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Ein Stiefel voll Glück - Oskar und Mathilda ; 1

Ein Stiefel voll Glück - Oskar und Mathilda ; 1

Titel: Ein Stiefel voll Glück - Oskar und Mathilda ; 1
Autoren: Westfalen> F.-Coppenrath-Verlag <Münster
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dreiundachtzig …«
    Bei vierundachtzig stand sie genau vor der weit geöffneten Gartenhaustür. Mit dem nächsten Schritt wäre sie drin gewesen.
    »Juhuuu!«, jubelte Oskar, warf seinen Gummistiefel in die Luft und fing ihn wieder auf. »Es stimmt! Es stimmt! Wir haben haargenau richtig geschätzt!«
    »Du bist wirklich total plemplem«, sagte Mathilda und grinste.
    »Und du?«, fragte Henriette Habermick, die im selben Moment vor sie auf die Schwelle trat. »Wer oder was bist du?«

Das Gartenhaus von Herrn Heinrichen war tatsächlich sehr klein. Wenn man zur Tür hereinkam, stand man in einem winzigen Flur, in dem man sich gerade mal auf der Stelle drehen konnte. Rechts an der Wand waren drei Haken angebracht, links ein großer Spiegel, in dem man sich vom Scheitel bis zum Zehennagel betrachten konnte. Geradeaus ging es in die Wohnküche. Es gab einen Herd, einen Kühlschrank und eine Spüle, außerdem Regale mit Vorratsdosen, einen Arbeitstresen, Schränke für Töpfe und Geschirr und einen kleinen Tisch, an dem man zu zweit sitzen konnte.
    Der Wohnbereich bestand aus einem Schrank, einem Sofa, einem Sessel und einem Haufen Kuschelkissen, der auf einemflauschigen Teppich aufgetürmt war. In einem Regal standen Bücher, ein winzig kleiner Fernseher und ein CD-Player.
    »Es ist alles da, was man braucht«, sagte Henriette Habermick und strich über die glänzenden Blätter des Gummibaums, der unter dem Fenster stand. »Sogar Schreibzeug, Nähgarn, eine Schere und ein Bügeleisen.« Sie nickte ihrem Sohn aufmunternd zu. »Vielleicht schaust du mal nach nebenan.«
    »Okay«, sagte Oskar und ging auf die Tür zu, die sich zwischen Küchentresen und Wohnzimmerschrank befand, drückte die Klinke herunter und erstarrte. Das Zimmer war schrecklich klein. So klein, dass er nur gequetscht hineingehen konnte, weil sich gleich rechts von der Tür ein Ungetüm von einem Kleiderschrank breitmachte. Gleich daneben stand ein Bett. Es war so groß, dass zwei Leute darin Platz fanden, und es war bis ganz an die gegenüberliegende Wand gerückt.
    »Am besten, du schläfst am Fenster«, ertönte Henriette Habermicks Stimme aus der Wohnküche. »Dann muss ich nicht über dich wegsteigen.«
    Klar, dachte Oskar und ein Gänsehautschauer raste ihm über den Rücken. Kann ich nicht auf dem Sofa schlafen?, lag es ihm auf der Zunge zu fragen. Doch er verkniff es sich. Bestimmt wäre Mama schrecklich enttäuscht. Vielleicht dachte sie sogar, dass er sie nicht mehr gern hatte. Und das stimmte natürlich ganz und gar nicht. Vor zwei oder drei Jahren war er hin und wieder sogar freiwillig zu ihr ins Bett gekrochen.Damals war Papa schließlich auch noch da gewesen. Ja, wenn Oskar es sich recht überlegte, machte genau das und nicht der Umstand, dass er inzwischen ein paar Jahre älter geworden war, den eigentlichen Unterschied aus.
    Zweieinhalb Schritte waren es von der Tür bis zur Bettkante. Da sich das nur sehr schlecht durch drei teilen ließ, konnte Oskar also nicht vom Fußende her unter die Decke kriechen, sondern musste den Weg über die Seite seiner Mutter nehmen. Er zwängte sich zwischen dem Kleiderschrankmonster und dem Bett entlang, wobei er versuchte, drei einigermaßen normal lange Schritte hinzukriegen, und ließ sich dann mit einem leisen Stöhnen auf den senfgelben Überwurf fallen.
    Der Gang war so schmal, dass es nicht einmal mehr Platz für einen Nachttisch gab. Oskar hob seinen Blick zur Zimmerdecke. In ihrer Mitte hing eine vergilbte Papierlampe, weitere Lichtquellen gab es nicht.
    »Bestimmt kann man an der Wand über dem Kopfende noch eine Leuchte anbringen!«, rief Henriette Habermick.
    »Ja«, sagte Oskar mit wenig Hoffnung in der Stimme.
    Plötzlich war er froh, dass er Mathilda kennengelernt hatte und dass sie gleich nebenan wohnte und hin und wieder durch die Hecke auf Herrn Heinrichens Grundstück gekrochen kam. Beim nächsten Mal würde er sie fragen, wie alt sie war, in welche Schule sie ging und ob sie viele Freunde hatte. Vielleicht hatte Oskar Glück und sie mochte ihn. Auf denersten Blick sprach eigentlich alles dafür. Zumindest, was die Schritte anging, die sie und er von der Hecke bis zum Eingang zurücklegen mussten. Sowohl dreiundneunzig als auch vierundachtzig ließen sich problemlos durch drei teilen. Bei Oskar kam einunddreißig heraus und bei Mathilda achtundzwanzig. Wenn man diese Zahlenwerte voneinander abzog, kam man genau auf drei, während die Differenz zwischen dreiundneunzig und
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