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Ein Kapitän von 15 Jahren

Ein Kapitän von 15 Jahren

Titel: Ein Kapitän von 15 Jahren
Autoren: Jules Verne
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Herkules schon daran, den Ueberresten des Reisenden ein christliches Begräbniß zu bereiten, als Dingo, jetzt aber mit wüthendem Geheul, zur Hütte hinaussprang.
    Fast gleichzeitig hörte man einen gräßlichen Angstschrei in kurzer Entfernung. Jedenfalls hatte das Thier einen Menschen gepackt.
    Herkules that, was Dingo vorher gethan. Er war mit einem Sprunge aus der Hütte, und Dick Sand, Mrs. Weldon, Jack und Benedict sahen ihn, als sie ebenfalls heraustraten, sich auf einen Mann stürzen, der, auf der Erde liegend, von den gewaltigen Zähnen des Hundes an der Kehle fest gehalten wurde.
    Dieser Mann war Negoro.
    Auf dem Wege nach der Mündung des Zaïre, von wo aus er sich nach Amerika einzuschiffen gedachte, hatte sich der Schurke, seine übrige Begleitung einstweilen zurücklassend, nach der Stelle begeben, wo er einst den Reisenden, der sich ihm anvertraut hatte, ermordete.
    Es geschah das auch nicht ohne Grund, und Alle begriffen, warum jener diesen Weg eingeschlagen hatte, als sie in einem frisch aufgewühlten Loche am Fuße eines anderen Baumes noch ein Häuschen französischer Goldstücke schimmern sahen. Es lag also auf der Hand, daß Negoro nach der Mordthat und bevor er den Portugiesen in die Hände fiel, den Ertrag seines Raubes in der Absicht verborgen hatte, ihn später einmal abzuholen, und eben wollte er sich all’ dieses Gold aneignen, als Dingo ihn aufspürte und an der Gurgel faßte. Erschreckt hatte der Elende noch ein Jagdmesser gezogen und den Hund verwundet, als Herkules sich über ihn stürzte.
    »Ah, Du Schurke! Jetzt endlich werd ich Dich erwürgen!«
    Das erwies sich jedoch unnöthig. Der Portugiese gab kein Lebenszeichen mehr von sich; an der Stelle des früheren Verbrechens selbst hatte ihn die göttliche Wiedervergeltung zu erreichen gewußt. Auch der treue Hund war indeß tödtlich getroffen und verendete, sich noch bis zur Hütte schleppend, auf derselben Stelle, wo Samuel Vernon gestorben war.
    Tief in die Erde vergrub Herkules die Reste von dem Reisenden, und auch Dingo wurde, unter herzlichem Bedauern Aller, mit seinem Herrn in dieselbe Grube gelegt.
    Negoro existirte nun zwar nicht mehr; die Eingebornen aber, welche ihn von Kazonnde her begleiteten, konnten von hier nicht fern sein. Trafen sie nun jenen nicht wieder, so suchten sie ihn gewiß längs des Flußufers. Hierin lag eine ernstliche Gefahr.
    Dick Sand und Mrs. Weldon berathschlagten also, was jetzt zu thun, und was ohne einen Augenblick zu verlieren zu thun sei.
    Eines wußten Sie nun sicher, daß dieser Wasserlauf der Congo sei, den die Eingebornen Kwango oder Ikutu ya Kongo nennen und der unter gewissen Breitengraden den Zaïre, unter anderen den Loualaba darstellt. Es war das jene große Pulsader Central-Afrikas, der die Geographen jetzt den Namen »Stanley« geben sollten, zu Ehren des kühnen amerikanischen Journalisten, der vier Jahre später ihren Lauf feststellte.
    Konnte man aber nicht mehr daran zweifeln, den Congo vor sich zu haben, so meldeten doch die Zeilen des französischen Reisenden, daß seine Mündung noch 120 Meilen von hier entfernt sei, und zum Unglück war der Strom hier nicht schiffbar. Mächtige Fälle – wahrscheinlich die Katarakten von Niemo – machten hier unbedingt jeder Beschiffung des Stromes ein Ende. Man sah sich also gezwungen, dem einen oder dem anderen Ufer zu folgen, mindestens bis unterhalb der Fälle, vielleicht ein oder zwei Meilen weit, um dann vielleicht ein Floß zu bauen und sich auf diesem nochmals von der Strömung hinabtragen zu lassen.
    »So wäre nun, sagte schließlich Dick Sand, zu unterscheiden, ob wir auf dem linken Flußufer, auf dem wir uns befinden, oder auf dem rechten weiter gehen sollen. Mir erscheinen beide gefährlich, Mistreß Weldon, denn jedenfalls haben wir Eingeborne überall zu fürchten. Doch denke ich, laufen wir hier noch größere Gefahr, da wir den Begleitmannschaften Negoro’s in den Weg kommen können.
    – Setzen wir also nach dem anderen Ufer über, sagte Mrs. Weldon.
    – Ja, aber wird das auch gangbar sein? warf Dick Sand ein. Der Weg nach den Congo-Mündungen läuft offenbar an diesem linken Ufer hin, da Negoro diesen einschlug. Doch, wie dem auch sei, wir dürfen nicht zaudern. Vor der Ueberschreitung des Flusses aber, Mistreß Weldon, will ich mich überzeugen, ob wir drüben bis unterhalb der Wasserfälle gelangen können.«
    Gewiß erschien das rathsam und Dick Sand wollte sein Vorhaben auch sofort ausführen.
    Der Strom maß an
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