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Ein Stiefel voll Glück - Oskar und Mathilda ; 1

Ein Stiefel voll Glück - Oskar und Mathilda ; 1

Titel: Ein Stiefel voll Glück - Oskar und Mathilda ; 1
Autoren: Westfalen> F.-Coppenrath-Verlag <Münster
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Gummistiefel trug. »Was hast du denn damit vor?«, fragte sie.
    »Nix«, sagte Oskar.
    Mathilda runzelte die Stirn. »Nix oder willst du da auch nicht drüber reden?«
    »Nix«, bekräftigte Oskar. »Ich hab ihn einfach dabei.«
    »Ohne besonderen Grund?«
    »Na ja«, druckste Oskar.
    »Du musst es mir nicht erklären«, beeilte Mathilda sich zu sagen. »Es ist okay.« Sie ließ seine Hand los und Oskar blinzelte zum Gartenhaus hinüber. »Hast du Lust, meine Mutter kennenzulernen?«, fragte er.
    »Ist irgendwas mit ihr?«, erkundigte sich Mathilda erstaunt.
    »Nö.«
    »Siehst du, mit meiner auch nicht.« Sie lächelte.
    Oskar starrte sie an. Offenbar wusste er nicht, was er darauf erwidern sollte.
    »Interessiert es dich eigentlich gar nicht, wieso ich immer durch die Hecke komme?«, fragte Mathilda.
    »Vermutlich, um Herrn Heinrichen zu besuchen«, meinte Oskar.
    Mathilda schüttelte den Kopf. »Kalt.«
    »Etwa, um bei ihm einzubrechen?«, fragte Oskar zögernd.
    »Auch kalt.«
    »Aber er soll nicht wissen, dass du hier bist?«, kombinierte Oskar.
    »Ziemlich warm«, sagte Mathilda.
    »Und warum nicht?«
    »Das ist mein Geheimnis«, erwiderte sie.
    Oskar nickte. »Okay«, sagte er. »Und was machen wir jetzt?«
    Mathilda hob die Schultern. »Keine Ahnung.«
    Oskar nickte abermals und fummelte an seinem Gummistiefel herum.
    »Also, wenn du reingehen und deiner Mutter beim Auspacken helfen willst …«, sagte Mathilda. »Das ist kein Problem für mich.«
    »Hm.« Oskar nickte ein drittes Mal. »Wusstest du eigentlich schon, dass es von hier bis zur Eingangstür des Gartenhauses genau dreiundneunzig Schritte sind?«
    »Wenn du sie machst«, sagte Mathilda.
    Oskar zuckte die Achseln. »Logisch, wenn ich sie mache.«
    Mathilda sah ihn einen Moment lang unschlüssig an. »Und jetzt?«, fragte sie. »Willst du, dass ich das ebenfalls ausprobiere?«
    Wieder zuckte Oskar die Achseln. »Wieso nicht?«
    »Du bist ganz schön plemplem, weißt du das?«, sagte Mathilda. »Wie kann ich wissen, wie viele Schritte du zwischen der Hecke und dem Gartenhaus zurücklegst?«
    »Wieso, du weißt es doch.«
    Mathilda verdrehte die Augen. »Jaaa, jetzt, nachdem du es mir gesagt hast.«
    »Probierst du es nun aus oder nicht?«, erwiderte Oskar beharrlich.
    »Was passiert denn, wenn ich es nicht tue?«, hakte Mathilda nach.
    Oskars Achseln zuckten ein drittes Mal. »Das kann man nie wissen«, meinte er und setzte eine besorgte Miene auf.
    Mathilda schürzte die Lippen. Dieser Oskar ging ihr allmählich auf die Nerven. Nicht nur, dass er einfach so in Opa Heinrichens Gartenhaus eingezogen war und damit nicht nur ihren ganzen Vormittag durcheinanderbrachte
und
die Existenz ihres Geheimquartiers gefährdete – nein, er musste auch noch einen einzelnen Gummistiefel mit sich herumschleppen und irgendwelche doofen nutzlosen Strecken mit seinen Schritten abmessen.
    »Willst du später vielleicht mal Geometer werden?«, fuhr sie ihn an.
    Oskar zuckte zusammen. »Ich glaube nicht«, sagte er. »Ist das ein Beruf?«
    »Allerdings.«
    Mit Befriedigung stellte Mathilda fest, dass sie ihn verunsichert hatte, denn Oskar hatte den Blick gesenkt und fummelte wieder an seinem Gummistiefel herum.
    »Ach so«, sagte er plötzlich. »Jemand, der Erdvermessungen vornimmt.«
    »Ja, verdammt!«, fauchte Mathilda. »Hat dir das etwa dein Stiefel gesagt?«
    »Nein!« Oskar schüttelte den Kopf. »Wieso bist du denn so sauer?«
    »Weil … weil …« Mathilda ließ sich ins Gras plumpsen, rupfte ein paar Löwenzahnblätter ab und warf sie über Oskars Füße. »Ach, ich weiß auch nicht.«
    Oskar schüttelte die Blätter ab und setzte sich zögernd neben sie.
    »Wir könnten ja mal schätzen«, schlug er vor.
    »Was?«
    »Deine Schritte.«
    »Und dann?«, fragte Mathilda.
    »Ich meine, jeder für sich«, sagte Oskar. »Wir schreiben die Zahl auf einen Zettel.«
    »Hast du denn einen?«, fragte Mathilda. »Und einen Stift?«
    Oskar hob bedauernd die Schultern.
    »Okay«, sagte Mathilda, der allmählich die Hutschnur zu reißen drohte. Sie wollte die Sache jetzt so schnell wie möglich zu Ende bringen. »Ich glaube, es sind …«
    »Vierundachtzig«, kam Oskar ihr zuvor.
    Mathilda sah ihn verblüfft an. »Kannst du Gedanken lesen? Genau das wollte ich gerade sagen.«
    Oskar sprang auf die Füße. »Los!«, rief er. »Fang an. Aber nur ganz normale Schritte.«
    »Ja, ja.« Mathilda rappelte sich auf und ging los. »Eins, zwei, drei … einundachtzig, zweiundachtzig,
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