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Ein verfuehrerischer Handel

Titel: Ein verfuehrerischer Handel
Autoren: Kat Martin
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bist.«
    Justin verbeugte sich ein wenig, dann machte er auf dem Absatz kehrt; mit großen Schritten trugen ihn seine langen Beine ohne einen Augenblick des Zauderns davon.
    Ein Schauder jagte durch den von Schmerz geplagten Körper des Grafen. Er hätte das Mädchen vielleicht zu seiner Geliebten gemacht, doch hätte er es niemals schlecht behandelt. Angestrengt lauschte er den Schritten, die sich durch den Flur entfernten.
    Plötzlich kam ihm der Gedanke, dass der Handel, den er mit Ariel Summers getätigt hatte, auch seinem herzlosen Sohn gefallen könnte.

3
    London, England, 1804
    Lord Edmund Ross, Graf von Greville Lieber Lord Greville,
    es ist ein schöner Tag hier auf dem Land in Sussex. Die Bäume haben Blätter bekommen, und der Himmel ist von einem strahlenden, erstaunlichen Blau. Leider muss ich die meiste Zeit im Haus verbringen. Die Lehrerinnen, die Ihr für mich ausgesucht habt, sind wirklich sehr gut - auch wenn sie mir streng erscheinen. Dennoch bin ich guten Willens. Ich lerne bis spät in den Abend und stehe einige Stunden früher auf, um auch den nächsten Tag mit Lernen zu beginnen. Lesen ist zu meiner Lieblingsbeschäftigung geworden. Am Anfang fiel es mir schwer, aber oh, welch wundervolle Türen haben sich mir damit geöffnet! Es gibt Novellen und Schauspiele, unglaubliche Gedichte und Sonette.
    Ich schwöre, ein solches Geschenk allein ist schon den Preis unseres Handels wert.
    Justin Bedford Ross, der fünfte Graf von Greville, las den Brief aus dem Stapel, den er in der untersten Schublade seines Schreibtisches in seinem Arbeitszimmer verschlossen hielt. Sämtliche Episteln hatte er bereits mehr als einmal gelesen, einige mit schwacher Belustigung, andere mit einem Anflug von Mitleid - einem Gefühl, das er nur sehr selten verspürte.
    Nach dem Tod seines Vaters, von dem Tag seines Einzugs in das alte Herrenhaus in der Brook Street an, führte er sich
    häufig die unschuldigen Schilderungen der jungen Frau, die sein lüsterner Vater zu seiner Dirne hatte machen wollen, zu Gemüte.
    Justin biss die Zähne zusammen bei dem Bild des Grafen, das vor seinem inneren Augen erstand, ein arroganter Lastervogel, der nur an seine selbstsüchtigen Bedürfnisse dachte. Er konnte sich nur schwer der Befriedigung erwehren, als er an die eigenartige Wende des Schicksals dachte, die ihn zum Erben von Greville gemacht hatte. Die meiste Zeit seiner achtundzwanzig Lebensjahre hatte sein Vater ihn ignoriert. Was Edmund Ross anbelangte, war Justin Bedford ganz einfach nur ein kostspieliger Fehler gewesen - ein Bastard, mit dem ihn eine seiner zahllosen Dirnen belastet hatte.
    Vor zwei Jahren hatte der Graf, ernsthaft erkrankt und bereits im Sterben, nach Justin geschickt und ihm das Einzige angeboten, was Justin nicht ablehnen konnte.
    Die Legitimität seines Namens.
    Selbst die Verlockung des Reichtums der Grevilles, der Macht und des Prestiges einer Grafschaft hätten nicht genügt, um ihn zu ködern. Es war der Name, den er sich gewünscht hatte - der Name, nach dem er sich seit seiner Kindheit sehnte. Justin hatte das Angebot seines Vaters angenommen, ihn zu adoptieren: er war Justin Bedford Ross geworden, weil er nicht länger der Bastard sein wollte, der ausgelacht und verspottet wurde, so lange er denken konnte.
    Er durchwühlte den Stapel Briefe und zog einen anderen daraus hervor:
    Mein Unterricht geht weiter. Aus Notwendigkeit hatte ich bereits gelernt, ein wenig mit Zahlen umzugehen, ehe ich meine Heimat in Ewhurst verließ - gerade so viel, um meinem Vater beim Verkauf seiner Ernte und Tiere auf dem Markt zu helfen. Hier habe ich ausgiebig in dem
    Neuen Führer durch die Arithmetik für Junge Damen geschmökert und beherrsche die Kunst der Mathematik jetzt gut. Geschichte ist ein weiteres Fach, das mir ausgezeichnet gefällt, ganz besonders der Unterricht über die alten Ägypter, Römer und Griechen. Ich kann kaum glauben, dass die Frauen wirklich halb nackt herumgelaufen sind!
    Seine Mundwinkel zogen sich hoch. Justin faltete den Brief wieder zusammen und steckte ihn an die ordnungsgemäße Stelle in den Stapel zurück. Wie versprochen, hatte er den Handel seines Vaters eingehalten, den dieser vor mehr als vier Jahren mit Ariel Summers abgeschlossen hatte. Das Mädchen war jetzt über achtzehn und würde bald Mrs. Penworthys Institut für Höhere Töchter verlassen, das teure Mädchenpensionat, in das sein Vater sie geschickt hatte.
    Tausendmal, seit er den neuen Titel trug, hatte er versucht sich
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