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Einarmige Banditen

Einarmige Banditen

Titel: Einarmige Banditen
Autoren: Ulf Blanck
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in der Brieftasche. Lasst uns jetzt überlegen, was die beiden Buchstaben bedeuten sollen!«  Peter nahm sich einen Zettel und schrieb lauter  Wörter auf, die mit H a begannen. »Hammerhai,  Halunke, Hagel, Hampelmann, Hatschi … «
    »Nun hör schon auf, Peter!«, unterbrach ihn  Justus. »Es muss natürlich Sinn machen. Wir suchen einen Treffpunkt, einen Ort. Bei einem Hammerhai kann man sich ja wohl schlecht treffen.«

    Bob wühlte währenddessen in alten Apfelsinen kisten und fand ein zerfleddertes Wörterbuch. »Es nützt nichts. Wir müssen systematisch vorgehen.  Ich lese jetzt alle Wörter vor, die mit H a beginnen.  Also: Haare, Habe, Habsucht, Hackepeter … «  Bei jedem Wort schüttelten seine beiden Freunde  genervt die Köpfe. » … Hackfleisch, hadern, Hafen, Hafergrütze … «
    »Moment! Wie war das?«, unterbrach ihn Peter.  Jetzt klingelte es auch bei seinen beiden Freunden. »Hafen!«, wiederholten sie alle gleichzeitig.  Justus ballte die Faust. »Natürlich! Wieso sind  wir nicht gleich darauf gekommen? Der nächste  Treffpunkt für die Spieler ist garantiert unser  kleiner Fischereihafen. Und jetzt wird mir auch  klar, was ›Calimbra‹ zu bedeuten hat. Das ist  bestimmt ein Schiff. Klar, die sammeln alle Leute ein und fahren mit denen aufs Meer hinaus. Dort werden sie beim Glücksspiel wenigstens nicht von der Polizei überrascht. Genial!«
    »Meinst du, es geht heute schon los?«, fragte Bob.  Justus sah auf die Uhr. »Das kann ich mir kaum  vorstellen, denn es ist schon recht spät. Ich denke, wir treffen uns gleich morgen früh um neun wieder hier und suchen dann im Hafen nach der Calimbra.«  Die drei verschlossen ihr Geheimversteck und  fuhren zurück nach Rocky Beach.
    »Dann bis morgen«, verabschiedete sich Justus  und fuhr durch die große Toreinfahrt.  Onkel Titus bastelte vor seinem Schuppen immer  noch an einem alten Kühlschrank herum. »Hallo,  Just. Das schrottreife Ding habe ich auch bald  wieder hingekriegt. Und wenn den Kasten keiner  kaufen will, dann werde ich ihn einfach in meinen Pick-up einbauen. Was hältst du davon?«
    »Gute Idee. Dann haben wir unterwegs immer
    kalte Cola.« Bis zum Abendbrot half Justus seinem Onkel mit dem Kühlschrank. Von ihm hatte er schon vieles gelernt und konnte ohne weiteres einen kaputten Rasenmäher reparieren.
    »Onkel Titus, warst du eigentlich schon mal in  Las Vegas?«
    »In Vegas? Ja, vor Jahren mal mit deiner Tante.  Wir haben uns eine der großen Shows angeguckt  und sind abends durch die Stadt gebummelt. Dort  kannst du hingehen, wo du willst. Überall gibt es Spielautomaten, die einem das Geld aus der Tasche ziehen. Früher war das alles einmal Wüste. Nur Sand, Skorpione und Kakteen. Indianerland eben.  Und da herrschten andere Gesetze. Deshalb ist auch 

    heute noch in Nevada das Glücksspiel erlaubt. In den anderen amerikanischen Staaten gibt es das nicht. Alle Spieler zieht es nach Las Vegas. Und die Stadt wächst und wächst. Alles wird immer größer, höher und noch unglaublicher. Die haben den Eiffelturm und halb Venedig nachgebaut – komplett überdacht. Alles vom Geld der Millionen Spieler, die in die Stadt kommen. Tja, am Ende gewinnen  eben immer die Casinos.«
    »Und warum spielen die Leute, wenn doch klar  ist, dass sie verlieren?«
    »Tja, das ist eine gute Frage. Eigentlich weiß es jeder und dennoch lockt die Aussicht auf das große Geld. Ich habe damals übrigens keinen Cent in die Automaten gesteckt.«
    »Weil du nicht an dein Glück geglaubt hast?«  Onkel Titus lachte. »Das schon, aber deine Tante stand die ganze Zeit hinter mir.«  Am Horizont verschwand allmählich die Sonne  und der Himmel färbte sich dunkelrot.  In der Nacht träumte Justus von riesigen Geldbergen, die aus bunten Automaten rasselten.  Am nächsten Morgen wurde Justus vom knattern den Auspuff des Pick-up geweckt. Verschlafen  trottete er zum Fenster und blickte über den  Schrottplatz. Gerade verließ Onkel Titus mit dem reparierten Kühlschrank auf der Ladefläche das  Grundstück. In diesem Moment fiel Justus die  Verabredung an der Kaffeekanne ein. Es war schon zwanzig vor neun. In Windeseile zog er sich an, rannte, noch mit der Zahnbürste in der Hand, die Treppe hinunter und schnappte sich in der Küche einen Apfel. Tante Mathilda sah ihn verstört an.
    »Justus, was ist los? Kein Frühstück?«
    »Ich mach Diät«, grinste er und war schon nach  draußen zu seinem Fahrrad
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