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Ein neuer Anfang?

Ein neuer Anfang?

Titel: Ein neuer Anfang?
Autoren: SHARON KENDRICK , Pößneck GGP Media
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verarbeiten. Demnach lag ihr etwas an seiner Zustimmung. Doch warum? „Kiloran?“ fragte er plötzlich.
    Sein Tonfall ließ Kiloran erstarren. „Ja, Adam?“
    „Wie haben wir uns eigentlich kennen gelernt?“

12. KAPITEL
    Kiloran legte die Gabel ab. Ihre Hand zitterte.
    „Jetzt sag schon, wie haben wir uns kennen gelernt?“ wiederholte Adam seine Frage.
    Der Arzt hatte ihr prophezeit, dass Adam sich vermutlich nach und nach von selbst erinnern würde. Eventuell würde er auch ihre Hilfe benötigen. Für sie war es eine Herausforderung, ihm die Wahrheit zu sagen. Egal, wie schmerzhaft es sein würde. Denn sie würde viel von sich preisgeben, wenn sie ihm ehrlich berichtete, wie seine und ihre Vergangenheit ausgesehen hatte.
    Und damit verschreckte sie ihn vielleicht.
    „Wir sind uns begegnet, als mein Großvater dich bat, dich um unsere Firma zu kümmern, weil die Geschäfte nicht gut liefen.“
    „Wie lange ist das her?“
    „Knapp neun Monate.“ So lange schon? Wie seltsam! Einerseits schien es ihr lange, andererseits war die Zeit wie im Flug vergangen. „Allerdings sind wir uns vor Jahren schon einmal begegnet.“
    Er runzelte die Stirn. „Wie kam das?“
    „Du hast bei uns gearbeitet, als du achtzehn Jahre alt warst“, erklärte sie langsam. „Du bist hier in der Nähe aufgewachsen.“
    „Was ist mit meiner Mutter?“ fragte er. „Und mit meinem Vater?“
    Jetzt saß sie in der Klemme. Er hatte es ihr hier in diesem Garten erzählt. Aber konnte sie ihm die Wahrheit zumuten? Es handelte sich schließlich um Dinge, die er normalerweise für sich behielt.
    „Enthalten Sie ihm nichts vor!“ hatte der Arzt ihr eingeschärft.
    „Und wenn die Wahrheit wehtut?“ hatte sie ihn gefragt.
    „Dinge, die in der Vergangenheit liegen, sind oft schmerzlich. So ist das Leben. Schirmen Sie sich gegen Schmerz ab, gibt es kein Wachstum. Und ohne Wachstum sterben wir.“
    Also antwortete Kiloran jetzt: „Du hast deinen Vater nie kennen gelernt, Adam. Deine Mutter hast du seit jenem Sommer vor Jahren nicht mehr gesehen.“
    Die Schleier hoben sich, als hätte eine leichte Brise sie fortgeweht. Adam erinnerte sich an einen Morgen vor langer Zeit. Eine Küche. Schmutziges Geschirr im Ausguss und ein Brief auf dem Küchentisch. Sie würde nicht zurückkommen. Sie war gegangen. Weg, für immer. Und sie hatte etwas mitgenommen. Seine Hoffnungen, seine Träume und seinen guten Ruf.
    Adam zuckte zusammen. Er sah Kiloran starr an. Sie merkte ihm an, dass ihm die Erinnerung wehtat.
    „Ich erinnere mich“, sagte er leise. „An das Haus. Und an die Leere.“ Lange schwieg er. „Meine Mutter war verschwunden“, fügte er schließlich hinzu.
    Sie hörte ihm an, wie endgültig jene Trennung gewesen war. Für den Fall, dass er sich alles wieder ins Gedächtnis zurückrufen würde, rückte sie näher. Nahe genug, um ihn berühren zu können, falls nötig.
    „Woran erinnerst du dich, Adam? Was fällt dir außerdem noch ein?“
    Adam schüttelte den Kopf. Ihm war, als würde er in trübem Wasser tauchen. Ab und zu erhellte ein Lichtschein einen Fleck direkt vor ihm, dann verdunkelte sich die Stelle wieder. Nachdenklich sah er Kiloran an. Sein Blick fiel auf ihre roten Lippen. Volle, rote Lippen. Rot wie reife Erdbeeren.
    Plötzlich interessierte ihn die Vergangenheit nicht mehr. Die Gegenwart mit ihren weitaus angenehmeren Assoziationen gefiel ihm viel besser. Warum sich den schmerzlichen Erinnerungen zuwenden, wenn diese wunderbare Frau neben ihm saß und ihm bewusst machte, wie schön das Leben sein konnte?
    „Küss mich, Kiloran!“ forderte Adam sie auf.
    „Nein, nicht jetzt. Es ist zu früh.“
    „Küss mich!“ wiederholte er wesentlich forscher. Beinah klang er wie der Adam, den sie von früher kannte.
    Kiloran betrachtete ihn aufmerksam. Einen atemlosen Moment lang verharrten sie so. Sie sahen sich tief in die Augen, fragend, suchend. So nahe hatte Kiloran sich ihm noch nie gefühlt.
    „Jetzt, Kiloran“, sagte Adam leise.
    Sie beugte sich vor und tat ihm den Gefallen. Sanft berührte sie seinen Mund. Sein warmer Atem streifte ihre Wange. Sie öffneten die Lippen beide im selben Moment. Zögernd und verhalten wie zwei Teenager beim ersten Kuss. Als wollten sie herausfinden, wie es war, das Küssen.
    Mir kommt es vor, als hätte ich ihn nie zuvor wirklich geküsst, dachte Kiloran. Sie schrak zusammen, und ihr Atem wurde schneller.
    Adam hob die Hand und berührte ihren Nacken. Tastend, als hätte er noch nie eine
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