Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Hauch von Schnee und Asche

Ein Hauch von Schnee und Asche

Titel: Ein Hauch von Schnee und Asche
Autoren: Diana Gabaldon
Vom Netzwerk:
besser als hier.«
    »Und was ist mit den Indianern?«, erkundigte ich mich sarkastisch. »Die überlässt du sich selbst, wie?«
    »Ja«, sagte er, ohne den Sarkasmus zu bemerken. »Um ehrlich zu sein, habe ich keine große Lust mehr auf Indianer.« Er rieb sich geistesabwesend die Brust, und durch einen Riss in seinem Hemd sah ich eine große, wulstige Narbe.
    »Mann«, sagte er sehnsuchtsvoll, »was würde ich für ein kaltes Bud und ein Baseballspiel im Fernsehen geben.« Dann richtete sich seine abschweifende Aufmerksamkeit abrupt wieder auf mich. »Also«, sagte er in halbwegs vernünftigem Ton, »ich brauche diese Diamanten. Oder was auch immer. Her damit, und wir gehen.«

    Ich hatte schon diverse Pläne gewälzt, wie man sie loswerden könnte, aber ohne Erfolg, und mir wurde mit jeder Sekunde mulmiger zumute. Wir hatten nicht viel, was sich zu stehlen lohnte, und dem Anblick der geplünderten Anrichte nach, hatten sie das schon an sich gebracht – einschließlich, so begriff ich mit erneutem Erschrecken, der Pistolen und des Pulvers. Nicht mehr lange, und sie würden ungeduldig werden.
    Es war natürlich möglich, dass jemand kam – Amy und die Jungen waren wahrscheinlich in Briannas Hütte, in die sie gerade umzogen; sie konnten jeden Moment zurückkehren. Möglich, dass jemand Jamie oder mich suchte – obwohl diese Chance abrupt schwand, weil das Licht nachließ. Und selbst wenn, würde es wahrscheinlich katastrophale Folgen haben.
    Dann hörte ich Stimmen und laute Schritte auf der Eingangsveranda und sprang auf, das Herz in der Kehle.
    »Jetzt hören Sie doch auf damit«, sagte Donner gereizt. »Sie sind das größte Nervenbündel, das mir je begegnet ist.«
    Ich ignorierte ihn, weil ich eine der Stimmen erkannt hatte. Und wirklich, in der nächsten Sekunde schubsten zwei der Halunken mit gezogener Pistole Jamie in die Küche.
    Er war voll Argwohn und total zerzaust, doch sein Blick wanderte sofort zu mir, um mich von oben bis unten zu betrachten und sich zu vergewissern, dass ich unverletzt war.
    »Mir fehlt nichts«, sagte ich kurz. »Diese Idioten glauben, dass wir Edelsteine haben, und sie wollen sie haben.«
    »Das haben sie schon gesagt.« Er richtete sich auf und zuckte mit den Achseln, um sich seinen Rock zurechtzurücken, dann blickte er auf die offenen Schränke und die geplünderte Anrichte. Selbst der Kuchenbehälter stand auf dem Kopf, und die Überreste eines Rosinenkuchens lagen mit einem großen Fußabdruck versehen auf dem Boden. »Und gesucht haben sie offensichtlich auch schon.«
    »Hört zu, Kumpel«, begann einer der Banditen ganz vernünftig, »wir wollen nur die Beute. Sagt uns einfach, wo sie ist, und schon sind wir fort, und nichts ist passiert, wie?«
    Jamie rieb sich die Nase und betrachtete den Sprecher.
    »Ich nehme an, meine Frau hat Euch gesagt, dass wir keine Edelsteine haben?«
    »Nun, das war doch zu erwarten, oder nicht?«, sagte der Bandit geduldig. »Frauen, Ihr wisst schon.« Er schien das Gefühl zu haben, dass man jetzt, da Jamie aufgetaucht war, endlich zur Sache kommen konnte, von Mann zu Mann.
    Jamie seufzte und setzte sich.
    »Wie kommt Ihr denn darauf, dass ich welche habe?«, erkundigte er sich nachsichtig. »Ich gebe zu, dass ich welche hatte – aber sie sind nicht mehr da. Ich habe sie verkauft.«

    »Und wo ist dann das Geld?« Der zweite Bandit war offenbar gern bereit, sich auch damit zufrieden zu geben, ganz gleich, was Donner wollte.
    »Ausgegeben«, sagte Jamie knapp. »Ich bin Oberst der Miliz – das wisst Ihr doch sicher? Eine Milizkompanie auszustatten, ist eine teure Sache. Nahrungsmittel, Schusswaffen, Pulver, Schuhe – das summiert sich, aye? Allein die Kosten für das Schuhleder – ganz zu schweigen vom Beschlag der Pferde! Und Wagen; ihr würdet nicht glauben, wie viel so ein Wagen kostet …«
    Einer der Banditen hatte die Stirn gerunzelt, nickte aber schwach, während er dieser nachvollziehbaren Erörterung folgte. Doch Donner und sein anderer Begleiter waren sichtlich aufgebracht.
    »Kein Wort mehr von den verdammten Wagen«, raunzte Donner. Er bückte sich und hob eins von Mrs. Bugs Küchenmessern vom Boden auf. »Also«, sagte er finster und bemühte sich um eine drohende Miene. »Ich habe genug von der Verzögerungstaktik. Ihr sagt mir jetzt, wo sie sind, oder- oder ich – ich steche zu! Ja, ich schneide ihr die Kehle durch. Ich schwöre, ich tue es.« Damit packte er mich an der Schulter und hielt mir das Messer an die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher