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Ein leises boeses Fluestern

Ein leises boeses Fluestern

Titel: Ein leises boeses Fluestern
Autoren: Theodus Carroll
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wieder vorbei, Mr. Clover.« Louise räumte Teller und Bestecke vom Tisch und ließ heißes Wasser in den Spülstein laufen. Sie griff mit den Händen in eine Dose und lockerte die oberste Schicht Seifenflocken. »Sie sind immer willkommen«, erklärte sie mit dem Rücken zu ihm.
    »Danke.« Er schob seinen Stuhl an den Tisch. »Bemühen Sie sich nicht. Ich finde allein hinaus.«
    Arnold schlurfte durch das Eßzimmer. Dann knallte die Tür der unteren Veranda zu. Der Motor des Lieferwagens brummte. Langsam fuhr Arnold davon.
    Louise stand am Spülstein, die Hände noch in den Seifenflocken, und weinte.
    »Lou.« Max legte einen Arm um ihre fülligen Schultern. »Weine nicht, Lou«, sagte er sanft. »Wir hätten vielleicht eher darüber reden sollen.«
    »Ich weiß.« Sie trocknete sich die Hände mit einem Geschirrtuch und suchte in ihrer Schürzentasche nach einem Taschentuch. Sie putzte sich die Nase. »Ich bin nervös, das ist alles. Ich wünschte, Mr. und Mrs. Stackpole wären hier. Die Verantwortung wird mir zuviel. Ich habe nicht gewußt, daß es sich bei dieser Stellung um mehr als die Pflichten einer Haushälterin handeln würde.«
    Max hielt dies für den besten Augenblick, ihr alles zu erzählen. »Ich habe dir gesagt, daß sie sie bei ihrer Geburtstagsparty gesehen hat. Aber es ist nicht nur das.«
    Louise starrte ihn an.
    »Sie spielen dann und wann miteinander. Clarissa sagt, sie seien Freunde geworden.«
    »Clarissa sagt! Clarissa sagt!« Louises Stimme wurde schrill vor Aufregung. »Es gibt keine Freunde, es gibt keine Zwillinge! Das spielt sich alles nur in Clarissas Phantasie ab!«
    Louise holte tief Atem und gewann ihre Fassung zurück. »Setz dich dahin«, befahl sie mit einer Handbewegung in Richtung des Tisches. Sie füllte zwei Tassen mit heißem Kaffee. »Setz dich. Wir müssen einen Entschluß fassen, was wir deswegen unternehmen sollen.«
    Der Morgensonnenschein fiel durch die efeuumrankte Fliegendrahttür und zeichnete Muster auf den rotblauen Linoleumbelag.
    »Als erstes wollen wir festhalten, daß es sich um nichts als eine Erfindung handelt«, erklärte Louise. »Clarissa denkt sich das aus, und dann glaubt sie selbst daran.«
    Max nickte. Er fühlte sich verwirrt, und Louise war so selbstsicher. Folglich mußte Louise entscheiden.
    »Stimmst du mir zu? Wenn du irgendwelche Zweifel hast, sag es lieber gleich.«
    »Es ist alles nicht wahr. Clarissa denkt es sich aus, weil sie niemanden zum Spielen hat.«
    »Also, dann weiter.« Louise nahm sich Zucker für ihren Kaffee. »Hast du eine Ahnung, woher das Kind sein Wissen hat? Wer hat Clarissa von ihnen erzählt? Hat sie eine Freundin, die darüber Bescheid weiß? Steckt mehr dahinter als das Geschwätz von Schulmädchen?«
    »Wahrscheinlich haben ihre Freundinnen ihr Geschichten über das Haus erzählt. Die Geschichten gehören zur Tradition dieser Gegend, wie die alten Dampfboote auf dem Fluß und –«
    »Dampfboote? Seit mehr als sechzig Jahren fahren auf dem Fluß keine Dampfboote mehr.«
    »Dann müssen Clarissa und die Mädchen im Internat etwas darüber gelesen haben. Vielleicht hat Clarissa ein Bild gesehen … in einer alten Zeitung oder in der Bibliothek.«
    Max klopfte Louise auf den Arm. Ja, so mußte es sein! »Wir hätten uns darüber aussprechen sollen, gleich als es anfing, damals an Clarissas Geburtstag. Jetzt haben wir eine einleuchtende Erklärung gefunden. Und bald kommen die Stackpoles nach Hause. Wenn wir zusammenhalten, können wir Clarissa beschützen. Und dann, finde ich, sollten wir ihren Eltern von dem Haus berichten.«
    »Ich tue es nicht. Die Grundstücksmakler haben den Mund darüber gehalten, und das werde ich auch tun. Sag du es ihnen.«
    »Okay«, willigte Max entschlossen ein. »Ich sage es ihnen. Für Clarissa ist es das beste, wenn sie es wissen.«
    Louise seufzte. Auf ihrem runden Gesicht erschien ein Lächeln. »Na, dann ist ja alles erledigt.« Sie leerte die Kaffeekanne in den Spülstein. »Es ist Zeit, daß unser Fräulein zum Frühstück kommt. Und ich setze ihr nicht nur Speck und Eier vor, sondern auch meine Meinung über das Abschließen von Türen.«
    Louise ging in die Diele. Max hörte ihre schweren Schritte auf der Treppe, die zu den Schlafzimmern führte. Dann schallte von oben Louises Stimme herab. Clarissa gab eine trotzige Antwort. Louise fuhr mit ihren Ermahnungen fort. Max überkam ein Gefühl des Erstickens. Er fühlte Schweißtropfen auf seiner Oberlippe. Er fragte sich, was es an
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