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Ein Prinz wie aus 1001 Nacht

Ein Prinz wie aus 1001 Nacht

Titel: Ein Prinz wie aus 1001 Nacht
Autoren: Lynne Graham
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Gemeindeältesten zu überwerfen, und besuchte seither nicht einmal mehr die Gottesdienste. Und natürlich durften fortan auch Mabel und seine Tochter nicht mehr in die Kirche gehen.
    Kirsten liebte Musik. Eines ihrer wenigen, harmlosen Vergnügen war ihr kleines Radio gewesen. Angus hatte es in einem Wutanfall zertrümmert, nachdem Mabel ihn darauf aufmerksam gemacht hatte, dass seine Tochter ihrer Meinung nach viel zu viel kostbare Zeit mit dem Ding verschwende. Sogar Mabel erschrak damals über die heftige Reaktion ihres Gatten, doch für Kirsten war es nur ein schwacher Trost, dass selbst ihre Stiefmutter sich nicht besonders glücklich in dieser so hastig geschlossenen Ehe fühlte.
    „Möchtest du sie haben?“ In der Mittagspause hielt ihr ein anderes Dienstmädchen eine Hochglanzillustrierte entgegen, in der sie zuvor geblättert hatte. „Ist schon okay. Ich bin damit durch“, versicherte sie, als Kirsten zögerte.
    Heftig errötend ließ sie einen gemurmelten Dank hören und schämte sich ihrer fatalen Schwäche. Doch die Neugierde war größer als ihre moralischen Bedenken. Und als sie den Personalraum im Untergeschoss wieder verließ, hörte sie hinter sich leises Tuscheln.
    „Ist es nicht eine Schande? Man sollte diesen Angus Ross dafür auspeitschen, was er seiner armen Tochter antut! Sie fürchtet sich ja vor ihrem eigenen Schatten!“
    Oh nein! Das tue ich nicht!, dachte Kirsten rebellisch und radelte sich allen Schmerz und Frust von der Seele, indem sie auf ihrem Heimweg so fest in die Pedale trat, wie sie nur konnte. Doch ebenso wenig, wie sie sich vor ihrem eigenen Schatten fürchtete, wollte sie unnötigen Streit mit ihrem Vater heraufbeschwören, ehe sie die Möglichkeit hatte, von ihm wegzugehen.
    Der warme Fahrtwind des Frühsommertages, der ihre zarte Haut streichelte, besänftigte rasch wieder ihr aufgebrachtes Gemüt. Außerdem war es Freitag. Für Kirsten der schönste Tag in der Woche. Ihre Arbeit endete früher, und daheim würde sie das Haus eine Weile für sich haben, weil ihr Vater und Mabel am Freitagnachmittag immer den Großeinkauf für die nächste Woche erledigten. Anschließend besuchten sie noch Mabels alte Mutter und blieben zum Abendessen dort. Kirsten nahm sich vor, einen ausgedehnten Spaziergang mit dem Hund zu unternehmen und in Ruhe die Illustrierte durchzustöbern.
    Bereits eine halbe Stunde später marschierte sie über die Felder ihres Vaters, die bis an den großen, dichten Wald heranreichten. Erschrocken stellte sie fest, dass sich frische, tiefe Fußspuren in dem weichen Erdboden abzeichneten, die sich beim nächsten Regen mit Wasser füllen würden. Es war erst ein paar Wochen her, dass ihr Vater einen Wutanfall bekommen hatte, weil er ein jugendliches Pärchen dabei überraschte, als es mit dem Motorrad über sein frisch eingesätes Feld fuhr. Die Vorstellung, wie sich ein erneuter Besuch der jugendlichen Vandalen und weitere Verwüstungen seines Landes auf ihren Vater auswirken würden, entlockte Kirsten einen tiefen Seufzer.
    Spontan beschloss sie, ihn den Schaden lieber selbst entdecken zu lassen und schlug einen Bogen, der sie auf einen kleinen, wenig benutzten Pfad brachte. Sie folgte ihm durch den Wald bis auf die Kuppe des Hügels. Dort zog sie die Schuhe aus, öffnete die oberen Knöpfe ihrer Bluse und löste ihr Haar, entschlossen, noch ein Weilchen die nachmittägliche Sonne zu genießen.
    Squeak, ihr kleiner, kurzbeiniger Mischlingshund, ließ sich mitten auf den Graspfad plumpsen und hechelte vor Erschöpfung. Er stellte nicht einmal seine kleinen spitzen Ohren auf, als aus der Ferne über das Tal hinweg Motorengeräusch erklang, was Kirsten zu der Annahme brachte, dass er noch tauber war, als sie es bisher gedacht hatte.
    Kirsten streckte sich auf dem weichen Gras aus, stützte sich bequem auf einen Ellbogen und schlug die Zeitschrift auf. Es dauerte nicht lange, dann war sie völlig in der Welt der Mode und der Reichen und Schönen versunken. Gerade betrachtete sie träumerisch eine elegante Abendrobe, da hörte sie ein donnerndes Geräusch. Bereits in der nächsten Sekunde fuhr sie aus ihrer ruhenden Position hoch, als ein schwarzes Motorrad über die Hügelkuppe schoss und direkt auf Squeak zuhielt.
    Geistesgegenwärtig hechtete Kirsten auf ihn zu, schnappte sich das arme, alte Hündchen und rollte sich zur Seite. Weniger als zwei Meter von ihr entfernt, brachte der Raser seine schwere Maschine mit einem halsbrecherischen Manöver zum Stehen,
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