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Ein letztes Mal...

Ein letztes Mal...

Titel: Ein letztes Mal...
Autoren: Catherine Mann
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auszuprobieren, wie weit ihre eigenen Verdienste sie bringen konnten.
    Ross lehnte sich zurück. Durch den Fausthieb, den Sebastian ihm versetzt hatte, begann sein Kiefer bereits blau zu verfärben. Sein Blick schweifte ins Foyer, dann zurück zu Marianna. „Was kann ich für Sie tun?“
    Ihr Herzschlag dröhnte ihr in den Ohren, das Adrenalin, das ihr durch die Adern rauschte, trieb sie vorwärts. „Ich weiß die Chancen zu schätzen, die ich hier hatte, und ich habe Ihr Talent immer respektiert. Aber ich kann nicht länger für Sie arbeiten.“
    Er beugte sich vor. „Marianna, bitte nehmen Sie Platz, damit ich erklären kann …“
    Ihre feste Überzeugung, das Richtige zu tun, zwang sie, ihn zu unterbrechen.
    „Das lohnt nicht, weil ich nicht lange bleibe.“ In sicherem Abstand blieb sie vor seinem Schreibtisch stehen und wurde erneut wütend, als sie daran dachte, dass Ross sie vorhin im wahrsten Sinne des Wortes in die Ecke getrieben hatte. „Ich bin nur gekommen, um Ihnen zu sagen, dass ich heute Nachmittag meine schriftliche Kündigung mit einer Frist von zwei Wochen einreiche.“
    Als er Anstalten machte aufzustehen, wich sie instinktiv weiter Richtung Tür zurück. Ross sank auf seinen Stuhl, beugte sich wieder vor. „Ich habe Ihnen gesagt, dass ich nie einen Annäherungsversuch gemacht hätte, solange Sie verheiratet waren“, sagte er mit leiser Stimme, „und das habe ich ernst gemeint. Wenn Sie beide wieder ein Paar werden, bin ich zwar darüber nicht glücklich, dränge mich aber nicht dazwischen.“
    Er schien die Wahrheit zu sagen, und in diesem Moment empfand Marianna einen Anflug von Mitleid mit ihm. Sie verstand gut, wie schmerzlich es war, Gefühle für jemanden zu hegen, die nicht erwidert wurden. Sie konnte jedoch ihre Entscheidung nicht von diesem Verständnis beeinflussen lassen.
    Sie verkniff es sich, ihn zur Schnecke zu machen, weil er ein solches Chaos in ihrem Leben angerichtet hatte. Weil er nicht auf sie gehört hatte, als sie ihn bat innezuhalten. Keinem würde es weiterhelfen. Sie musste hier einen klaren Schlussstrich ziehen, egal, wie sich die Dinge mit dem Vater ihres Kindes entwickelten.
    „Sebastian hat ein Problem damit, dass ich hier arbeite, und ich hätte seine Gefühle respektieren sollen. Er und ich müssen dem Baby zuliebe eine harmonischere Beziehung zueinander finden.“
    „Heißt das, dass Sie beide wieder zusammen sind ?“
    Waren sie das? Sie war sich nicht sicher. Wie sie beide eine Zukunft miteinander aufbauen würden, schien immer noch unklar für sie zu sein. Dennoch überkam sie so etwas wie ein innerer Friede, als sie dastand und ruhig ihren Standpunkt verteidigte. Ein Gefühl, dass sie stark genug war, auf eigenen Beinen zu stehen, wichtige Entscheidungen für sich und ihr Kind zu treffen.
    „Ich weiß es ehrlich gesagt nicht, Ross. Aber ich weiß, dass ich nicht zu haben bin.“
    Sie wandte sich ab und ging dann hoch erhobenen Hauptes an den Leuten im Foyer vorbei, die nun allzu geflissentlich versuchten, sie nicht anzuschauen. Sie kehrte in ihr Büro zurück, um ein Taxi zu rufen und ihre Tasche zu holen. Ja, sie war sich ihrer eigenen Stärke sicher und dass sie es schaffen würde. Die Menschen respektierten sie und ihre Arbeit, und das würde sich nicht ändern, nur weil Ross sich ihr gegenüber mies benommen hatte.
    Gerade, als sie die gespeicherte Nummer wählte, die sie immer anrief, wenn Kunden ein Taxi brauchten, fiel ihr etwas Weißes auf dem Tischchen in der Ecke auf. Eine kleine weiße Tüte. Hatte die da schon gelegen, als sie vorhin ins Büro gekommen war?
    Sie unterbrach die Verbindung und nahm die Tüte zur Hand. Der Aufdruck brachte des Rätsels Lösung. Die Tüte stammte aus dem Geschäft, in dem Sebastian die Nussnugatcremes mit Aroma gekauft hatte. Hatte er, als er zur Tür hereingekommen war, nicht gesagt, sie habe vergessen zu frühstücken? Er musste den Snack für sie eingepackt haben, während sie sich eilig fürs Büro fertig machte.
    Ihr Tag hätte so anders verlaufen können, wenn Sebastian sie vorhin allein in ihrem Büro angetroffen hätte. Aber ihr war auch bewusst, dass sie das Unvermeidliche nur hinausgezögert hätten. Irgendwann wäre es zu diesem Showdown gekommen.
    Sie öffnete die Tüte und entdeckte darin … einen Zimtbagel und eine kleine Plastikdose mit Nussnugatcreme. Unten in der Tüte lag noch eine von Sebastians Visitenkarten mit einem Gruß auf der Rückseite.
    „In Liebe, S.“, flüsterte sie vor sich
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