Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Kind, das niemand vermisst

Ein Kind, das niemand vermisst

Titel: Ein Kind, das niemand vermisst
Autoren: Kody DeVine
Vom Netzwerk:
irgendwo  zwischen Jugendamt und Polizeibehörde verloren gegangen und erst Wochen später konnte man ihren neuen Aufenthaltsort ermitteln.«
    Miss Peters strich sich eine Fluse von der Hose und stand auf. »Also schön«, sagte sie, bedachte Chloe mit einem Stirnrunzeln und folgte Cunningham nach draußen.
    »Ist die immer so?«, fragte Haines und setzte sich auf Miss Peters Platz.
    Chloe zuckte die Schultern. »Ich kenne sie erst seit heute Morgen.«
    »Stimmt, ja«, meinte Haines. »Ich heiße übrigens Megan.«
    »Können Sie Libby helfen? Sie darf nicht zu ihm gehen. Er hat Jayden getötet und Sean.«
    Megan strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht.
    »Chloe, du musst mir bitte alles erzählen, was du weißt. Auch wenn das schwer ist.«
    Chloe holte tief Luft und nickte.
    »Ich hab einen Streit zwischen Sean und Mum mitbekommen. Kurz bevor er verschwunden ist. Er sagte, dass er sich wieder erinnert. An Rupert. Dass alles echt war und kein Traum. Er wurde umgebracht, dieser Rupert. Aber Sean sagte nicht von wem, er nannte ihn immer nur Mistkerl. Ich verstand erst gar nichts. Aber dann wurde mir klar, Rupert war sein Bruder, oder?«
    »Ja. Sean war damals drei Jahre alt, als Rupert starb«, sagte Megan.
    »Ich hab das niemanden gesagt, was ich gehört habe. Ich bin in mein Zimmer gelaufen und ins Bett gekrochen.Ich wollte vergessen, was ich gehört habe.«
    »Hat es geklappt, mit dem Vergessen?«
    »Fast.« Sie versuchte zu lächeln, doch es gelang ihr nicht so recht.
    »Wir haben alle gedacht, dass Sean wirklich nach London abgehauen ist, aber ich dachte, dass er sich irgendwann meldet. Und nach ein paar Monaten sagte Libby, dass er vielleicht in die Drogenszene abgerutscht ist und uns vergessen hat. Und dann fing Mum an zu trinken und Dad war immer seltener zu Hause und es wurde einfach nur noch furchtbar. Immer öfter hat jemand angerufen und Mum furchtbar auf die Palme gebracht. Sie weinte hinterher ganz viel und trank dann noch mehr. Einmal bin ich ans Telefon gegangen, da war dann ein Mann dran, der gemeine Sachen gesagt hat.«
    »Was für Sachen?«
    »Dass er uns alle abschlachten würde. Dass wir Dreck für ihn wären und so.«
    »War sicher schlimm, hm?«
    Chloe nickte. »Ich konnte kaum noch schlafen und wenn ich geträumt habe, dann von einem Mann, der in unser Haus kommt und....« Sie beendete den Satz nicht. »Manchmal schlief ich in der Schule ein. Und eines Tages ist mir furchtbar übel geworden und die Schulsekretärin hat meine Mutter angerufen, damit sie mich abholt. Als sie auflegte, sagte sie mein Onkel käme mich abholen, meine Mutter sei selber krank.
    »Wusstest du, dass du keinen Onkel hattest?«
    »Ich dachte, es wäre vielleicht irgendein entfernter Onkel, wie sie manchmal in den Filmen auftauchen.«
    Haines lächelte.
    »Aber als ich ihn sah, wusste ich, dass es kein richtiger Onkel war. Ich erkannte sofort seine Stimme. Aber ich hab mich nicht getraut etwas zu sagen, er guckte mich so komisch an, dass ich wusste, ich durfte nichts verraten. Also bin ich mitgegangen.«
    »Hat er dich nach Hause gebracht?«
    »Ja. Ich hab gefragt, wer er ist und er sagte, er  heißt Tom Moss und ist Seans und Libbys richtiger Dad. Da habe ich dann noch mehr Angst bekommen.«
    »Was ist dann passiert?«
    »Er hat erzählt, wie sehr er meine Mutter hasst und dass Libby lieber bei ihm wohnen sollte. Er hat mich bis vor die Haustür gebracht und ist dann gegangen. Als ich in die Küche ging, lag Mum betrunken auf dem Boden. Ich konnte ihr nichts erzählen. Ich hatte Angst, dass sie dann noch mehr trinkt.«
    »Das kann ich sehr gut verstehen, Chloe.«
    »Ehrlich?«
    »Sicher. Wäre mir glaub ich nicht anders gegangen.«
    »Vor ein paar Monaten haben Libby und ich ihn dann beim Einkaufsbummel getroffen. Wir kamen gerade aus dem Musikladen und sind in der schmalen Gasse beim Hinterausgang des Kinos lang gegangen, um den Weg zur Bushaltestelle abzukürzen. Da kam er uns plötzlich entgegen. Libby blieb wie versteinert stehen, aber er umarmte sie und sagte, wie toll sie aussieht und so. Sie sagte dann, er soll sich verpissen, sie hätte einen Vater. Er wurde sehr wütend und schrie uns an, dass wir Schlampen wären und ihn besser behandeln sollten, wenn wir nicht so wie Sean enden wollten. Der konnte sich ihm gegenüber auch nicht benehmen und hat dafür die Quittung kassiert. Ich verstand nicht, was er meinte, denn Sean war doch in London.«
    Als er weg war, erzählte ich Libby von der Sache mit Rupert, die ich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher