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Ein königlicher Skandal

Ein königlicher Skandal

Titel: Ein königlicher Skandal
Autoren: ROBYN DONALD
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Angst dieser Menschen berührte Rosa zutiefst.
    Der Patriarch dieser dritten Winzerfamilie, die sie besuchten, war ein sehr alter und von der Sonne tief gebräunter Mann. Hoffnungsvoll sagte er zu Rosa: „Hoheit, wir beten darum, dass Sie uns helfen können.“
    „Ich werde mein Bestes tun“, versprach sie. Wie wenig dieses Versprechen unter Umständen wert war, wusste sie allerdings allzu gut.
    Die Frau des Hausherrn hielt sich von der lebenslangen Arbeit im Weingarten gebeugt. Dennoch schien sie kaum etwas von ihrer Kraft eingebüßt zu haben. „Was passiert, wenn Sie keinen Erfolg haben?“, fragte sie energisch.
    Rosa fing ihren besorgten Blick auf und zögerte. Falsche Versprechungen würden alles nur noch schlimmer machen.
    „Die Wahrheit“, flüsterte Max ihr schroff zu, während sie noch nach Worten suchte.
    Einerseits ärgerte es sie, dass er sie extra darauf hinwies. Andererseits verstand sie sein Verhalten. Die neuen Rebsorten, die im Valle di Cattina wuchsen, waren sein Werk. Wenn sie ausstarben, bedeutete es eine bittere Niederlage für einen starken und mächtigen Mann wie Max.
    „Die Weinstöcke müssen dann ausgegraben und verbrannt werden. Auf diesem Land darf dann mindestens zehn Jahre lang kein Wein angebaut werden.“
    Aufstöhnend schlug die Frau die Hand vor den Mund, als sie die schreckliche Alternative erfuhr.
    „Vielleicht kommt es gar nicht so weit“, wandte Max ein. „Klagen sollte man erst, wenn es aktuell ist. Aber Sie werden keine Not leiden, was auch passiert. Dafür werde ich sorgen.“
    Tröstend legte der Winzer seiner Frau den Arm um die Schulter und verneigte sich vor Max. „Und dafür werden wir Ihnen immer dankbar sein, Hoheit, auch diejenigen, die sich anfangs gegen Ihre Pläne gewehrt haben. Unser Wein wuchs schon hier, als mein Großvater noch gar nicht geboren war. Ich kenne jeden Rebstock so gut wie meine Enkelkinder. Aus Neupflanzungen könnten wir für mindestens eine Generation nur minderwertigen Wein produzieren. Wenn der Mehltau die Reben der Insel vernichtet, können nicht einmal Sie unseren Wein retten.“
    „Dann werden wir eben lernen, gute Weine aus jüngeren Beeren zu produzieren“, erwiderte Max entschlossen.
    Allgemein war die Meinung vertreten, dass man erst nach fünfzig Jahren Anbauzeit wirklich guten Wein hervorbrachte. Doch wenn irgendjemand ein Wunder bewirken konnte, dann war das Max.
    Während der Rückfahrt zur Burg sagte Rosa: „Aus deinem Versprechen gegenüber dem Winzer schließe ich, dass du eine Art Sozialplan für die Betroffenen entworfen hast.“
    „Ja“, erwiderte Max kurz angebunden.
    Vom Rücksitz aus warf Giovanni ein: „Er hat deshalb lange und hart mit dem König und noch länger und härter mit den Winzern gekämpft. Jetzt sind sie jedoch alle dankbar.“
    „So ein Quatsch“, entgegnete Max in freundschaftlichem Ton und wich einem Schaf aus, dessen Herde gerade die Straße überquerte. „Zuerst hielt mein Großvater solche Vorkehrungen für unnötig. Da war er sich mit den Winzern einig. Sie wollten ihre Unabhängigkeit um keinen Preis verlieren. Letztlich haben sie nur dank Giovannis Überzeugungskünsten eingelenkt.“
    Der alte Mann lachte. „Das ist wirklich zu viel der Ehre! Sie haben den starrsinnigen König und die noch störrischeren Winzer überzeugt. Außerdem bürgen Sie für die Sozialleistungen, bis die Genossenschaftsbeiträge ausreichen.“
    „Das ist großartig“, stellte Rosa beeindruckt fest und war stolz auf Max.
    Lässig zuckte er die Schultern. „Die Winzer sind harte Verhandlungspartner.“
    „Sie brauchen jetzt nicht mehr ihren ganzen Gewinn, um das reine Überleben abzusichern“, warf Giovanni ein. „Sie können sich insgesamt mehr leisten und investieren, um die Erträge zu verbessern.“ Er schwieg einen Moment, ehe er sagte: „Wenn wir den Befall nicht zum Stillstand bringen, wird das alles vernichtet.“
    Rosa spürte die Last der Verantwortung geradezu körperlich auf sich. Für Max musste es noch schlimmer sein. „Ich muss die Laborergebnisse abwarten“, meinte sie und unterdrückte ein Gähnen.
    „Hoheit“, sagte Giovanni, „Sie haben uns Sprühmittel für die Weinstöcke geschickt. Sollten wir sie nicht sofort anwenden?“
    „Nein“, wehrte sie behutsam, aber entschieden ab. „Das Mittel wird noch erprobt. Außerdem ist einfach nicht genug vorhanden, wir dürfen nichts verschwenden. Ich muss zuerst ganz sicher sein, um welchen Mehltau es sich handelt.“
    Max lächelte
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