweißt schien. »Danke, dass du für mich Partei ergreifst, aber ich denke, Felicity hat ihre Gefühle mehr als deutlich zum Ausdruck gebracht. Es ist eklatant, wie sinnlos es wäre, dieses Gespräch fortzusetzen.«
    Verdutzt starre ich ihn an.
    Wenn das nicht die schnellste Kehrtwendung in der Geschichte war!
    Er wirkt seltsam würdevoll, und ich erhasche einen flüchtigen Blick auf den Mann, für den ich ihn hielt, als wir uns begegneten. Er hält mir die Hand hin.
    »Ich respektiere Felicitys Entscheidung, auch wenn ich sie keine Sekunde verstehe. Leb wohl, Felicity.«
    Widerspruchslos ergreife ich sie. Sein Griff ist fest, seine Hand warm, sein Blick stetig. Eine Sekunde lang frage ich mich, ob ich das Richtige tue, doch dann kommt der wahre Richard zum Vorschein.
    »Aber bilde dir nicht ein, du könntest wieder angekrochen kommen, wenn du kapierst, was für einen entsetzlichen
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