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Ein Prinz wie aus dem Maerchen

Ein Prinz wie aus dem Maerchen

Titel: Ein Prinz wie aus dem Maerchen
Autoren: Lynne Graham
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Macht genossen.
    Sie
liebte ihn, aber in den letzten vierundzwanzig Stunden hatte sie sich
nicht von ihrer Liebe, sondern von ihrem Stolz leiten lassen. Sie war
Tariqs Frau, wenn alles gesagt und getan war. Zugegeben, nur durch
einen Irrtum. Er hatte nicht gewusst, dass eine Scheidung so schwer
durchzusetzen war, und deshalb beschlossen, auf eine Scheidung zu
verzichten. Seinen Worten zufolge hatte er eigentlich nie eine
Scheidung gewollt, selbst nicht in Zeiten, da er sie, Faye, für
herzlos und geldgierig gehalten hatte. Außerdem hatte er die
Bedürfnisse von drei kleinen Kindern zu berücksichtigen,
die sie liebten.
    "Tariq
…?" flüsterte sie zögernd.
    "Was
ist?" Offenbar dachte er, sie sei bereit für die nächste
Runde.
    "Nichts."
    "Dir
ist doch nicht etwa die Munition ausgegangen, oder?"
    "Doch.
Ich würde Rafi, Basma oder Hayat nie wehtun", erklärte
sie leise.
    "Wenn
du unbedingt abreisen willst, solltest du es sofort hinter dich
bringen. Je länger du bleibst, desto schwerer wird es für
die Kinder", entgegnete er. "Mehr habe ich dazu nicht zu
sagen."
    Eine
nie gekannte Furcht erfasste Faye. "Ich habe mich mitreißen
lassen. Es tut mir Leid."
    Tariq
schwieg. Sie beobachtete, wie er den Reißverschluss der
ausgeblichenen Jeans hochzog und ein dunkelgrünes Polohemd
überstreifte. Er würdigte sie keines Blickes, sie hätte
genauso gut unsichtbar sein können.
    "Es
tut mir Leid", wiederholte sie. "Alles."
    "Mir
tut es Leid … dir tut es Leid … den Kindern wird es
auch Leid tun." Er ging an ihr vorbei zur Schlafzimmertür.
    "Tariq?"
    "Ich
wünschte, ich könnte etwas Tiefgründiges sagen",
seine Hand verweilte auf dem Türknauf, "aber unsere
Beziehung gleicht einer schwarzen Komödie der Irrtümer, und
mir fehlen die Worte. Inschallah."
    Die
Kehle war ihr wie zugeschnürt.
    Er
öffnete die Tür und hielt inne. "Was soll ich mit der
Stute machen?"
    "Welcher
Stute?"
    Stirnrunzelnd
drehte er sich um. "Es sollte eine Überraschung werden …
Delilah, deine Stute, die du letztes Jahr verkaufen musstest. Ich
habe sie aufgespürt und von der Reitschule erworben, aber noch
ist sie in Quarantäne, und bis du wieder Stallungen hast …
Keine Sorge, ich kümmere mich darum."
    Bis
Faye sich von dieser Mitteilung erholt hatte, war Tariq verschwunden,
und niemand schien die leiseste Ahnung zu haben, wo er war.
    Sie
rief Latif an, und nach einer Reihe von Ausflüchten versprach
er, zur Muraaba zu kommen.
    "Es
besteht kein Anlass zur Sorge", versicherte er bei seiner
Ankunft.
    "Ich
will bloß wissen, wo er ist, das ist alles."
    Latif
seufzte. "Seine Königliche Hoheit hat Orte, zu denen er
geht, wenn er allein sein möchte. Allein zu sein ist ein großer
Luxus für ihn. Vielleicht ist er am Strand, vielleicht in der
Wüste. Vielleicht fährt er durch die Stadt, vielleicht
schlendert er irgendwo eine Straße entlang, als wäre er
ein ganz normaler Mensch."
    "Wie
kann er sicher sein, wenn Sie nicht einmal wissen, wo er ist? Das
kann nicht sicher sein!"
    Latif
konzentrierte sich auf das Muster des Teppichs.
    "Er
ist nie allein, oder?" Faye atmete bei dieser Erkenntnis
erleichtert auf. "Sie haben ihn stets unter Bewachung."
    "Es
gibt keinen Grund zur Beunruhigung." Er hob wieder den Kopf.
"Uns allen ist klar, dass Prinz Tariq eine gewaltige
Verantwortung trägt und unzählige lästige
Beschränkungen klaglos akzeptiert. Trotzdem ist er noch ein
junger Mann. Er hat nie die Freiheiten kennen gelernt, die sein Vater
genossen hat, und es wird ihm auch leider nie vergönnt sein,
denn die Welt hat sich zu stark verändert. Wenn Sie mich jedoch
nach seinem Aufenthaltsort fragen, ist es natürlich meine
Pflicht, ihn zu verraten, Eure Königliche Hoheit."
    Faye
war blass geworden. "Nein, es ist schon gut. Ich möchte es
nicht mehr wissen, und – soweit es mich betrifft – hat
dieses Gespräch nie stattgefunden."
    Mit
einem angespannten Lächeln begleitete sie Latif zum Ausgang –
eine Geste der Höflichkeit, die er verdient hatte, nachdem er in
eine so peinliche Lage gebracht worden war.
    "Das
letzte Jahr war von fast unerträglichem Kummer überschattet",
bemerkte der ältere Mann taktvoll. "In den vergangenen
Wochen war der Schmerz kaum noch spürbar."
    "So
wird es wieder werden", versicherte sie.
    Faye
ging ins Bett und lag lange wach. Sie war Latif für seinen Rat
dankbar. Ohne sie zu beschämen, hatte er ihr eine neue Seite des
Mannes gezeigt, den sie geheiratet hatte. Tariq nahm sich eine
Auszeit, wenn er am Ende seiner
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