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Ein Moment fürs Leben. Roman

Ein Moment fürs Leben. Roman

Titel: Ein Moment fürs Leben. Roman
Autoren: Cecelia Ahern
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pflichtete ich ihm bei.
    »Aber drei«, fuhr er fort und fing an zu strahlen, »drei ist eine Zahl, die ich echt mag. Und vier – also, vier ist toll.«
    Ich lachte, und er versuchte mich von meiner Augenklappe zu befreien.
    »Nein, ich mag sie, ich möchte sie anbehalten.«
    »Du bist irre«, stellte er liebevoll fest und küsste mich wieder. »Gut. Unter einer Bedingung.«
    »Die wäre?«
    »Alles kommt weg, außer der Augenklappe.«
    »Einverstanden.«
    Wir küssten uns wieder. Dann zog er mich in die Wohnung und kickte die Tür zu.

Epilog

    Samstag, der 6. August war, genau wie die Meteorologen es vorhergesagt hatten, ein herrlicher Tag in Glendalough. Auf dem Rasen hinter dem Haus meiner Eltern tummelten sich einhundert Gäste, ausschließlich Familie und enge Freunde, nippten an ihren Champagnergläsern, genossen die Sonne, plauderten und warteten, dass die Feierlichkeiten begannen. Der Rasen war für die Erneuerung des Ehegelübdes festlich verwandelt worden: Hundert Stühle flankierten zu beiden Seiten einen weiß ausgelegten Zwischengang, der zu einem mit weißen Hortensien geschmückten Hochzeitsbogen führte. Ein Stück entfernt stand ein großes Festzelt mit zehn Tischen für jeweils zehn Gäste, dahinter schimmerten die Hügel in allen erdenklichen Grünschattierungen. Jeder Tisch war mit einer einzelnen weißen Rose in einer großen Vase geschmückt, und an der Stirnseite des Zelts hing ein vergrößertes Foto, das an dem Tag gemacht worden war, als das Hochzeitspaar sein Gelübde zum ersten Mal abgelegt hatte – vor fünfunddreißig Jahren, bevor Riley, Philip und ich das Licht dieser Welt erblickt hatten.
    Als ich um das Zelt herumging, entdeckte ich meinen Vater, der sich, gekleidet in einen sommerlichen weißen Leinenanzug, mit Philip unterhielt. Schnell versteckte ich mich hinter einem Busch mit blauen und rosa Hortensien, um zu lauschen. Einen Moment lang dachte ich, Vater und Sohn hätten eine intensive Begegnung, aber dann rief ich mir ins Gedächtnis, dass wir uns im wirklichen Leben befanden, nicht in dem Film, in dem sich das Mädchen aus der Cupcake-Bäckerei auch noch mit ihrem Vater versöhnte. Tatsächlich wandte Philip sich im gleichen Moment, als mir das einfiel, von meinem Vater ab und stürmte mit knallrotem, wütendem Gesicht in Richtung meines Buschs davon. Vater schaute ihm nicht einmal nach, sondern nippte an seinem Glas Weißwein, das er elegant zwischen Zeigefinger und Daumen am Stiel festhielt, und ließ den Blick in die Ferne schweifen. Als Philip an meinem Busch vorbeikam, packte ich ihn am Arm und zog ihn zu mir ins Unterholz.
    »Au! Mensch, Lucy, was machst du denn da?«, fragte er ärgerlich, beruhigte sich aber rasch wieder und fing an zu lachen. »Warum versteckst du dich im Gebüsch?«
    »Ich wollte einen intimen Moment zwischen Vater und Sohn beobachten.«
    Philip schnaubte. »Ich bin gerade darüber informiert worden, dass ich Schande über die Familie gebracht habe.«
    »Was, du auch?«
    Ungläubig schüttelte er den Kopf, doch dann konnte er wieder darüber lachen.
    »Ist es wegen der Titten?«
    Wieder lachte er. »Ja, es ist wegen der Titten.«
    »Ich fürchte, in dem Kleid heute hat Majella deine wahre Profession verraten.«
    Philip lachte und klaubte mir vorsichtig ein Blatt aus den Haaren. »Ja, aber es hat sich gelohnt.«
    »Ein Geschenk, von dem man lange etwas hat, was?«, sagte ich, und er lachte laut. Ich knuffte ihn in den Arm, und er hielt sich schnell die Hand vor den Mund. Auf einmal fühlte ich mich, als wären wir wieder Kinder, die sich vor einem bevorstehenden Familienfest oder einem Museumsbesuch oder einem Besuch bei Freunden der Eltern versteckten, wo wir ignoriert werden würden, brav neben den Erwachsenen sitzen mussten und zwar gesehen, aber nicht gehört werden durften. Wir sahen hinüber zu unserem Vater, der immer noch in die Ferne blickte, weit weg von den Menschen, die seinetwegen gekommen waren.
    »Er meint es nicht so, weißt du«, sagte ich in dem Versuch, Philip zu trösten.
    »O doch, er meint es so. Er meint jedes Wort genau so, und das weißt du auch. Es liegt anscheinend in seiner Natur, unglücklich zu sein und über alle Menschen ein hartes Urteil zu fällen – außer über sich selbst.«
    Überrascht sah ich ihn an. »Ich dachte, diese Rolle wäre für mich reserviert.«
    »Ach, nimm dich nicht so wichtig, Lucy. Ich bin vor dir geboren, ich hab ihn schon ein paar Jahre länger enttäuscht als du.«
    Doch sosehr ich mich
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