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Ein Stiefel voll Glück - Oskar und Mathilda ; 1

Ein Stiefel voll Glück - Oskar und Mathilda ; 1

Titel: Ein Stiefel voll Glück - Oskar und Mathilda ; 1
Autoren: Westfalen> F.-Coppenrath-Verlag <Münster
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besser, wenn du Bescheid weißt.«
    »Worüber?«
    Mathilda setzte sich auf und stieß Oskar ihren Ellenbogen in die Seite.
    »Komm, ich zeig’s dir.« Sie rappelte sich hoch und zog Oskar ebenfalls auf die Beine. »Jetzt, wo du’s weißt, kannst du dir ja das Einatmen verkneifen.«
    Oskar folgte Mathilda zu der Kiste, die bei Licht betrachtet eine Truhe war, hielt die Luft an, ging hinter ihr auf dieKnie und kroch genau wie sie unter einem flachen Couchtisch durch.
    »So, das ist es!«, rief Mathilda, nachdem sie wieder auf die Füße gesprungen war und sich den Staub von den Händen geklopft hatte. »Mein Geheimquartier!« Stolz drehte sie sich einmal um sich selbst.
    Oskar blickte sich um und nickte anerkennend.
    Mathildas Geheimquartier war so ziemlich das Sensationellste, was er jemals gesehen hatte. Eigentlich hatte er gedacht, dass so etwas nur in Filmen oder Büchern existierte, und nun befand er sich selber barfuß und in seinem grün karierten Pyjama mitten darin.
    Rund um ihn herum standen alte Schränke, die das Quartier nach allen Seiten hin abschirmten. Aus ihren zum Teil offen stehenden Türen und Schubladen lugte alles, was das Agentenherz begehrte, hervor: alte Kleider und Hüte, Sonnenbrillen, Haarteile und Bärte in sämtlichen nur denkbaren Formen und Längen. Außerdem gab es:
    • eine große rostige Klappkiste voller Schraubendreher, Hammer, Zangen, Schrauben und Nägel,
    • Angelzeug,
    • Seile und Taue in allen möglichen Längen und Stärken,
    • Kerzen, Streichhölzer, Petroleumleuchten, Batterien und Taschenlampen,
    • verschieden große, zum Teil bis zur Unkenntlichkeit verbogene Schrottteile,
    • einen aus einem Holzbock, mehreren Obstkisten und ein paar Brettern zusammengebauten Schreibtisch, der mit etlichen Kladden, Stiften und Zettelkram übersät war,
    • einen Drehstuhl,
    • einen wackeligen Plastikhocker,
    • einen Laptop,
    • und den bereits erwähnten Mofamotor.
    »Das ist ja eine richtige Kommandozentrale!«, stieß Oskar hervor.
    »Na ja.« Mathilda zuckte mit der Schulter. »Wie gesagt, den Mofamotor habe ich noch nicht ausprobiert. Und der Laptop funktioniert auch nicht einwandfrei.«
    »Kein Internet?«, fragte Oskar.
    »Leider nicht«, sagte Mathilda. »Opa Heinrichen hat immer noch einen ganz normalen Telefonanschluss. Ohne ISDN, ohne DSL, ohne irgendeine Flatrate. Er sagt, er braucht diesen ganzen neumodischen Kram nicht. Lieber bezahlt er den vollen Preis, als sich irgendwelche Viren ins Haus zu holen.«
    »Kann ich verstehen«, meinte Oskar. »Bestimmt hat er Angst, dass seine Telefonanlage dadurch anfälliger wird.«
    »Quatsch.« Mathilda tippte sich an die Stirn. »An die Technik denkt Opa Heinrichen dabei gar nicht. Er hat ganz einfach Schiss, dass diese Viren ansteckend sind.«
    »Sind sie ja auch«, sagte Oskar. Er verstand zwar nicht viel davon, doch darüber hatten sie sogar schon im Sachkundeunterricht gesprochen.
    Mathilda stöhnte. »Jaaa, aber doch nicht für Menschen.«
    »Ach so.«
    Oskar senkte den Kopf. Plötzlich schämte er sich dafür, dass er manchmal so schwer von Begriff war. Hoffentlich hielt Mathilda ihn jetzt nicht für völlig verblödet.
    Doch sie kümmerte sich gar nicht mehr um ihn, sondern machte sich an der Tastatur des Laptops zu schaffen. »Ich krieg das schon hin«, murmelte sie, hob den Kopf und stierte nachdenklich auf den Kleiderschrank, der dem Schreibtisch direkt gegenüberstand. »Irgendeine verdammte Firma wird sich am Montag ja wohl auflösen.«
    Oskar schluckte das Hä?, das ihm bereits auf der Zungenspitze tanzte, herunter und nickte zustimmend. »Euer Haus ist doch gar nicht so weit weg«, begann er zögernd. »Ich meine,
ihr
habt doch vielleicht DSL und dieses WLAN oder wie das heißt.«
    »Klar, haben wir das«, sagte Mathilda.
    »Und wieso schließt du dich nicht einfach da an?«, fragte Oskar.
    »Wieso? Wieso? Wieso?« Mathilda fuhr zu ihm herum. »Vielleicht weil dieser Laptop keine Netzkarte hat und man sich deshalb nicht einfach irgendwo anschließen kann.« Ihre dunklen Augen blitzten, als ob sie Lava spucken wollten. Sie öffnete den Mund, klappte ihn aber gleich wieder zu, stützte eine Hand in die Seite und atmete einmal tief durch. »Pass mal auf«, sagte sie dann. »Ich erklär dir jetzt mal was, ja …!«
    Oskar presste die Lippen zusammen und zwang sich, Mathilda fest in ihre Lava-Augen zu sehen. Er vermisste den Bären, denn er wusste nicht, was er mit seinen Händen machen sollte.
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