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Ein Rest von Schuld - Rankin, I: Rest von Schuld - Exit Music

Ein Rest von Schuld - Rankin, I: Rest von Schuld - Exit Music

Titel: Ein Rest von Schuld - Rankin, I: Rest von Schuld - Exit Music
Autoren: Ian Rankin
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Bibliothekarin zitterte ebenso wie der Rest ihrer Person.
    »PEN?«
    »Das ist eine Schriftstellervereinigung … macht sich sehr für die Menschenrechte stark.«
    »Und wo wohnte er?«
    »Die Universität hatte ihm eine Wohnung am Buccleuch Place zur Verfügung gestellt.«
    »Familie? Eine Ehefrau vielleicht …?«
    Aber die Frau schüttelte den Kopf. »Ich glaube, seine Frau ist gestorben. Kinder hatten sie, soweit ich weiß, keine – zum Glück, muss man wohl jetzt sagen.«
    Rebus dachte kurz nach. »Und wer hat nun diese Veranstaltung hier organisiert? War es die Universität, das Konsulat …?«
    »Das war Scarlett Colwell.«
    »Seine Übersetzerin?« Clarkes Frage wurde mit einem Nicken beantwortet.
    »Scarlett arbeitet am Slawistischen Seminar.« Die Bibliothekarin begann, die Zettel auf ihrem Tisch durchzusehen. »Ich habe ihre Nummer hier irgendwo … Was für ein schreckliches Unglück. Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie schlimm das ist.«
    »Keinen Ärger während der Lesung selbst?«, fragte Rebus möglichst beiläufig.
    »Ärger?« Als sie merkte, dass keine näheren Erklärungen kommen würden, schüttelte sie den Kopf. »Es lief alles glänzend. Stupende Verwendung von Metaphern und Rhythmen … selbst wenn er auf Russisch rezitierte, spürte man die Leidenschaft.« Sie hing kurz der Erinnerung nach. Dann, mit einem Seufzer: »Anschließend hat Alexander mit Freuden Bücher signiert.«
    »Sie sagen es in einem Ton«, bemerkte Clarke, »als ob das nicht immer der Fall gewesen wäre.«
    »Alexander Todorow war ein Dichter, ein sehr bedeutender Dichter.« Als ob damit alles erklärt wäre. »Ah, hier ist sie ja.« Sie hielt einen Zettel in die Höhe, schien aber nicht bereit zu sein, ihn aus der Hand zu geben. Also tippte Clarke die Nummer in ihr Handy und bedankte sich dann bei der Bibliothekarin für ihre Hilfsbereitschaft.
    Rebus sah sich um. »Wo genau hat die Veranstaltung stattgefunden?«
    »Oben. Wir hatten über siebzig Gäste.«
    »Es hat nicht zufällig jemand die Sache gefilmt?«
    »Gefilmt?«
    »Für die Nachwelt.«
    »Warum fragen Sie?«
    Rebus antwortete mit einem Achselzucken.
    »Eine Tonaufzeichnung wurde gemacht«, räumte die Frau ein. »Da war jemand von einem Musikstudio.«
    Clarke zückte ihr Notizbuch. »Name?«, fragte sie.
    »Abigail Thomas.« Dann begriff die Bibliothekarin, dass sie sie falsch verstanden hatte. »Ach so, Sie meinen den Namen des Mannes, der die Aufnahme gemacht hat? Charlie Soundso …« Abigail Thomas kniff die Augen vor Konzentration zusammen, riss sie dann weit auf. »Charles Riordan. Er hat ein Tonstudio in Leith.«
    »Danke, Ms.Thomas«, sagte Rebus. Dann: »Fällt Ihnen jemand ein, mit dem wir uns in Verbindung setzen sollten?«
    »Sie könnten mit dem PEN reden.«
    »Vom Konsulat war an dem Abend niemand hier?«
    »Das hätte ich auch nicht erwartet.«
    »Wieso?«
    »Alexander hielt mit seiner kritischen Haltung zur gegenwärtigen Situation in Russland nicht hinterm Berg. Vor ein paar Wochen war er in Question Time.«
    »Der Fernsehsendung?«, fragte Clarke. »Die sehe ich mir manchmal an.«
    »Er konnte also ziemlich gut Englisch«, folgerte Rebus.
    »Wenn er wollte«, sagte die Bibliothekarin mit einem leicht schiefen Lächeln. »Wenn ihm eine Frage nicht passte, schienen ihn seine Sprachkenntnisse schlagartig zu verlassen.«
    »Er scheint ein ziemliches Original gewesen zu sein«, bemerkte Rebus. Er sah, dass auf einem Tisch neben der Treppe ein kleiner Stapel Bücher Todorows lag. »Sind die zu kaufen?«, fragte er.
    »Allerdings. Hätten Sie gern eins?«
    »Sind die zufällig signiert?« Sie nickte. »In dem Fall sagen wir ein halbes Dutzend.« Er griff in die Brusttasche nach seinem Portemonnaie, während die Bibliothekarin aufstand, um die Bücher zu holen. Als er Clarkes Blick bemerkte, artikulierte er lautlos ein Wort.
    Ein Wort, das sehr nach »eBay« aussah.

    Sie hatten kein Knöllchen bekommen, dafür ernteten sie bitterböse Blicke von den Fahrern, die sich am Auto vorbeiquetschen mussten. Rebus warf die Tüte mit den Büchern auf den Rücksitz. »Sollten wir sie vorwarnen?«
    »Wär vielleicht klüger«, meinte Clarke, wählte die Nummer und hielt sich das Handy ans Ohr. »Sagen Sie mir eins, wissen Sie überhaupt, wie man etwas bei eBay verkauft?«
    »Ich bin lernfähig«, antwortete Rebus. Dann: »Sagen Sie ihr, wir treffen uns vor seiner Wohnung, nur für den Fall, dass er da im Vollrausch liegt und wir einen Doppelgänger im Eisfach
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