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Ein Mann fuer Mom

Titel: Ein Mann fuer Mom
Autoren: Jude Deveraux
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opfern«, erklärte Eli leidenschaftlich überzeugt. »Wenn sie von dem Angebot erfährt, begleitet sie mich persönlich nach Princeton. Meine Mutter sorgt sich immer nur um mich, nie um sich selbst. Meine Mutter... «
    Chelsea verdrehte die Augen zum Himmel. In jeder anderen Beziehung hatte Eli den klügsten und schärfsten Verstand, dem sie je begegnet war, aber sobald es um seine Mutter ging, konnte man mit ihm einfach nicht vernünftig reden. Chelsea fand Randy zwar auch großartig, aber eine Heilige war sie damit noch längst nicht. Zunächst einmal war sie durch und durch undiszipliniert. Sie aß zuviel, las zu viele Bücher, die einen geistig nicht weiterbrachten, und verschwendete zuviel Zeit mit Nebensächlichkeiten, auf die Anfertigung von Halloween-Kostümen für Eli und Chelsea beispielsweise. Natürlich hatte ihr keiner von ihnen gesagt, daß sie Halloween für albernen Kinderkram hielten. Anstatt durch die Straßen zu laufen und um Süßigkeiten zu betteln, würden sie den Tag vor ihren Computergeräten bei Chelsea verbringen und dann irgendwann den Butler darum bitten, ein paar Süßigkeiten zu besorgen, die sie später Elis Mutter zeigen konnten, damit sie sie für ganz »normale« Kinder hielt.
    Nur ein einziges Mal hatte Chelsea zu sagen gewagt, wie absurd es für sie war, in unbequemen und grotesken Kostümen vor den Bildschirmen zu sitzen und Logarithmen zu berechnen. »Meine Mutter hat sie genäht, damit wir sie auch tragen«, hatte Eli entgegnet. Danach war dieses Thema nie wieder erwähnt worden.
    Als Eli mit seinem Rad auf die gesprungene, unkrautbewachsene Betonzufahrt seines Zuhauses einbog, sah er gerade noch die Rücklichter vom Auto seines Vaters verschwinden.
    »Schmarotzer! « zischte Eli wütend. Ihm war klar, daß sein Vater auf der Lauer gelegen haben mußte, damit er flüchten konnte, sobald er seinen Sohn erblickte.
    Jedesmal, wenn Eli das Wort Vater dachte, krampfte sich sein Magen zusammen. Leslie Harcourt war für ihn ebensowenig ein Vater gewesen wie ein Mann für seine Frau Miranda. Der Mann hatte sein Leben damit verbracht, seiner Familie begreiflich zu machen, wie bedeutend er doch war. Zu bedeutend, um sich mit seiner Familie unterhalten zu können, zu bedeutend, um mit seiner Frau und seinem Sohn irgendwohin zu gehen, zu bedeutend, um ihnen seine Zeit oder seine Aufmerksamkeit zu schenken.
    Leslie Harcourt zufolge waren andere Menschen diejenigen, die wirklich zählten. »Meine Freunde brauchen mich«, betonte er immer wieder. »Aber ich brauche dich auch, Leslie«, erwiderte dann seine Mutter. »Eli braucht Schulsachen, es sind keine Lebensmittel im Haus, und mein Auto ist seit drei Wochen kaputt. Wir brauchen Lebensmittel, und wir brauchen Kleidungsstücke. «
    Daraufhin setzte sein Vater stets diese unendlich geduldige Miene auf. Ganz so, als spreche er mit jemandem, der die einfachsten Dinge nicht verstehen wollte. »Mein Freund hat sich von seiner Freundin getrennt, er muß sich mit jemandem aussprechen. Und ich bin der einzige, mit dem er das kann. Er leidet, Randy. Kannst du das denn nicht begreifen? Er leidet! Ich muß zu ihm. «
    So oder so ähnlich hatte Eli seinen Vater schon tausendmal reden können. Manchmal nahm seine Mutter dann all ihren Mut zusammen und sagte: »Wenn deine Freunde sich auch einmal bei ihren Freundinnen ausweinen könnten, würden die vielleicht nicht mit ihnen Schluß machen. «
    Aber Leslie Harcourt hörte auf niemanden, nur auf sich selbst, und er war ein Meister in der Fähigkeit, andere Menschen so zu manipulieren, daß er aus ihnen so viel wie möglich herausholen konnte. Leslie kannte das weiche Herz seiner Frau. Schließlich hatte er sie deswegen geheiratet. Randy verzieh jedem alles. Und Leslie brauchte nur alle paar Monate »Ich liebe dich« zu sagen, damit Randy auch ihm alles vergab.
    Und für diese drei Worte gab Randy Leslie Sicherheit. Sie gab ihm ein Heim, zu dem er so gut wie kein Geld beitrug und in dem er sich kaum sehen ließ. Er hatte keinerlei Verantwortlichkeiten - weder ihr noch seinem Sohn gegenüber. Darüber hinaus versorgte sie ihn mit einer höchst bequemen Ausrede, warum er die vielen Frauen nicht heiraten konnte, mit denen er sich traf. Denn er vergaß nahezu immer zu erwähnen, daß die »Freunde«, die ihn »brauchten«, Frauen waren, sehr junge Frauen mit langen Haaren und langen Beinen.
    Aber vor zwei Jahren hatten Eli und Chelsea diesem Spuk ein Ende gemacht. Es war Chelsea gewesen, die Elis Vater mit der
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