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Ein unmoralisches Sonderangebot - Gier, K: Unmoralisches Sonderangebot

Ein unmoralisches Sonderangebot - Gier, K: Unmoralisches Sonderangebot

Titel: Ein unmoralisches Sonderangebot - Gier, K: Unmoralisches Sonderangebot
Autoren: Kerstin Gier
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wüsste ich jetzt wenigstens, was reüssieren hieß.
    Evelyn zog an ihrer Zigarette. »Ich habe abends weiß Gott Besseres zu tun, als vor der Glotze rumzuhängen«, sagte sie. »Sagte ich das nicht schon?«
    »Schade. Denn das war wieder mal so peinlich. Reüssieren, ich bitte euch«, sagte Eberhard. »Aber der Typ hatte wirklich keinen Schimmer.«
    Katinka war auch immer noch ganz betroffen. »Armes, armes Deutschland«, sagte sie.
    Eine Weile herrschte allgemein betroffenes Schweigen.Ich sah in die Runde und kam zu dem Schluss, dass alle außer mir das Wort kannten und um Deutschland trauerten, weil es Menschen gab, die das blöde Wort noch nie gehört hatten.
    »Na ja«, sagte ich schließlich, um die Stimmung ein wenig aufzulockern. »Es spielt eben nicht jeder ein Instrument.«
    Die anderen sahen mich erstaunt an.
    »Was?«, fragte Katinka scharf.
    »War nur ’n Scherz«, murmelte ich.
    Das glaubte Katinka mir nicht. »Jetzt sag mir bloß nicht, dass du’s auch nicht weißt.«
    »Natürlich weiß ich’s«, scherzte ich weiter. »Wo ich doch erst gestern den ganzen Tag junge Begonien reüssiert habe. Eine Heidenarbeit, sag ich euch.«
    Katinka hatte leider Blut gerochen. »Nee, mal im Ernst, jetzt sag doch mal wirklich, was es heißt.«
    »Du musst mir schon vier Antworten vorgeben«, sagte ich, sozusagen um mein Leben scherzend.
    »Das darf doch nicht wahr sein«, sagte Katinka. »Du weißt es wirklich nicht.«
    »Na und?«, sagte ich matt. »Das reüssiert doch kein Schwein.«
    *
    Es dauerte über eine halbe Stunde, bis Stephan und Oliver wieder aus dem Arbeitszimmer kamen. Ich musterte sie aufmerksam, aber sie sahen nicht gerade aus wie Menschen, die soeben einen Sechser im Lotto gezogen hatten. Sie sahen nicht mal nach drei Richtigen mit Zusatzzahl aus. Wie schade.
    »Können wir fahren, Olli?«, fragte Stephan nur.
    Ich erhob mich sofort, bevor Eberhard und Katinka herausfanden, dass ich keine Ahnung hatte, welche die größte der nordfriesischen Inseln war. (»Komm schon, Olivia, das ist doch nur eine 2000-Euro-Frage!«)
    »Ich sag nur deinem Vater auf Wiedersehen.«
    »Nicht nötig«, sagte Oliver schroff. »Er hat sich ein Weilchen hingelegt.«
    »Jetzt schon?«, fragte Katinka besorgt. »Es ist doch erst halb zwölf. Nicht, dass er krank wird.«
    Stephan schnaubte. »Da musst du dir keine Sorgen machen, Schwesterchen. Der Mann wird hundert Jahre alt.« Es hörte sich nicht so an, als wäre er darüber besonders erfreut. »Komm schon, Olli, wir haben zu Hause noch einiges zu tun.«
    Evelyn und Oliver verließen mit uns das Haus. Ich hatte kein schlechtes Gewissen, Katinka und Eberhard die Arbeit mit dem leer gefutterten Frühstückstisch zu überlassen, dazu hatten sie mich mit ihrem blöden »Wer wird Millionär« zu sehr geärgert, diese Klugscheißer. Katinka rief mir etwas hinterher, das wie »Armes Borkum« klang, und Eberhard sein obligatorisches »Tschö mit ö!«.
    »Was hat Fritz euch denn Geheimnisvolles zu sagen gehabt?«, fragte ich in der Einfahrt. »Wie viel will er denn springen lassen?« Überflüssig zu sagen, dass ich vor Neugier platzte.
    Aber weder Oliver noch Stephan antworteten.
    »Man müsste den Alten entmündigen lassen«, knurrte Stephan nur, und Oliver murmelte: »Neurotischer alter Despot. Total plemplem.«
    »Sagt uns mal was Neues«, sagte Evelyn.
    »Will er nun Geld rausrücken oder nicht?«, fragte ich.
    »Ja und nein«, sagte Stephan, und Oliver sagte: »Wie man’s nimmt«, und stieg in seinen silber glänzenden Z4. Evelyn stieg an der Beifahrerseite ein und schwenkte zum Abschied ein besonders giesgrämiges Zahnschmerzengesicht – Wurzelbehandlung ohne Betäubung – in unsere Richtung. Immerhin winkte sie matt. Ich winkte ein wenig schadenfroh zurück, weil mir einfiel, dass sie das Auto mangels Platz für einen Kindersitz wohl verkaufen müssten, wenn sie ein Baby bekämen. Wahrscheinlich brach es ihnen das Herz.
    »Jetzt sag doch schon«, rief ich, als wir in unserem verbeulten Kombi saßen, der, so viel ist mal klar, uns niemals das Herz zu brechen in der Lage wäre. »Was hat Fritz gesagt?«
    Stephan ließ wütend den Motor aufheulen. »Dass er sich für uns schämen würde, dass wir komplette Versager seien, dass wir nicht mit Geld umgehen könnten, dass wir für nichts und niemanden das richtige Gespür hätten – alles so was eben.«
    »Ja, ja«, sagte ich ungeduldig. »Das sagt er doch immer. Aber warum wollte er es diesmal hinter verschlossener Tür
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