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Ein Mann - Kein Wort

Ein Mann - Kein Wort

Titel: Ein Mann - Kein Wort
Autoren: Beate Weingardt
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EILBRONN -N ÜRNBERG
    Schaut man sich die einschlägige und inzwischen fast uferlose Literatur zu diesem Thema an, so stellt man fest, dass es im Grunde zwei Positionen gibt. Die einen betonen die Unterschiede zwischen Männern und Frauen sehr stark 3 , die anderen schwächen die vermeintlichen Unterschiede eher ab. Nimmt man die jeweiligen Argumente jedoch genauer unter die Lupe, so stellt man fest: Es kommt ganz offensichtlich auf die Sichtweise an!
    Ein Beispiel: Stellen Sie sich vor, ein Forscher und eine Forscherin vergleichen einen nackten Mann und eine nackte Frau, die vor ihnen stehen. Der Forscher sagt: »Mann und Frau sind im Wesentlichen gleich. Beide haben einen Kopf, zwei Arme, zwei Hände, zwei Beine, zwei Füße, einen Rumpf und einen Bauchnabel. Beide haben Haare, Gelenke, Augen, Ohren, Nase, Mund. Okay, unterhalb des Bauchnabels sind sie etwas unterschiedlich, und auch der Oberkörper hat leicht unterschiedliche Ausmaße. Aber das sind alles Kleinigkeiten, verglichen mit der enorm hohen Menge an Übereinstimmungen und Gemeinsamkeiten!«
    Die Forscherin entgegnet: »Aber ich bitte Sie: Alles ist anders, nicht nur der Oberkörper und die Partie unterhalb des Bauchnabels! Sehen Sie denn nicht: Kopf, Arme, Hände, Beine, Füße und derRumpf – dies alles ist bei der Frau etwas anders geformt als beim Mann. Und natürlich haben beide Augen, Ohren, Nase und Mund – aber Sie werden doch zugeben, dass ein Männergesicht eindeutig anders aussieht als das Gesicht einer Frau, selbst ohne Bart! Außerdem: Sehen Sie denn nicht die höchst unterschiedliche Hüft-Becken-Partie?! Deutlich gerundet bei der Frau, hingegen eher in gerader Linie verlaufend beim Mann …! Wenn man sich die beiden Silhouetten anschaut, so ist doch völlig unverkennbar, dass eine Frau nicht mit einem Mann zu verwechseln ist! Im Übrigen wird dieser Unterschied auch schon in der Bibel betont: Da heißt es, dass Gott den Mann aus Ackerboden ›formte‹, aber die Frau ›baute‹ – aus seiner Rippe!« 4
    So weit die unterschiedlichen Sichtweisen der beiden Forscher.
    Wer von beiden hat recht? Natürlich beide – es kommt lediglich darauf an, worauf man sein Hauptaugenmerk richtet und vor allem: welches
Gewicht
man den wahrgenommenen Unterschieden gibt.
    Zahlreiche Wissenschaftler, die sich mit Geschlechtsunterschieden beschäftigen, neigen heute dazu, die durchaus beobachtbaren Unterschiede als »wenig ins Gewicht fallend« zu betrachten, weil sie die Menge der
Gemeinsamkeiten
zwischen den Geschlechtern als weitaus größer und gewichtiger ansehen. Frauen sind, so sagen sie, zwar körperlich etwas schwächer als Männer und dadurch nicht ganz so ausdauernd, sie verfügen jedoch über die gleiche Intelligenz und sind zu den gleichen geistigen Leistungen wie Männer in der Lage. Zwar gibt es leichte Unterschiede in einzelnen Teilleistungen des Gehirns – Männer haben beispielsweise ein besseres räumliches Vorstellungsvermögen als Frauen –, aber diese Unterschiede fallenangesichts der Menge an
Ähnlichkeiten
kaum oder gar nicht ins Gewicht. Dagegen stellt eine Wissenschaftlerin, die sich mit der »Psychologie der Geschlechtsunterschiede« über Jahre hinweg beschäftigt hat, klipp und klar fest: »(Es) zeigt sich …, dass es irrig und gefährlich ist, die Geschlechtsunterschiede nur deshalb für bedeutungslos zu halten oder gar zu ignorieren, weil sie im Mittel geringfügig sind. Tatsächlich kommen bei der Konfrontation der Geschlechter …) Prozesse in Gang, die auch kleine Unterschiede verstärken und dadurch zu einem polarisierenden Effekt führen können.« 5
    Deutlich wird: Entscheidend ist nicht das
Ausmaß
der beobachteten Unterschiede, sondern entscheidend ist die Frage, wie sich diese Unterschiede im
praktischen Leben
und vor allem im
Zusammenleben
der Geschlechter auswirken. Und hier kann man ohne Übertreibung sagen: Im Zusammenleben von Männern und Frauen haben einige »an sich« möglicherweise eher geringfügige Verschiedenheiten je nach den Umständen gravierende Auswirkungen.
    Nichts anderes will wohl auch »Caveman« den Zuschauern deutlich machen. Die Unterschiede im Verhalten und Empfinden von Mann und Frau charakterisieren das Stück geradezu. Nur drei Beobachtungen bezüglich der Eingangsszene seien erwähnt:
     Ein Mann wird von seiner Freundin buchstäblich »vor die Tür gesetzt«. Als einziger Kommentar ihrerseits schallt es ihm (sinngemäß) hinterher, sie hätte genug von seinem unreifen prähistorischen
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