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Ein Ring aus Asche

Ein Ring aus Asche

Titel: Ein Ring aus Asche
Autoren: Cate Tiernan
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eine Tür zu einem völlig neuen Teil meines Lebens geöffnet.
    Plötzlich fühlte ich so etwas wie einen kräftigen Strang, der sich um die versponnenen Klangfäden wob. Ich merkte, dass die Energie des Zirkels aus dem Gleichgewicht geriet, einen Misston hervorrief. Der Strang bestand aus Ärger, färbte unsere Magie dunkel. Ich öffnete die Augen und sah Petra, die während des Gesangs starr geradeaus blickte und das Kinn hochreckte. Sie fühlte es auch. Ich warf Clio einen raschen Blick zu und bemerkte sogleich ihren verwirrten, besorgten Ausdruck. Ich sang weiter, ohne zu wissen, was ich tun sollte oder was hier überhaupt vor sich ging.
    Ich begriff, dass ich mich in der Magie verfangen hatte. Sie war überwältigend, stärker als ich, stärker als alles was ich bislang gefühlt hatte. Ich blickte von Gesicht zu Gesicht, doch die Bilder verschwammen vor meinen Augen, wurden zu einem irrlichternden Wirbel aus Licht, Farbe und Klang. Ich sah, wie Clio Luc anstarrte und sich abwandte. Ich sah, wie Ouida Petra zunickte. Richard neben mir betrachtete Daedalus stirnrunzelnd, und als ich schließlich ebenfalls in Daedalus’ Richtung guckte, erkannte ich die Quelle der schwarzen Magie.
    Daedalus benutzte unsere Energie, um irgendeinen anderen Zauber zu befeuern. Ich wollte aus dem Zirkel ausbrechen, doch ich wusste nicht, wie, und glaubte auch nicht, dazu in der Lage zu sein. Mir war heiß, ich war schweißüberströmt und die Hitze verzehrte mich innerlich. Meine Kehle schmerzte vor Trockenheit.
    Für eine Sekunde schloss ich die Augen. Langsam aber sicher wurde mir schlecht. Als ich sie wieder öffnete, sah ich, wie Petra Ouida und Luc zunickte. Plötzlich riss sie ihre Hand aus meiner. Alle drei warfen die Hände in die Luft und riefen Worte, die ich nicht kannte. Es war, als habe man die Welt, auf der wir uns bewegten, unter unseren Füßen weggerissen wie einen Teppich. Jules und ich, die wir uns immer noch an der Hand hielten, gerieten ins Straucheln. Ohne Vorwarnung zersprangen die großen gläsernen Behälter, welche die Kerzen geschützt hatten.
    »O h!«, schrie ich, als ich einen stechenden Schmerz in der Wange und in der Schulter fühlte. Ich kam hart auf dem Boden auf, während die Welt um mich herum ins Schwanken geriet.
    Auch um mich herum fielen die Mitglieder der Treize schreiend auf die Erde. Daedalus’ Stimme war erstickt vor Ärger, dann wurde alles still. Ich fühlte mich schrecklich, mir war übel. Meine Schläfen pochten und meine Stirn brannte, wahrscheinlich, weil sie von fliegenden Glassplittern getroffen worden war. Meine Augen füllten sich mit Tränen.
    »T hais.« Unter Schmerzen drehte ich meinen Kopf und sah, dass Clio zu mir herübergekrochen war. Ihr Gesicht wirkte unnatürlich blass und grün um die Nase. Ihre Schultern waren zerkratzt und bluteten. »B ist du okay?«, fragte sie noch, bevor sie neben mir zusammenbrach. Ich streckte den Arm aus und griff nach ihrer Hand. Ihre Finger schlossen sich um meine.
    »I ch muss kotzen«, krächzte ich und begann zu weinen. »W as ist passiert? War ich das?«
    »N ein, nein«, sagte sie schwach. »N an und Ouida haben die Sitzung auf unnatürlichem Weg beendet. Normalerweise muss man sie ganz langsam ausklingen lassen, ebenso wie sie begonnen hat. Andernfalls fühlst du dich so wie jetzt.«
    »A lso schrecklich«, ergänzte ich, wobei ich mich wie ein Baby anhörte. »A ber warum haben sie das getan?«
    »I ch glaube, Daedalus hat irgendwas gemacht«, erwiderte sie.
    Ich legte mir die Hand auf die Wange. Blut lief daran herunter und tropfte auf den Boden. Auf meinen Armen waren an diversen Stellen Schnitte zu sehen.
    »I ch glaube, er hat schwarze Magie angewandt und den Zirkel dazu benutzt«, fuhr Clio mit brüchiger Stimme fort. »N an und Ouida haben die Sitzung beendet, um ihn zu stoppen.«
    Ich verzog das Gesicht. Tränen liefen mir die Wangen hinunter. »H at er versucht, uns, dir und mir, wehzutun?«
    Ihr Händedruck wurde fester. »I ch weiß es nicht. Aber alles okay, uns geht’s gut. Ich bin hier und Nan auch.«
    »M ädels?« Eine aschfahle Petra beugte sich über uns. »A lles in Ordnung bei euch?«
    »N ein«, sagte ich und weinte nur noch mehr. Ich dachte daran, wie aufgeregt ich auf den Beginn der Sitzung gewartet hatte, wie spannend es gewesen war, die Magie in sich aufsteigen zu fühlen. Jetzt kam ich mir nur noch naiv, dumm und hintergangen vor. »N ie wieder will ich das tun!«
    »E s tut mir leid, Liebes«, sagte Petra,
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