Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Mord wird angekündigt

Ein Mord wird angekündigt

Titel: Ein Mord wird angekündigt
Autoren: Agatha Christie
Vom Netzwerk:
durch die Devisenbestimmungen, er könnte kein Geld aus der Schweiz kriegen. Das wäre ja möglich, aber er war auch recht bescheiden gekleidet, er trug keine Maßanz ü ge, und dann die Geschichte, die er erzählte … Er sei ein großer Bergsteiger gewesen, hätte Leute aus Gletschern gerettet … dabei wurde ihm schon schwindlig, als wir nur am Rand der Boulters-Schlucht entlangspazierten!«
    »Sind Sie oft mit ihm ausgegangen?«
    »Ja … also … ja. Er hatte sehr gute Manieren, und er wusste, wie man sich einer Dame gegenüber benimmt. Immer die besten Plätze im Kino, und manchmal hat er mir sogar Blumen geschenkt, und er war ein wunderbarer Tänzer … himmlisch!«
    »Hat er Ihnen gegenüber je von Miss Blacklock gespr o chen?«
    »Ach, die Dame, die hier ab und zu zu Mittag isst? Und einmal hat sie auch hier gewohnt. Nein, ich kann mich nicht erinnern, dass Rudi je von ihr gesprochen hat. Ich wusste gar nicht, dass er sie kennt.«
    »Hat er je Chipping Cleghorn erwähnt?«
    Craddock glaubte einen ängstlichen Ausdruck in My r nas Augen festzustellen, aber er war seiner Sache nicht sicher.
    »Nicht dass ich wüsste … Einmal hat er mich nach dem Autobusfahrplan gefragt, aber ich kann mich nicht eri n nern, ob er nach Chipping Cleghorn fahren wollte oder sonst wohin. Es ist schon längere Zeit her.«
    Mehr konnte Craddock nicht aus ihr herauskriegen. Rudi Schwarz sei ihr ganz normal vorgekommen, gestern Abend habe sie ihn nicht gesehen. Sie habe keine Ahnung gehabt, das betonte sie, dass Rudi Schwarz ein Gauner gewesen sei.
    Und das glaubte Craddock ihr.

5
     
    L ittle Paddocks war genauso, wie Craddock es sich vo r gestellt hatte. Enten und Hühner liefen im Garten umher, der einen vernachlässigten Ei n druck machte. Er sagte sich: Wahrscheinlich kann sie nicht viel Geld für den Gärtner ausgeben … das Haus müsste frisch gestrichen werden, aber das müssten heu t zutage die meisten Häuser.
    Als Craddocks Wagen vorfuhr, kam Sergeant Fletcher hinter dem Haus hervor.
    »Aha, da sind Sie ja, Fletcher! Was haben Sie zu me l den?«
    »Wir haben gerade das Haus durchsucht, Sir. Offe n sichtlich hat Schwarz keine Fingerabdrücke hinterlassen, er trug Handschuhe. Weder Türen noch Fenster zeigen Spuren eines Einbruchs. Er scheint um sechs Uhr mit dem Autobus von Medenham gekommen zu sein. Die Hintertür des Hauses wurde um halb sechs geschlossen. Es sieht so aus, als sei er durch die Vordertür hereing e kommen. Die elektrische Lichtleitung ist überall in Or d nung. Wir haben noch nicht herausgefunden, wie er den Kurzschluss bewerkstelligen konnte. Nur die Sicherung vom Wohnzimmer und der Halle war durchgebrannt, und ich weiß nicht, wie er es fertigbrachte, an dieser S i cherung herumzumanipulieren.«
    Craddock klingelte nun an der Haustür.
    Nach ziemlich langem Warten wurde die Tür von e i nem hübschen jungen Mädchen mit kastanienbraunem Haar geöffnet.
    »Inspektor Craddock«, stellte er sich vor.
    Das Mädchen musterte ihn kühl aus ihren hübschen h a selnussbraunen Augen und forderte ihn auf:
    »Bitte, treten Sie näher, Miss Blacklock erwartet Sie.«
    Die Wände der schmalen, langen Halle schienen nur aus Türen zu bestehen.
    Das junge Mädchen öffnete eine der Türen zur Linken und sagte:
    »Inspektor Craddock ist da, Tante Letty. Mizzi wollte nicht aufmachen, sie hat sich in der Küche eingeschlossen und vollführt ein Heulkonzert. Ich fürchte, wir werden heute kein Mittagessen bekommen.«
    Dann, zu Inspektor Craddock gewandt: »Sie mag die Polizei nicht.«
    Craddock trat auf die Besitzerin von Little Paddocks zu. Er sah eine stattliche Frau von etwa sechzig Jahren in einem gut geschnittenen Jackenkleid und einem Pullover vor sich, deren graues Haar natürlich gewellt war und einen ansprechenden Rahmen für ihr gescheites, resolutes Gesicht bildete. Sie hatte strenge graue Augen, ein energ i sches Kinn und war nicht geschminkt; an ihrem linken Ohrläppchen klebte ein Heftpflaster. Um den Hals trug sie erstaunlicherweise ein breites Band aus altmodischen Kameen, was ihr eine sentimentale Note verlieh, die gar nicht zu ihrem sonstigen Äußeren passte.
    Neben ihr saß eine etwa gleichaltrige Frau mit einem runden Gesicht und unordentlich frisiertem Haar, das in einzelnen Strähnen aus dem Haarnetz hing. Auf Grund des Berichts von Constable Legg wusste Craddock, dass es sich um Miss Dora Bunner, die Gesellschafterin, ha n deln musste.
    Miss Blacklock sagte mit einer angenehmen, kultivierten
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher