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Ein königlicher Skandal

Ein königlicher Skandal

Titel: Ein königlicher Skandal
Autoren: ROBYN DONALD
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Er ließ keinen Zweifel daran, was aus ihrer jugendlichen Schwärmerei für ihn werden konnte: nichts. Das galt heute genauso wie damals.
    Okay, dachte sie, dieses Mal bin ich eben genauso distanziert, kühl und, verflixt noch mal, genauso beherrscht.
    Allerdings lag eine lange Fahrt vor ihnen, bis sie Cattina erreichten.
    „Rosa!“
    Die faszinierend tiefe Stimme drängte sich hartnäckig in ihre Träume. „Rosa“, wiederholte die Stimme.
    Lächelnd öffnete sie die Augen und erblickte das Farbspiel einer vertrauten grüngoldenen Iris.
    „Max“, murmelte sie schläfrig, wurde schlagartig wach und sah sich um. Der Wagen stand. „Wo sind wir?“
    „In Cattina“, entgegnete er und lächelte flüchtig. „Willkommen im wahren San Rinaldi, Cousinchen.“
    Davon hatte sie definitiv genug. „Max“, sagte Rosa frostig, „ich bin nicht mehr dein Cousinchen, eine alberne Jugendliche, die in dich verknallt war. Inzwischen bin ich eine Wissenschaftlerin, die hier eine wichtige Aufgabe zu erledigen hat.“ Damit es nicht ganz so hart klang, zwang sie sich zu einem Lächeln. „Ich bin erwachsen und außerdem größer als die meisten Frauen. Es ärgert mich, wenn du mich Cousinchen nennst. Das klingt abwertend.“
    Ihm entglitten die Gesichtszüge. Max schlug einen eisigen Ton an. „Und ich bin zehn Jahre älter als du. Deshalb wirst du immer meine kleine Cousine bleiben, mein Cousinchen. Daran wird sich nichts ändern, egal wie ich dich nenne. Damit musst du dich abfinden, Rosa.“
    Das traf sie wie ein Schlag ins Gesicht. Brutal und ohne Mitgefühl warf er ihr diese Worte einfach an den Kopf. Jede Hoffnung in ihr erstarb. Sekundenlang brachte Rosa kein Wort hervor. Schließlich nahm sie sich jedoch eisern zusammen und hielt seinem Blick stand.
    „Gut“, erklärte sie beherrscht, „die zehn Jahre Vorsprung und dein Anrecht auf den Thron sichern dir Respekt. Wenn du aber willst, dass mir die Winzer vertrauen, musst du es selbst tun und auch zeigen. Es ist unmöglich, mich vor den Arbeitern in diesem herablassenden Ton Cousinchen zu nennen. Vielleicht muss ich zu drastischen Mitteln greifen und von den Leuten verlangen, dass sie ganze Weingärten vernichten. In dem Fall musst du mich unterstützen und darfst meine Position nicht schwächen, indem du mich wie ein Kind behandelst.“
    Er kniff die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen, musterte Rosa eine Weile und lächelte schließlich. „Vielleicht habe ich mich getäuscht“, räumte er ein. „Du klingst tatsächlich sehr erwachsen. Also gut, dann werde ich dich nur noch privat Cousinchen nennen.“
    Aus seinem Mund klang es wie ein riesiges Zugeständnis. Wütend presste Rosa die Lippen aufeinander, wandte sich ab und sah sich um.
    Der Wagen stand im Innenhof einer Burg. Vor Jahrhunderten war sie erbaut worden, um den Gebirgspass und die Wege am Fluss zu schützen. Auf der stets von Trockenheit bedrohten Insel war Wasser gleich Leben. Lange hatte die Burg Eroberern getrotzt. Dennoch hatten etliche Angreifer an den Steinmauern und den Befestigungsanlagen ihre Spuren hinterlassen.
    Rosa wandte sich wieder Max zu. „Vermutlich wird es schwierig, die Winzer davon zu überzeugen, dass ich mein Handwerk verstehe.“ Im Stillen hoffte sie, dass ihr Tonfall nun reif und professionell klang. „Haben sie immer noch die altmodische traditionelle Einstellung, was Frauen angeht?“
    Lautlos seufzte sie. Nein, sie klang weder professionell noch reif, sondern unfassbar gestelzt.
    „Die Frauen von San Rinaldi waren nie besonders stark benachteiligt, wie es den Anschein hat“, erklärte Max. „Außerdem hat deine Schwester den Leuten gezeigt, was Frauen leisten. Hier sind alle sehr stolz auf ihre Erfolge in der Tourismusbranche.“
    Isabella hatte einen scharfen Verstand und den eisernen Willen zum Erfolg. Das bewunderte Rosa an ihrer Schwester. Sie fühlte sich ihr jedoch auch oft unterlegen.
    Sobald Max ausgestiegen war, ging er um den Wagen herum und öffnete ihr die Tür. Sofort kam ein Bediensteter die Stufen herunter und holte das Gepäck aus dem Kofferraum. Weil Rosa sich seit sechsunddreißig Stunden kaum bewegt hatte und alle Muskeln schmerzten, verzog sie das Gesicht, als sie neben dem Wagen stand.
    „Jetlag?“, fragte Max und ergriff ihren Arm.
    Die Berührung löste eine Welle von Gefühlen in ihr aus. Rosa presste die Lippen aufeinander und zwang sich dazu, die Stufen hinaufzusteigen. „Ich bin nur etwas verspannt“, erwiderte sie. „Schließlich ist es
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