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Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now

Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now

Titel: Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now
Autoren: Charles Chadwick
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ihr Ausdruck auf mich weder ironisch noch geheimnisvoll, noch unergründlich, noch heiter, noch sonst irgendwie in der Richtung wirke, sondern einfach nur geil. (Ich fügte sehr schnell »kokett« hinzu, aber Wörter haben oft die Tendenz, sich zu ergänzen, anstatt sich zu ersetzen.) Auf dem Nachhauseweg fragte mich meine Frau, welcher »perverse« Teufel mich da geritten habe und warum ich es darauf anlegte, anders zu reagieren als alle anderen, und das auch noch im Bereich der Kunst, wo ich mich doch so wenig auskenne. Das hätte rein gar nichts zu bedeuten gehabt, erwiderte ich und schlug damit zwei Fliegen mit einer Klappe. Aber wie auch immer, seitdem habe ich sie bei keinem ihrer Besuche in den Häusern ihrer Kollegen mehr begleitet. Ich hätte mich nicht lustig machen dürfen, ich weiß, vor allem, wenn ich daran denke, wie verloren ich mich fühle inmitten von hochkulturellem Treiben auf einer weiten Rasenfläche mit einem hohen Zaum drum herum — und ich erinnere mich auch noch gut an das höchst unjoviale Schweigen, das sich vor dem schelmischen Gesicht ausbreitete, und an die Blicke, die meine Frau erhielt, Blicke mitleidiger Verwunderung darüber, wie jemand wie sie nur mit jemand wie mir verheiratet sein könne. (Ich sehe durchaus ein, daß Jovialität in der Art von Arbeit, die meine Frau und ihre Kollegen verrichten, nicht zu den erforderlichen oder erstrebenswerten Eigenschaften gehört. Das ist auch gut so. »Wie amüsant abscheulich«, klingt irgendwie nicht richtig. Es gibt eine ganze Reihe von Sätzen, die meiner Frau nie über die Lippen kommen würden, und einer davon ist: »Da muß man einfach lachen.«)
     
    Als die Hambles einzogen, gingen wir rüber, um sie zu fragen, ob wir ihnen helfen könnten. Es war die Idee meiner Frau, die von meiner Tochter eifrig unterstützt wurde. Die Hambles erröteten, und Mrs. Hamble sagte zu ihrem Mann: »Ist das nicht nett von ihnen, Alf?«

    »Das ist es«, erwiderte er.
    Nein, nein, das sei überhaupt nicht nötig, sagten sie, obwohl sogar ich sehen konnte, daß sie Hilfe nötig hatten. Zum Beispiel brachten sie ihren Herd nicht zum Laufen, ein Waschbecken war verstopft, und eine Kiste mit Bettzeug war von der Umzugsfirma verschlampt worden. Als wir gingen, hörte ich sie auf diese heimliche Art über ihr Pech reden, die typisch ist für sie, denn sie wollen nicht, daß ihre Sorgen bekannt werden, weil sonst andere sie bemitleiden könnten, was wiederum ihnen erlauben würde, sich selber weniger zu bemitleiden. Es war ein schändlicher Gedanke. Und auch unpräzise, wie ich jetzt denke.
    Als wir zu unserem Haus zurückkehrten, sagte meine Frau: »Da drüben scheint alles in Ordnung zu sein. Die kommen schon zurecht. Ist dir aufgefallen, daß Webb von diesem Fenster im ersten Stock zugeschaut hat? Neugieriger kleiner Mistkerl.«
    Webb wartete natürlich nur ab, bis wir gegangen waren. Dann war er drüben wie der Blitz und ging sofort wieder, nur um mit einer Saugglocke zurückzukehren und dann lange bei ihnen zu bleiben. Wahrscheinlich reparierte er ihren Herd und brachte ihnen später auch noch Bettzeug.
    Ich erzähle diese Episode, um zu demonstrieren, daß es nicht die größte Stärke meiner Frau ist, mitzubekommen, was direkt vor ihrer Nase passiert, wohingegen sie größte Scharfsicht bei Leuten zeigt, die weiter weg oder aber Beispiele für ein allgemeines soziales Problem sind; was mich zu der Frage bringt, nachdem sie meistens schon nicht mitbekommt, ob ich da bin oder nicht, wie lange sie brauchen würde, um mitzubekommen, daß ich überhaupt nicht mehr da bin — wobei ich als Beispiel dann viel interessanter sein dürfte, für meine Kinder allerdings das genaue Gegenteil.
     
    Das alles war ganz anders am Anfang, als wir noch in einer Wohnung mit Gartenzugang einen kräftigen Steinwurf entfernt von der North Circular Road lebten und ich mir Mühe gab, meinen Anteil (zugegebenermaßen keinen sehr großen) an der Hausarbeit zu leisten etc. Eines Abends bot ich meiner Frau an, ihr insoweit beim Abendessen zu helfen, als ich die Bohnen schnitt, die Kartoffeln
schälte, die Erbsensuppe aus der Dose in einen Topf schüttete und alles zum Kochen brachte. Auf kleinerer Flamme brutzelten auch Steaks in einer Pfanne. Danach ging ich zu meiner Frau hinaus in den Garten, wo ich mit einem Schäufelchen Unkraut ausstach, mich dabei jedoch ablenken ließ von, unter anderem, ihren forschen Bewegungen beim Laubrechen (hatten wir schon so schnell den Herbst
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