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Ein skandaloeser Kuss

Ein skandaloeser Kuss

Titel: Ein skandaloeser Kuss
Autoren: Margaret Moore
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ist nur eine Tegenaria parietina . Ganz harmlos, wirklich.“
    Vor lauter Verlegenheit über ihre kindische Reaktion wusste Nell nicht, was sie sagen sollte. Also glättete sie stattdessen ihre Röcke und warf einen Blick auf die Bank gegenüber, die sie so überstürzt verlassen hatte.
    Die Spinne war verschwunden.
    „Wo ist sie?“, rief sie alarmiert und richtete sich ungeachtet des Schwankens der Chaise halb von ihrem Sitz auf. „Wo ist die Spinne?“
    Der junge Mann hielt ihr den Kastorhut hin. „Da drin.“
    Er bewahrte sie in seinem Hut auf?
    Als Nell ihn ansah, lächelte er entschuldigend. „Ich interessiere mich sehr für Spinnen.“
    Gut aussehend hin, weltmännisch her – er schien ziemlich exzentrisch zu sein. Vielleicht sogar geistig verwirrt.
    „Halten Sie sie von mir fern.“ Nell rückte so weit fort von ihm und seinem Hut wie nur möglich. „Ich finde Spinnen eklig.“
    Der junge Gentleman stieß einen Seufzer aus, beinahe so, als wäre ihre Abneigung nicht normal, sondern ein ernst zu nehmender Charakterfehler. „Wie schade.“
    In Anbetracht der Dinge, die sie sich in den letzten Tagen hatte zuschulden kommen lassen, erschien es Nell eher lächerlich, der Aversion gegen Spinnen geziehen zu werden.
    „Die meisten Spinnen tun einem nichts.“ Mit dem Blick, den der junge Mann der Kreatur in seinen Hut schenkte, bedachte man normalerweise ein gehätscheltes Schoßhündchen. „Ich bin mir durchaus darüber im Klaren, dass sie nicht so schön sind wie manch anderes Insekt – Schmetterlinge zum Beispiel –, aber auf ihre Art sind sie genauso nützlich wie Bienen.“
    Lächelnd blickte er sie an, und Nell wurde schlagartig klar, dass er ein Mann war, dem die Frauen zu Füßen lagen. „Gleichgültig, was Sie von meinen Spinnen halten – darf ich mich vorstellen? Ich …“
    Mit einem ohrenbetäubenden Krachen schnellte die Kutsche hoch, beinahe so, als wäre sie ein lebendes Wesen, dann prallte sie donnernd wieder auf dem Boden auf, und Nell wurde von ihrem Sitz geschleudert. Ihr Mitreisender fing sie auf und hielt sie fest, während der Kutscher vergeblich versuchte, die panisch wiehernden Pferde unter Kontrolle zu bringen, und die Chaise sich seitwärts neigte.
    Mit einem dumpfen Krachen stürzte das Gefährt schließlich um, und Nell fand sich, alle viere von sich gestreckt und zwischen den Sitzbänken eingeklemmt, auf ihrem Mitreisenden liegend wieder.
    „Alles in Ordnung mit Ihnen?“ Er musterte sie auf eine Weise, die ihr das Blut schneller durch die Adern trieb, als selbst das Umstürzen der Kutsche es vermocht hatte.
    Sie empfand keine Schmerzen, spürte nur die intensive Nähe seines Körpers unter ihrem und die Berührung seiner Arme, die er schützend um sie geschlungen hatte. „Ich denke ja. Und Sie?“
    „Es scheint, als wäre ich unverletzt. Aber ich vermute, wir haben einen Radbruch. Oder die Achse ist hinüber.“
    „Ja, sicher. Natürlich“, murmelte sie. Sein Brustkorb unter ihr hob und senkte sich unter Atemzügen, die so rasch und abgehackt gingen wie ihr Herzschlag. Obwohl doch die unmittelbare Gefahr vorüber war.
    „Am besten, ich sehe mir erst einmal an, was passiert ist.“
    Sie nickte.
    „Am besten sofort.“ Sein Blick verfing sich mit ihrem, und sein schönes, sonnengebräuntes Gesicht war auf einmal viel zu nah.
    „Sofort, ja“, bestätigte sie und befahl sich erfolglos, von ihm herunterzurutschen.
    „Vielleicht kann ich helfen.“
    Sie schluckte. „Ja. Sicher.“
    „Ich frage mich …?“
    „Was denn?“
    „Ob ich nicht ein Experiment wagen sollte.“
    „Ein Experiment?“ Es fiel ihr schwer, seinen Gedankengängen zu folgen, und was er mit dem Experiment meinte, begriff sie schon gar nicht.
    Ohne Vorwarnung, ohne auch nur ihren Namen zu kennen, geschweige denn ihr vorgestellt worden zu sein, wie es sich gehörte, hob der junge Mann den Kopf …
    … und küsste sie.
    Die Berührung seiner Lippen auf ihren fühlte sich so leicht an wie Schmetterlingsflügel, so köstlich und unwiderstehlich wie süße warme Brötchen und heißer Tee an einem kalten Tag – und erregender als alles, was sie kannte. Ganz anders jedenfalls als der unwillkommene Kuss vor ein paar Tagen, mit dem der eingebildete, herrische Lord Sturmpole ihr Leben zerstört hatte.
    Dieser Kuss dagegen war gefühlvoll, zärtlich, aufregend … sinnlich. Genau wie der Mann, dessen Lippen sie auf ihren spürte.
    Und der sie urplötzlich von sich schob, nach Luft ringend wie ein
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