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Eine Braut gehoert dazu

Eine Braut gehoert dazu

Titel: Eine Braut gehoert dazu
Autoren: Milli Criswell
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Zum Beispiel, dass Megan Rosenkohl hasste, dass Andrew sich im vergangenen Jahr beim Sturz von einem Baum den Arm gebrochen hatte, und dass ihr Hund Barnaby nicht ins Haus durfte, weil er auf den Teppich pinkelte.
    Die Kinder fühlten sich völlig unbefangen in Merediths Gegenwart und lachten hin und wieder laut über ihre Witze.
    Diese Tatsache entging Adam nicht, dem es sehr schwer fiel, mit seiner Nichte und seinem Neffen zu kommunizieren. Er war es gewohnt, mit Geschäftsführern großer Konzerne und Politikern zu reden, aber im Umgang mit Kindern fühlte er sich unbehaglich und wurde wortkarg.
    Merediths gutes Einvernehmen mit den Kindern ließ ihn seine Verärgerung vergessen und an reizvolle Möglichkeiten denken. Unwillkürlich sagte er: “Bleiben Sie doch zum Lunch, Miss Baxter, damit wir unsere Diskussion über die Hochzeit fortsetzen können.”
    Die Einladung verblüffte Meredith. Doch ihr knurrender Magen und die Bitten der Kinder nahmen ihr die Entscheidung ab. Sie verspürte großes Mitleid mit den beiden kleinen, verlorenen Seelen, die in einem so zarten Alter den Tod der Person, die den Mittelpunkt ihrer Welt bedeutet hatte, verkraften mussten - noch dazu von der Hand ihres Vaters, zu dem sie eigentlich hätten aufblicken können sollen.
    Während eines köstlichen Mahles aus Geflügelsalat, Nussbrot und frischem Obst besprachen Meredith und Adam verschiedene Örtlichkeiten, an denen die Hochzeit und der Empfang abgehalten werden konnten. Schließlich entschieden sie sich für den vornehmen Country Club von Morgantown, dem die Morgans schon seit der Gründung kurz nach dem Bürgerkrieg angehörten.
    Als sich das Gespräch den Brautkandidatinnen zuwandte, hatten die Kinder einige Ratschläge zu bieten.
    “Sie müssen aufpassen, dass die Frauen Modelleisenbahnen mögen, Miss Baxter”, verkündete Andrew. “Onkel Adam liebt es, mit seinen Zügen zu spielen.”
    Mit großen Augen blickte Meredith von ihrem Teller zu Adam auf und fragte sich, womit er sonst noch gern spielte.
    Seine Ohren waren so rot wie seine Krawatte. Er wirkte sehr verlegen, und das empfand sie als charmant. “Ist dem so?”
    “Ja. Onkel Adam lässt niemanden …”

    “Das reicht, Andrew. Miss Baxter ist bestimmt nicht an meinen persönlichen Gewohnheiten und Hobbys interessiert.”
    “Ganz im Gegenteil, Mr. Morgan. Je mehr ich über Sie erfahre, um so leichter wird es mir fallen, jemanden zu finden, der zu Ihnen passt - natürlich von Schimpansen abgesehen.”
    Er bedachte ihr neckisches Lächeln mit einer anmaßend hochgezogenen Augenbraue.
    “Er mag keine Hunde, das weiß ich”, verkündete Megan. Sie drehte sich um und blickte aus dem Fenster zu Barnaby, der mit unglücklicher Miene zu ihnen hineinstarrte, einige Male bellte und hoffnungsvoll mit dem Schwanz wedelte.
    “Megan, es geht nicht darum, dass ich keine Hunde mag”, entgegnete Adam sanft. “Aber wir haben hier einige sehr teure Teppiche auf dem Fußboden liegen, und der Hund kann offensichtlich nicht zwischen ihnen und dem Gras unterscheiden.”
    “Aber Barnaby ist einsam draußen, Onkel Adam. Er hat bloß Angst, weil es ein neues Haus ist und überhaupt alles ganz anders ist.”
    Meredith fragte sich, ob Megan über den Hund oder über sich selbst sprach. Adams ausdruckslose Miene ließ vermuten, dass er sich diese Frage jedoch nicht stellte.
    “Regeln sind Regeln, Megan. Und was haben wir über Regeln gelernt?”
    “Sie sollen nicht angezweifelt, sondern befolgt werden”, rezitierten die beiden Kinder wie aus einem Munde.
    Meredith verspürte den Drang, Adam zu schütteln, um ihn zur Vernunft zu bringen. Doch sie beherrschte sich.
    Offensichtlich liebte er seine Nichte und seinen Neffen, vermochte aber keine gute Beziehung zu ihnen aufzubauen. Statt sich mit ihnen auf einer Ebene zu unterhalten, die sie verstehen konnten, sprach er mit ihnen, als würde er eine Fusion in einem Konferenzsaal diskutieren.

    Doch das ging sie nichts an. Es war klüger, sich nicht für die privaten Probleme eines Klienten zu engagieren. Aber ihr missfiel die Vorstellung, dass diese liebenswerten Kinder zu Duplikaten ihres pompösen, millionenschweren Onkels heranwuchsen - hart, unnachgiebig, unfähig zu lieben.
    Ihr Appetit war plötzlich verschwunden. Sie verabschiedete sich unter einem Vorwand, eilte aus dem Herrenhaus und schwor sich, sich niemals für jemanden zu engagieren, der zum Lunch drei verschiedene Arten von Besteck benutzte. Und der keine Hunde mochte.

3.
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