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Ein König für San Rinaldi

Ein König für San Rinaldi

Titel: Ein König für San Rinaldi
Autoren: PENNY JORDAN
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War es verrückt zu glauben, sie gab Prinz Kadir das Jawort und würde so sicherstellen, dass er das Land mit Weisheit und Güte regierte? Natalia sehnte sich verzweifelt nach jemandem, mit dem sie über alles reden könnte. Doch sie durfte sich niemandem anvertrauen. König Giorgio hatte ihr strengstens verboten, auch nur ein Wort über die bevorstehenden Ereignisse zu verlieren.
    Sie griff nach ihrer Reisetasche, als sie sich dem Anlegesteg eines eleganten und exklusiven Hotels näherten. Dabei fiel Natalias Blick auf einen Mann, der hastig die kleine Piazza neben dem Hotel überquerte. Er war größer als sie, breitschultrig und kräftig gebaut. Für einen Mann an die vierzig sah er sehr muskulös und durchtrainiert aus. Im strahlenden Sonnenschein schimmerte das dichte dunkle Haar, der Teint wirkte südländisch, und das Gesicht war scharf geschnitten. Die Augenfarbe erkannte sie aus dieser Entfernung zwar nicht, dennoch beeindruckte dieser Mann sie tief.
    Als hätte er einen sechsten Sinn und spürte ihren forschenden Blick, blieb er stehen und drehte sich zu ihr. Ob seine Augen braun oder blau waren, erkannte Natalia immer noch nicht. Aber von vorn betrachtet war er definitiv noch attraktiver und anziehender als im Profil. Sie hatte plötzlich das Gefühl, als würde ihr gleich schwarz vor Augen. Sicher lag es an der Hitze und bestimmt nicht an diesem Mann, der sie nun seinerseits eingehend musterte.
    Sie war geradezu erleichtert, als er sich abwandte und seinen Weg fortsetzte. Während das Wassertaxi am Steg festmachte, gestand sie sich ein, dass es nicht sonderlich klug von ihr war, sich ausgerechnet jetzt für einen Fremden zu interessieren. Schließlich war sie demnächst verheiratet und mitverantwortlich für das Königshaus von San Rinaldi.
    Aber wie könnte sie einen anderen küssen, wenn ihr Herz beim Anblick dieses Fremden höherschlug? Halt, das war Unfug! Sie hatte ihn nur länger angesehen, als sie gewöhnlich Männer betrachtete. Das war alles. Er hatte sich entfernt und war verschwunden, und sie würde ihn bestimmt nie wiedersehen. Also war alles in bester Ordnung.
    Sobald Natalia die Hotelhalle betrat, eilte Maya auf sie zu und umarmte sie stürmisch.
    „Wie schön, dass du herkommst und uns hilfst, nachdem du dich von deinem Hotel getrennt hast“, erklärte sie. „Uns ist wirklich wichtig, dass es einen nahtlosen Übergang gibt, und dafür brauchen wir noch viele Informationen. Ehrlich, Natalia, wir hätten nie zu hoffen gewagt, dass du selbst nach Venedig kommst.“
    Natalia erwiderte die herzliche Begrüßung, hatte dabei allerdings ein schlechtes Gewissen. Schließlich durfte sie ihrer Freundin nicht den wahren Grund für ihre Anwesenheit in Venedig verraten. König Giorgio hatte angeordnet, dass Natalia San Rinaldi verließ, bis der neue Thronerbe auf der Insel eintraf. Erst dann durfte sie in ihre Heimat zurückkehren, damit das neue Traumpaar dem Volk feierlich vorgestellt wurde. Gleichzeitig sollte die bevorstehende Heirat verkündet werden.
    „Warum kann ich denn nicht hierbleiben?“, hatte sie den König gefragt. „Vielleicht wäre das sogar gut. Ich muss mich um die Zukunft meiner Hotels kümmern.“
    „Sie sind eine Frau“, lautete die energische Antwort des Königs. „Ich kann nicht zulassen, dass Sie auf der Insel bleiben und in Versuchung geraten, über Geheimnisse zu sprechen.“
    Beinahe hätte sie widersprochen. Wie der König betonte, dass sie eine Frau war, klang fast abwertend. Andererseits wusste Natalia, wie er es meinte. Und sie kannte den König gut genug, um zu wissen, dass jede Diskussion sinnlos gewesen wäre. Sich zu weigern, nach Venedig zu reisen, hätte nichts genützt. Außerdem wollten Maya und Howard sich dringend mit ihr unterhalten. Die Käufer eines der Hotels interessierten sich brennend für die geheime Zusammensetzung einiger Öle, mit denen Natalia bisher ihre Klientel im Wellnesshotel auf San Rinaldi behandelt und verwöhnt hatte.
    Tatsächlich ärgerte sie sich manchmal über die altmodische Denkweise des Königs. Dieses Mal hatte Natalia jedoch fast Mitleid mit ihm empfunden, als er ihr seine Pläne unterbreitete. Neunzig Jahre alt, war König Giorgio klar, dass seine Zeit als Regent bald zu Ende ging. Deshalb suchte er inzwischen beinahe verzweifelt einen Nachfolger. Bisher schieden die Kandidaten entweder von vornherein aus – oder sie hatten sich gegen den Thron entschieden.
    Da Natalia ihre Heimat liebte, verstand sie die widerstreitenden
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