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Ein verwegener Gentleman

Ein verwegener Gentleman

Titel: Ein verwegener Gentleman
Autoren: Mary Brendan
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so war aus einem bescheidenen Kaufmann ein Handelsbaron für alle Arten von Luxusgütern geworden.
    Zu diesem Zeitpunkt war Harry ein begehrter Junggeselle gewesen, der von einer großzügigen Zuwendung lebte. Als es zum Bankrott kam, erhielten die Pettifer-Söhne kein Geld mehr, doch Harry wollte von einem Darlehen von Daniel Sampson nichts wissen, denn er war stets ein stolzer Mann gewesen. Also trat Harry halb im Scherz, halb im Ernst seinen Dienst bei Daniel an, und es ergab sich, dass er der Butler seines Freundes blieb. Auch als dieser vor rund dreizehn Jahren gestorben war, war Harry geblieben, obwohl Edwina das nicht von ihm erwartet hatte, denn ihre Beziehung zu ihm gestaltete sich manchmal recht heikel.
    Edwina war weder großzügig noch knauserig ihm gegenüber. Harry erhielt ein angemessenes Gehalt. Und wenn er nun gehen wollte, hatte sie kein Recht, ihn zurückzuhalten. Vielleicht war es falsch gewesen, dass sie sich ihrem loyalen Gentleman-Butler gegenüber nie besonders erkenntlich gezeigt, sondern ihn nur mit distanzierter Gerechtigkeit behandelt hatte. Die Melancholie, die sie mit einem Mal angesichts der Möglichkeit, ihn zu verlieren, empfand, veranlasste sie plötzlich, gereizt zu fragen: „Um wie viel Uhr sollen wir bei den Heathcotes sein?“
    „Um acht“, erwiderte Elizabeth. Die Eltern ihrer besten Freundin Sophie gaben an diesem Abend eine kleine Soiree. Sophie war sechs Jahre jünger als sie, eine attraktive Brünette mit einem scharfen Verstand, der sie in den Augen der beau monde viel weniger anziehend wirken ließ. Sie galt als Blaustrumpf, als schrullige Person, die lieber nach Wissen strebte als nach einem geeigneten Ehemann. Die beiden jungen Frauen waren Ausgestoßene in einer Gesellschaft, die weibliche Wesen verachtete und ausschloss, die nicht dem allgemeinen Ideal entsprachen. Seit Elizabeth nach dem Tode ihres Vaters, des Marquess of Thorneycroft, zu ihrer Großmutter in die Stadt gezogen war, waren Sophie und sie immer engere Vertraute geworden.
    „Würde es dir sehr viel ausmachen, wenn ich heute Abend nicht mitkomme, Lizzie? Du weißt ja, dass mir bei den Heathcotes für meinen Geschmack alles etwas zu fade ist, und ich habe eine Einladung zu Maria Farrows Salon. Josie kann dich hinbegleiten.“
    „Nein, das macht mir nichts aus. Ich werde sowieso nicht sehr lange bleiben. Morgen steht der Besuch in der Besserungsanstalt von Bridewell an …“ Sie brach ab, als ihre Großmutter angewidert schnaubte. Sie hatte offensichtlich kein Interesse, mehr über das Vorhaben, das sie mit Hugh Clemence und einigen anderen wohltätigen Damen geplant hatte, zu erfahren. Doch Elizabeth ließ sich nicht abhalten fortzufahren: „Eigentlich hoffen wir, dass wir ein paar Spenden bekommen, Großmama …“
    Trotz ihrer Leibesfülle schoss Edwina wie der Blitz aus ihrem Sessel hoch und war im nächsten Moment bei der Tür. „Ich habe dir doch gesagt, dass ich kein Vermögen für die Unterbringung von Findelkindern und gefallenen Frauen zu verschwenden habe!“
    „Ich bitte dich nicht um ein Vermögen, Großmama“, seufzte Elizabeth. „Einige Pfund würden schon reichen. Davon wollen wir Stoff erwerben, aus dem die Frauen nützliche Dinge nähen können, die man dann verkaufen kann. Taschentücher beispielsweise oder …“
    „Wenn sie derlei Dinge vorher gar nicht erst gestohlen hätten, bräuchten sie sie jetzt nicht zu nähen, um sich bis zu ihrer Entlassung die Zeit zu vertreiben!“
    Elizabeth sprang auf und maß ihre Großmutter mit flammendem Blick. „ Ein Fehler in ihrem elenden Leben – vielleicht damit ihre Kinder etwas zu essen hatten –, und dafür sollen sie ewig bezahlen? Ich habe auch einmal einen Fehler gemacht, hast du das vergessen? Einen schweren Fehler, aber ich weigere mich, mich deswegen zu schämen.“ Ihre zarten Gesichtszüge waren vor Zorn gerötet. Nachdem sie sich eine Weile abweisend angestarrt hatten, seufzte Elizabeth und machte eine entschuldigende Geste.
    „Es tut mir leid, Großmama. Ich wollte nicht laut werden, aber …“ Sie lächelte schwach und setzte sich wieder. „Ich hatte schon seit Wochen vor, dich darum zu bitten …“ Sie hielt inne und suchte nach schmeichelnden Worten, die die Börse ihrer knauserigen Großmutter öffnen würden. „Die Summe, die du für meine Hochzeit beiseitegelegt hast, soll sicher unangetastet bleiben. Aber wenn du wirklich die Absicht hast, mir etwas Gutes zu tun, dann bitte ich dich, mir einen kleinen Betrag
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