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Ein Schlag ins Herz

Ein Schlag ins Herz

Titel: Ein Schlag ins Herz
Autoren: Ilkka Remes
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ihm stehenden Marineoffizier an.
    Auf dem Deck des zweiundsiebzig Meter langen Schiffes ertönten Rufe und Befehle, Marinesoldaten liefen auf ihre Posten, immer mehr Männer kamen aus der Tiefe des Schiffes an Deck. Zwei davon nahmen ihren Platz am Geschütz ein und machten sich hastig daran, das gen Himmel ragende Kanonenrohrpaar zu senken.
    Die Schlauchboote sprangen über die Wellen und kamen immer näher. Aus den Lautsprechern des Kriegsschiffs tönten russische Kommandos, und der Soldat richtete das Kanonenpaar direkt auf die Boote, die nun deutlich in seinem Sucher zu sehen waren.
    Der Kommandeur der Korvette verfolgte das Geschehen von der Kommandobrücke aus. Die Schlauchboote kamen von Sekunde zu Sekunde näher, es musste eine Entscheidung getroffen werden. Im Grunde waren die Vorgaben dafür unmissverständlich: Wenn der Baustelle Gefahr drohte, hatte er die Befugnis, sie mit allen Mitteln zu schützen.
    Aber drohte denn Gefahr? Auf den orangen Fahnen der Schlauchboote stand »
Live Baltic!
«.
    Der Kommandeur konnte Umweltfanatiker nicht leiden, aber er wusste, dass das Pipeline-Unternehmen versuchte, eine offene Politik zu betreiben. Es war die absolut letzte Handlungsoption, das Feuer auf die Boote zu eröffnen, im Grunde jedoch ausgeschlossen.
    Wenn es sich aber doch um Terroristen handelte, die sich nur als Umweltgruppierung ausgaben? Wer würde dann die Verantwortung tragen?
    Die Boote kamen immer näher, die Entscheidung musste jetzt getroffen werden, und in dieser Situation gab es letzten Endes nur eine Möglichkeit.
    Der Kommandeur stellte sich bereits darauf ein, das Kommando zum Feuern zu geben, da drehte das erste Boot plötzlich abrupt ab und hinterließ einen weiß schäumenden Halbkreis. Das zweite Boot tat das Gleiche, wobei es hart über die Heckwellen des ersten Bootes hüpfte. Auch das dritte Boot fuhr einen jähen Bogen.
    Der Kommandeur war erleichtert. Die Boote waren bereits in kritischer Nähe gewesen, er war ein großes Risiko eingegangen.
    »
Idjot prjamo sjuda
«, rief der Leutnant und deutete auf das vierte Boot.
    Es drehte nicht mit den anderen ab, sondern fuhr geradewegs auf das Schiff zu.
    »Feuer«, brüllte der Kommandeur.
    Als das Geschützfeuer die Meeresoberfläche peitschte, verschwand das Boot bereits im toten Winkel des Schiffs.
    Gleich darauf hörte man eine Detonation, und eine schwarze Rauchwolke ballte sich vor dem Bug des Kriegsschiffes.
    Auf dem Gesicht des Kommandanten zeichnete sich Erschütterung ab, aber rasch erteilte er den Marinesoldaten an Deck wieder die nötigen Befehle.
     
    Patrik schaute auf den Monitor der Videokamera, die Konstantins in der Hand hielt. Das Bild wackelte so heftig, dass kaum etwas zu erkennen war. Man sah ein Schlauchboot mit zwei Gestalten in Orange. Kurz darauf rammte das Boot den Rumpf des Kriegsschiffes und explodierte.
    Patrik richtete den Blick auf das russische Kriegsschiff in der Ferne. Man konnte die schwarze Stelle am Rumpf erkennen und den Rauch, der von dort aufstieg.
    Er sah durch das Fernglas. An Deck rannten Mitglieder der Besatzung umher. Patrik schwenkte auf den massiven Schwimmkran an der Baustelle der Gaspipeline und sah eine Reihe von Arbeitern mit Helmen an der Reling stehen und wie vom Dach eines Hochhauses aus zuschauen, was auf der Korvette vor sich ging.
    Konstantins nahm die Memorycard aus der Kamera, steckte sie in den Speicherkartenleser seines wasserdichten Laptops und machte sich sofort daran, die Aufnahmen in alle Welt zu verschicken.
    Andrus zog den Gashebel an, und das Boot schoss los, hinaus aufs offene, blaugraue Meer, gefolgt von den zwei anderen Schlauchbooten.
    Sie hatten ihre Aufgabe erfolgreich erfüllt. Patrik wusste, dass Beate zufrieden wäre.

2
    Die Bilder von dem Schlauchboot, das mitsamt seiner orange bekleideten Besatzung am Rumpf des Kriegsschiffs explodierte, liefen auf einem großen Flachbildschirm im edel möblierten Kabinettssaal des Staatsratsgebäudes am Helsinkier Senatsplatz. Den unteren Bildrand zierte das CN N-Banner mit den Worten »Breaking News«.
    »
Dieses Bildmaterial belegt, was gerade eben auf der Ostsee passiert ist
«, sagte die Stimme eines Journalisten.
»Der Anblick macht fassungslos. Ein russisches Kriegsschiff, das die Baustelle der Gaspipeline sicherte, wurde Ziel eines Angriffs durch eine Gruppe von Umweltaktivisten. Ein Schlauchboot mit drei Personen kollidierte absichtlich mit dem Schiff und explodierte.
«
    »Verdammt noch mal!«, entfuhr es einem der
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