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Ein vortrefflicher Schurke (German Edition)

Ein vortrefflicher Schurke (German Edition)

Titel: Ein vortrefflicher Schurke (German Edition)
Autoren: Sabrina Jeffries
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veröffentlicht wurde. »Darf ich es behalten?«
    »Gewiss doch. Abby ist schon damit durch.« Ravenswood sah ihn neugierig an. »Hast du ihre Romane gelesen?«
    Giles war sofort auf der Hut. »Und
du
?«, erwiderte er.
    »Ich habe bisher nur das gelesen, was in der Zeitschrift steht. Klingt spannend. Es gibt da eine Figur, die mich an dich erinnert.«
    »Tatsächlich?«, entgegnete Giles und bemühte sich, nicht allzu interessiert zu klingen. Verdammt noch mal! Wenn es sogar Ravenswood aufgefallen war …
    Sobald er zu Hause war, musste er den Text Wort für Wort studieren.
    Unversehens kam ihm ein Bild von vor neun Jahren in den Sinn: das einer hübschen jungen Frau, die ein Marie-Antoinette-Kostüm mit einem solchen Liebreiz getragen hatte, dass ihn die Erinnerung daran schmerzte. Mit neunzehn war Minerva zu einer klassischen Schönheit mit vollen, geschwungenen Lippen, langen Wimpern und hohen Wangenknochen herangewachsen. Doch außer ihrem Aussehen hatte Minerva wahrlich nichts Klassisches an sich gehabt.
    Er konnte immer noch nicht fassen, dass die freche Göre von ihm hatte wissen wollen, was er bei Newmarsh gemacht hatte, und dann auch noch einen Kuss von ihm erpresst hatte. Und er konnte nach wie vor nicht fassen, was geschehen war, als er sie geküsst hatte, um sie zu lehren, wie gefährlich es war, einen Schuft wie ihn in Versuchung zu führen.
    Irgendwie hatte er in diesem Moment vergessen, dass sie die Schwester seines besten Freundes und er nur ein zweitgeborener Taugenichts war, der am Anfang einer ungewissen Karriere stand und nicht in der Position war, sich eine Geliebte oder gar eine Ehefrau zu suchen. Der Kuss war intensiver geraten als beabsichtigt, gefährlicher und … berauschender. Sie hatte ihn dazu gebracht, das Undenkbare zu denken und herbeizusehnen.
    Und so war es immer noch.
    Schade, dass sie ihn inzwischen hasste! Das hatte sie in ihren Büchern deutlich zum Ausdruck gebracht, indem sie ihn als Romanfigur zur Schau gestellt und kein gutes Haar an ihm gelassen hatte, während sie der Aufdeckung seiner Geheimnisse immer näher gekommen war.
    Auf dem Valentinsball, den sie beide vor ein paar Monaten besucht hatten, war Giles sich des Problems zum ersten Mal bewusst geworden. Bis dahin hatte er noch nie einen Roman von ihr gelesen. Er hatte genug Mühe damit gehabt, den Kuss hinter sich zu lassen, ohne ständig Minervas Stimme im Kopf zu haben.
    Doch ihr gemeinsamer Tanz hatte das Feuer von Neuem geschürt. Sie hatten sich dabei unterhalten, und eine Anspielung war auf die andere gefolgt, bis sein Blut in Wallung geraten war und ihre Bemerkungen immer frecher geworden waren. Schließlich hatte er befürchtet, er könne den Kopf verlieren und etwas sehr Dummes tun. Sie zum Beispiel auf einen Balkon zerren und bis zur Besinnungslosigkeit küssen.
    Als sie nach dem Tanz auseinandergegangen waren, war er erregt, wütend und verwirrt gewesen. Bis zu diesem Abend hatte er gedacht, sie habe ihn vergessen, und seine harschen Worte hätten alles zerstört, was sie vielleicht einmal für ihn empfunden hatte. Die Erkenntnis, dass es nicht so war, hatte ihn zu ihren Büchern geführt. Und dann hatte er herausgefunden, was Minerva im Schilde führte.
    Er hatte erst einmal darauf verzichtet, etwas dagegen zu unternehmen, weil er gehofft hatte, die Forderung, die ihre Großmutter kürzlich gestellt hatte, würde sie so sehr in Anspruch nehmen, dass ihr keine Zeit mehr zum Schreiben blieb.
    Doch hier war ihr neuester Streich. Er durfte das Minerva-Problem nicht länger ignorieren. Am Ende machte sie noch in ihren Büchern Andeutungen auf seine Aktivitäten an jenem Abend in Newmarshs Stadthaus! Jeder im Justizwesen, der ihn mit dem Diebstahl in Zusammenhang brachte, würde erkennen, dass er derjenige gewesen war, der Informationen über Newmarsh und seinen Partner Sir John Sully weitergegeben hatte. Und dann würde man ihn sehr schnell mit anderen Fällen des Innenministeriums in Verbindung bringen, und die, die er verraten hatte, würden sich daranmachen, ihn systematisch zu zerstören. Und sie würden damit beginnen, seine Berufung zum Kronanwalt zu verhindern.
    »Du bist ja noch gar nicht bei dem interessanten Teil angekommen«, sagte Ravenswood und riss Giles aus seinen Gedanken. »Schlag die Seite auf, die ich dir genannt habe!«
    Giles blätterte um, und ihm fielen gleich die zwei kurzen Texte am Fuß der Seite auf, die in einer anderen Schrift gesetzt waren. In dem ersten ging es um Lady Minervas
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