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Ein schwarzer Vogel

Ein schwarzer Vogel

Titel: Ein schwarzer Vogel
Autoren: A. A. Fair
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dem Erfolg, daß direkt neben ihm eine Tonne Dynamit in die Luft flog. Es tut mir leid, aber Sie müssen meinen Wagen nehmen und zum nächsten Telefon fahren. Ich bleibe hier bei der alten Frau, damit ihr nichts geschieht, ehe sie eine eidesstattliche Erklärung unterschrieben hat. Ich nehme an«, fügte ich hinzu, und mein Ton war vielleicht etwas sarkastisch, »daß Ihnen klar ist, welche Bedeutung ihre Aussage für Sie hat.«
    »Ich habe die ganze Zeit versucht, nicht daran zu denken, Donald«, erwiderte sie und ließ mich mit der alten Frau in dem schmutzigen, nach Fusel stinkenden Raum zurück.

Fünfundzwanzigstes Kapitel
    ABER KOLUMBUS ENTDECKTE AMERIKA

    M it zitternder Hand unterschrieb Señora Lerida das Protokoll ihrer Aussage. Kommissar Sellers trocknete die Unterschrift, faltete das Papier zusammen, schob es in die Innentasche seines Rockes und warf mir einen auffordernden Blick zu. Ich folgte ihm durch den Korridor auf die Veranda vor dem Hause.
    »Und wie denken Sie sich, soll das weitergehen?« fragte Sellers.
    »Können Sie die Alte nicht als Kronzeugin in Haft nehmen?« fragte ich.
    »Was soll sie denn bezeugen?«
    »Die Motive für den Mord an Robert Cameron.«
    »Ist das nicht ein Versuch, Ihren eigenen Weizen zum Blühen zu bringen, Donald?«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Das einzige, was sie bezeugen kann, ist der Tausch von zwei Säuglingen in einem Bergwerksnest in Kolumbien. Und es wird Ihnen verdämmt Mühe machen, diesen Beweis zum Tragen zu bringen, mein Junge. Es ist ziemlich einfach für eine Frau, ihre Unterschrift auf ein Blatt Papier zu setzen, aber etwas ganz anderes, sich einem Kreuzverhör auszusetzen und ihre Aussage einem Richter so glaubhaft zu machen, daß er einen angesehenen Geschäftsmann verurteilt, die Erben eines großen Vermögens austauscht und mir nichts dir nichts zweihunderttausend Dollars unter die Leute bringt. Wenn das so leicht wäre, müßte sich jede Erbin im Lande auf Erpressungen gefaßt machen, und zahllose süße kleine Mädchen würden angelaufen kommen und behaupten, sie seien vertauscht worden.«
    »Sie haben es nicht begriffen.«
    »Damit haben Sie völlig recht«, gab er trocken zu.
    »Lassen Sie doch die vertauschten Kinder einmal ganz beiseite, und denken Sie an den Mord an Cameron.«
    »Was hat der damit zu tun?«
    »Cameron und Sharpies verwalteten den Nachlaß von Cora Hendricks. Offensichtlich war es für sie bedeutungslos, ob Shirley Bruce in Wirklichkeit Dona Grafton und ob Dona Grafton in Wirklichkeit Shirley Bruce war. Mit dem Smaragdschmuggel war es etwas ganz anderes. Da war für sie was drin, und Cameron, Sharpies und Shirley machten dabei ihren Schnitt.«
    »Na schön«, räumte Sellers ein. »Zugegeben, sie machten alle ihren Schnitt dabei. Aber was hat das damit zu tun, daß Cameron umgebracht wurde?«
    »Natürlich nicht das geringste.«
    Er sah mich völlig perplex an.
    »Ich bin überzeugt, daß Sharpies schon vor Jahren von Felipe Murindo erfahren hat, daß die beiden Kinder vertauscht wurden, und daß es Sharpies war, der Murindo den Posten als Verwalter verschaffte. Selbstverständlich war Cameron an dem Smaragdgeschäft beteiligt, aber mehr auch nicht. Von den vertauschten Kindern wußte er nichts. Diese Geschichte hat sich Sharpies zum Privatgebrauch vorbehalten.«
    »Das ist aber eine kühne Behauptung«, meinte Sellers.
    »Ja und nein. Sie hätten Shirley Bruce und ihren >Onkel Harry< einmal zusammen sehen sollen. Dann käme Ihnen meine Behauptung nicht mehr so ungewöhnlich vor.«
    »Olala«, sagte Sellers. »So ist das?«
    »Jawohl, genauso.«
    »Und weiter?«
    »Als Cameron zum letztenmal in Kolumbien war, hat sich Murindo ihm gegenüber verraten, und am Tage seines Todes war Cameron entschlossen, zu handeln. Er sah nun klar. Am Tage vorher hatte er mit Señora Lerida gesprochen und darauf Juanita Grafton zu sich bestellt. Was er ihr gesagt hatte, veranlaßte jemanden, ein Messer nach ihm zu werfen.«
    »Ein Messer zu werfen?« wiederholte Sellers.
    »Jawohl. Und Juanita ist nicht nur selbst eine perfekte Messerwerferin, sondern war auch der Meinung, daß jede liebenswerte junge Dame diese Kunst beherrschen sollte.«
    Sellers zog nachdenklich die Brauen zusammen.
    »Inzwischen«, fuhr ich fort, »hatte Shirley Bruce es für nützlich gehalten, bei Robert Hockley den Weihnachtsmann zu spielen. Sie besuchte ihn und beglückte ihn dabei mit zweitausend Dollars.«
    »Was bezweckte sie damit?«
    »Sie hatte herausbekommen, daß
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