Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Stiefel voll Glück - Oskar und Mathilda ; 1

Ein Stiefel voll Glück - Oskar und Mathilda ; 1

Titel: Ein Stiefel voll Glück - Oskar und Mathilda ; 1
Autoren: Westfalen> F.-Coppenrath-Verlag <Münster
Vom Netzwerk:
Nase hindurch, tat einen tiefen genüsslichen Atemzug und wartete. Wenn ihre Mutter sie jetzt entdeckte, war das Spiel zu Ende. Nicht immer ging es gut, aber ohne diesen besonderen Nervenkitzel bereitete Mathilda die Unterrichtsflucht nur halb so viel Vergnügen.
    Der Kuchen wird dich trösten, Schorschi, dachte sie, zog den Kopf zurück und sauste weiter am Treppenaufgang vorbeiund schließlich durch die Verandatür des Salons in den Garten hinaus. Die Sonne schien warm vom strahlend blauen Himmel herunter.
    Mathilda schleuderte ihre hellblauen Halbschuhe mit dem Anderthalbzentimeterabsatz und der Silberschnalle in hohem Bogen ins Begonienbeet, warf die Arme in die Luft und drehte sich einmal um sich selbst. Dann nahm sie die Beine in die Hand, raste über die Wiese, umrundete den Pavillon und warf sich vor der Buchsbaumhecke auf den Boden.
    Auf dem Nachbargrundstück stand das Haus von Opa Heinrichen und ungefähr achtzig Meter dahinter im Schutz von drei hohen Ulmen – Mathildas Geheimquartier!
    Eigentlich war es Opa Heinrichens Gartenlaube, bloß viel, viel größer als eine gewöhnliche Laube. Sie hatte eine untere Etage, in der es eine kleine, aber mit allen Schikanen eingerichtete Gästewohnung gab. Darüber lag noch ein zweites Stockwerk, wo sich neben allerlei Gerümpel besagtes Geheimquartier befand. Und das war so geheim, dass nicht einmal Opa Heinrichen davon wusste.
    Mathilda hatte es im letzten Sommer ganz zufällig entdeckt, als sie auf der Suche nach einem Eispickel gewesen war.
    Damals hatte Opa Heinrichen nämlich seinen Neufundländer, den alten Hannibal, begraben wollen. Weil der Sommer jedoch schon wochenlang so schrecklich heiß gewesen war, war der Boden hart wie Felsgestein. – Völlig unmöglich, mit dem Spaten ein Loch hineinzugraben.
    Da der Hannibal allerdings schon drei Tage tot und über und über von Fliegen bewohnt gewesen war und bereits fünf Meilen gegen den Himmel stank, hatte er dringend unter die Erde gemusst.
    »Es geht nur mit dem Eispickel«, hatte Opa Heinrichen gesagt.
    »Aber du hast ja keinen«, hatte Mathilda geantwortet.
    »Natürlich habe ich einen«, hatte Opa Heinrichen erwidert. »Schließlich bin ich durch Island, Grönland und die Antarktis gereist. Dort braucht man zwingend einen Eispickel.« Er hatte gegen die Sonne geblinzelt und sich über die dicke Narbe auf seiner Stirnglatze gekratzt. »Und ich weiß noch genau: Als ich am vierzehnten Februar neunzehnhundertdreiundfünfzig zurückkam, habe ich ihn in die Gartenlaube getan.«
    Na super!, hatte Mathilda gedacht und sich auf die Suche gemacht. Tatsächlich hatte sie auf der Hinterseite der Laube eine Tür gefunden, die in eine Art Geräteschuppen führte. Dort gab es eine Schubkarre, einen Rasenmäher, einen Häcksler und einen Laubsauger. Außerdem verschiedene Gartenmöbel aus Holz, Plastik und Eisen, zudem Spaten, Rechen, Hacken und Besen in allen möglichen Variationen, bloß keinen Eispickel.
    »Ich finde ihn nicht«, hatte Mathilda gerufen.
    »Er muss aber dort sein!«, hatte Opa Heinrichen zurückgerufen.
    »Vielleicht warst du gar nicht in der Antarktis«, hatte Mathilda daraufhin gesagt.
    »Natürlich bin ich am Südpol gewesen«, hatte Opa Heinrichen gebrüllt. »Und wie ich dort war!«
    »Dann hast du den Eispickel eben im Schnee vergessen!«, hatte Mathilda zurückgebrüllt.
    »Hab ich nicht!«
    Opa Heinrichen hatte sehr wütend geklungen und deshalb hatte Mathilda noch eine Weile weitergesucht und schließlich hinter einer Klappleiter einen Strick entdeckt, der von der Decke herunterbaumelte und über und über mit klebrigen Spinnennetzfäden übersät war. Ohne lange zu fackeln, hatte sie ihren Ekel überwunden und daran gezogen.
    Klack! hatte es gemacht und im nächsten Moment war ein rechteckiger Holzdeckel heruntergesaust und ihr mitsamt einer gehörigen Ladung Schmutz und Staub auf den Kopf geknallt. Mathilda hatte aufgeschrien und Opa Heinrichen war sofort zu ihr in den Schuppen gestürzt.
    »Was ist passiert?«, hatte er erschrocken gefragt.
    »Nix«, hatte Mathilda gesagt, sich den Kopf gehalten und schrecklich herumgestöhnt.
    Opa Heinrichen hatte ebenfalls gestöhnt, weil sie ihn angeschwindelt und den Eispickel noch immer nicht gefunden hatte. Aber zum Glück war ihm eingefallen, dass er über dreißig Jahre lang Sprengmeister gewesen war und sich irgendwo noch etwas Nitroglycerin im Schuppen befinden musste.
    Eine gute Stunde später hatte es dann einen gewaltigen Knall gegeben. Der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher