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Eine besondere Behandlung (German Edition)

Eine besondere Behandlung (German Edition)

Titel: Eine besondere Behandlung (German Edition)
Autoren: Philippa L. Andersson
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bei den AB-Nachrichten ist: »Ich sehe gerade, ich hab dein Handy bei mir. Meld dich einfach, wenn du wieder da bist, ja?« Und nach kurzem Zögern: »Ach, und falls es dir noch nicht klar ist: Wir müssen reden. DRINGEND. In Großbuchstaben.«
    Huch, was war das denn?! Ich starre völlig platt auf mein Telefon, das mir immer noch die neun Anrufe anzeigt, aber mit dem panischen Blinken aufgehört hat. Das alles muss ein Scherz sein! Ich meine, warum sollte man nur am 1. April Leute hinters Licht führen? Ganz sicher bin ich mir jedoch nicht. Wo finde ich das aktuelle Datum am schnellsten und zuverlässigsten?, überlege ich fieberhaft.
    Mein Blick streift durch die Wohnung und bleibt beim Fernseher hängen. Erst zappe ich durch die Kanäle. Typisch, keine Nachrichten, wenn man sie braucht! Dann finde ich den richtigen Knopf, um zum Videotext zu switchen. Und da steht es: Weiß auf Schwarz: Heute ist Sonntag, der 2. Januar. Die Typen vom Fernsehen werden doch wohl keinen deutschlandweiten Witz extra für mich geschaltet haben, oder doch? Nein, das ist völlig ausgeschlossen, die irren sich nie. Zumindest, wenn's um das Datum geht. Aber dann hab ich ja ...
    Oh verdammt ...
    Das gibt's doch nicht ...
    Der Schock kommt in Wellen, während ich immer noch aufs Datum starre und im Hintergrund irgendeine Quizshow läuft. »Und nun meine Damen und Herren freuen Sie sich mit uns auf ...!« Der Applaus übertönt den Namen und ich denke mir: Auf wen? Auf wen? Merkwürdig, mir ist so, als hätte ich mich das schon einmal gefragt. Das muss eine Wiederholung sein. Laufen die nicht meist einen Tag später? Ich gehe alle Indizien durch. Ob ich will oder nicht: Ich muss daran zurück denken, wie ich wach geworden bin. Daran, wie wohl ich mich gefühlt habe. Ich denke an die Anrufer, die alle so klingen, als würde ich ganz und gar nicht mehr ich selbst sein. Und dann trifft mich der Schlag. Ich kann mich an einen ganzen Tag absolut nicht erinnern. Null Komma nichts kommt mir in den Sinn. Ich weiß nur, dass ich mich so glücklich fühle, wie ... eigentlich wie nie zuvor. Und ich weiß nicht mal warum. Immerhin: Dann kann es nichts Schlimmes bedeuten. Oder? Oder! Nein, halte ich für mich fest. Nur, warum kann ich mich dann nicht erinnern? Verdrängt man normalerweise nicht traumatische Ereignisse?
    Für einen kurzen Augenblick überlege ich, was als nächstes zu tun ist. Denk pragmatisch! Ich greife zum Hörer und gleich nach dem ersten Freizeichen hebt jemand ab.
    »Du lebst!«, ruft Mama aus. So übertrieben ich es auch finde, sie hört sich verdammt erleichtert an.
    »Natürlich lebe ich«, gebe ich gelassen zurück, als sei es völlig normal, dass ich mich nach Trillionen Anrufen erst einen Tag später bei ihr melde. Wie kann Mama daran zweifeln? Ich habe in meinem ganzen Leben noch nie etwas Dummes angestellt, ich schwöre. Und dass ich noch vor der 30 damit anfange, glaube ich einfach nicht. Dafür bin ich zu glücklich.
    Upps, was hat sie grad gesagt?
    Ich bin abgedriftet, aber Mama holt mich sofort in die Realität zurück und packt fünf Fragen in eine: »Was ist passiert, wo hast du gesteckt, geht es dir gut, wann kommst du, du kommst doch?«
    Ich gerate ins Trudeln: »Ich komme wohin?«, frage ich vorsichtig nach und denke für einen Augenblick, dass ich mich vielleicht an noch mehr nicht erinnern kann. Ich schließe die Augen und gehe in Gedanken zurück ins alte Jahr: Ich sehe mich im Club mit Kate, ich sehe mich die Mascara nachtuschen für den Abend, ich sehe mich die Tage davor bei Energy Solutions Verträge ablegen, den letzten Status der Projekte vermerken und aufräumen und ich sehe mich beim Weihnachtsessen meiner Eltern. Nein, alle Tage sind da, nur dieser eine nicht, wie ich mir widerstrebend eingestehen muss. Wovon redet Mama?
    »Das Neujahrstreffen, in einer Woche«, plaudert Mama weiter, als sei das die natürlichste Antwort von allen.
    Bei mir macht es nicht mal ein superleises Klick. »Ach ja«, sage ich vage.
    »Elizabeth Schneider, mein liebes Fräulein, du wirst doch wohl nicht das Essen vergessen haben! Die ganze Familie kommt, in einer Woche, und es gibt Pute und du hast versprochen, dass du uns ebenfalls endlich einmal wieder mit deiner Anwesenheit beehren wirst.« Keine Frage, Mama regt sich wahnsinnig auf. Doch ich bin mir immer noch keiner Schuld bewusst. Seit wann verspreche ich, bei so vielen Unds dabei zu sein? Ich blättere hektisch in meinem Jahreskalender. Kein Eintrag.
    »Ach, DAS Treffen«,
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