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Ein Mord wird angekündigt

Ein Mord wird angekündigt

Titel: Ein Mord wird angekündigt
Autoren: Agatha Christie
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Julia, hol mir rasch aus dem Bad e zimmer Heftpflaster … es ist so unangenehm, wie ein Schwein zu bluten. Patrick, ruf bitte sofort die Polizei an!«

4
     
    G eorge Rydesdale, der Polizeichef der Grafschaft Mid d leshire, war ein ruhiger, mittelgroßer Mann; unter busch i gen Brauen blitzten kluge Augen. Er hatte die Gewoh n heit, mehr zuzuhören, als zu reden, und wenn er sprach, erteilte er mit gleichmütiger Stimme kurze Befehle, die aufs Peinlichste befolgt wurden.
    Er ließ sich von Inspektor Dermot Craddock, dem die Untersuchung des Falles übertragen worden war, Bericht erstatten.
    »Constable Legg nahm die erste Meldung entgegen, Sir«, berichtete Craddock. »Er scheint sich richtig verha l ten zu haben und hat Geistesgegenwart bewiesen. Der Fall ist nicht einfach.«
    »Ist der Tote identifiziert worden?«
    »Jawohl, Sir. Rudi Schwarz, Schweizer, arbeitete im Royal Spa Hotel in Medenham Wells im Empfangsbüro. Wenn es Ihnen recht ist, gehe ich zunächst ins Spa Hotel und dann nach Chipping Cleghorn. Sergeant Fletcher ist schon dort. Er befragt die Buschauffeure, dann geht er zu dem Haus.«
    Rydesdale nickte zustimmend und wandte sich zur Tür, die gerade geöffnet wurde.
    Sir Henry Clithering, ehemaliger Kommissar von Sco t land Yard, ein distinguiert aussehender, großer, älterer Herr, trat näher und hob die Brauen.
    »Das Allerneueste ist«, erklärte Rydesdale, »einen Mord in der Zeitung anzukündigen. Zeigen Sie, bitte, Sir Henry die Annonce, Craddock!«
    Sir Henry las die Anzeige.
    »Hm, das ist wirklich höchst merkwürdig«, murmelte er.
    »Weiß man, wer die Annonce aufgegeben hat?«, fragte Rydesdale.
    »Anscheinend Rudi Schwarz selbst.«
    »Aber wozu wohl?«, fragte Sir Henry.
    »Um eine Anzahl neugieriger Dorfbewohner zu einer bestimmten Zeit in einem bestimmten Haus zu versa m meln«, antwortete Rydesdale, »sie dann zu überfallen und ihnen ihr Bargeld und die Wertsachen abzunehmen. Als Idee ist das gar nicht so dumm.«
    »Was für ein Nest ist dieses Chipping Cleghorn?«, fragte Sir Henry.
    »Ein großes, malerisches Dorf; unter anderem gibt es dort einen guten Antiquitätenladen und zwei Tea-Rooms. Es ist ein beliebter Ausflugsort, wo viele Offiziere und Beamte im Ruhestand leben.«
    »Ah, ich verstehe«, sagte Sir Henry, »nette alte Jungfern und pensionierte Colonels. Natürlich kamen alle, nac h dem sie die Annonce gelesen hatten, um halb sieben dorthin, um zu sehen, was los sei. Mein Gott, wie schade, dass ich nicht meine alte Jungfer hier habe.«
    »Ihre alte Jungfer, Henry? Eine Tante?«
    »Nein, keine Verwandte von mir … «
    Er machte eine kleine Pause und erklärte dann fast eh r fürchtig:
    »Sie ist der beste Detektiv, den es je gegeben hat. Ein geborenes Talent!«
    Dann wandte er sich an Craddock.
    »Unterschätzen Sie die alten Jungfern in Ihrem Dorf nicht, mein Lieber. Falls sich diese Geschichte als ko m pliziert herausstellen sollte, was ich freilich nicht glaube, so denken Sie daran, dass eine alte Jungfer, die strickt und ihren Garten betreut, jedem Sergeant weit überlegen ist.«
    »Ich werde es mir merken, Sir«, erwiderte Craddock.
    Rydesdale gab Sir Henry einen kurzen Überblick über die Geschehnisse.
    »Dass alle um halb sieben hinkommen würden, können wir uns denken«, erklärte er. »Aber konnte dieser Schwe i zer das auch wissen? Und konnte er annehmen, die A n wesenden hätten so viel Geld und Wertsachen bei sich, dass ein Raub überhaupt lohnte?«
    »Höchstens ein paar altmodische Broschen, Japanpe r len, etwas Kleingeld, vielleicht ein, zwei Banknoten … kaum mehr«, meinte Sir Henry nachdenklich. »Hatte diese Miss Blacklock viel Geld im Haus?«
    »Sie sagt, nein, Sir, etwa fünf Pfund.«
    »Sie meinen«, murmelte Sir Henry, »dass dieser Bursche eine Komödie aufführen wollte, dass er nicht auf Raub aus war, sondern sich einfach einen Spaß machen wollte, eine Art Gangsterfilm? Das wäre möglich. Aber wieso hat er sich dann selbst erschossen?«
    Rydesdale reichte ihm einen Bericht.
    »Das ist der ärztliche Befund. Der Schuss wurde aus nächster Nähe abgegeben … die Kleider waren ve r sengt … Hm … daraus lässt sich nicht ersehen, ob es sich um einen Unfall oder um Selbstmord handelt. Er kann gestolpert und gestürzt sein, und dabei ist der Revolver, den er dicht an sich hielt, losgegangen … Wahrscheinlich war es so.«
    Er blickte Craddock an.
    »Sie müssen die Zeugen gründlich befragen und sie d a zu bringen, genau auszusagen, was sie
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