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Ein Grausames Versprechen

Titel: Ein Grausames Versprechen
Autoren: Katherine Howell
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kannst ihn retten. Du kannst es.
    Jemand packte ihr Bein. Sie zuckte erschrocken zusammen - es ist Thomas, lieber Himmel - aber dann sagte Ella: »Helfen Sie mir.«
    Lauren streckte zitternd die Hand aus. Ella ergriff sie. »Hilfe«, sagte sie wieder.
    »Psst.« Sie stellte sich vor, dass Thomas im Dunkeln auf sie anlegte und sich dabei an ihren Stimmen orientierte.
    Aber sie hörte Blut in Ellas Lungen blubbern. Sie und Joe könnten sterben. Du musst dich bewegen, auf der Stelle.
    Ella ließ ihre Hand partout nicht los. »Helfen Sie mir.«
    »Psst.« Lauren stemmte ihr die Finger auf, die glatt waren vom Blut.
    »Lassen Sie mich nicht allein.«
    »Ich bin gleich wieder hier.«
    Lauren krabbelte über den Boden und tastete nach der Taschenlampe, überzeugt, stattdessen einen Pistolenlauf zu finden, der an ihre Stirn gedrückt wurde. Sie tastete um einen Berg Schutt herum, dann schloss sich ihre Hand um das runde Plastikgehäuse der Lampe. Während Ella hinter ihr nass hustete, schaltete Lauren ein und aus und schüttelte das Ding schließlich mit aller Gewalt. Die Lampe ging an, und sie ließ den Strahl im Bogen über den Raum wandern.
    Sie sah Ella, die sich mit der linken Hand an die Brust fasste, während sie mit der rechten die Pistole hielt. Sie sah Joe flach auf dem Boden liegen.
    Aber keinen Thomas.
     
 
    Ella drückte verzweifelt auf das Loch in ihrer Brust, während das Blut ölig und warm zwischen ihren Finger rann und ihre Bluse tränkte. Sie sah, wie Lauren wieder näher kam, die Taschenlampe auf den Boden legte und Joe vorsichtig zur Seite drehte. Sie sah sie an seinem Hals nach einem Puls fühlen, ihre Hand auf seine Brust legen, um die Atmung zu überprüfen. Sie kämpfte gegen das Gefühl an, gleichzeitig zu ertrinken und von einem Feuer in der Brust verzehrt zu werden, und sie hielt still, so lange sie konnte. Immerhin hatte es Joe von ihnen beiden schlimmer erwischt, er war bewusstlos, er brauchte mehr Fürsorge, aber schließlich hielt sie nicht mehr durch. »Ich kriege keine Luft.«
    Lauren krabbelte zu ihr. Sie nahm Ellas Hand von der Brust und schob ihr die Bluse hoch, um etwas sehen zu können. Ella bemühte sich nach Kräften, den rechten Arm mit der Waffe oben zu behalten, für den Fall, dass Werner auftauchte, aber irgendwie kam die Pistole auf dem schmutzigen Betonboden zu liegen.
    »Pressen Sie Ihre Hand flach hier drauf.« Lauren legte Ellas Hand auf die Brust zurück. »Drücken Sie.«
    »Tu ich.«
    »Nein, tun Sie nicht. Drücken.«
    Ella mobilisierte ihre letzten Kräfte.
    »Schon besser. Ich bin sofort wieder da.«
    »Lassen Sie mich nicht allein.«
    »Ich brauche meine Ausrüstung.«
    »Lassen Sie mich nicht allein.«
    Ella ließ die Waffe los und packte Laurens Hosenbein.
    »Ohne Ausrüstung kann ich mich nicht richtig um Sie kümmern.«
    »Halten Sie meine Hand.«
    Lauren kniete sich neben sie. Ella roch unerklärlicherweise Honig. Sie dachte an den Himmel und an Netta.
    »Lassen Sie mich mein Zeug holen.«
    »Halten Sie meine Hand.«
    »Ich halte sie.«
    Aber Ella spürte es nicht - sie spürte überhaupt nichts.
     

35
    Lauren saß vollkommen still auf ihrem Stuhl neben Joes Krankenhausbett. Ehe er wieder aufwachte, musste sie eine Entscheidung treffen.
    Sie hatte wenig Zeit dafür. Claire war auf dem Weg hierher, und sobald sie ins Zimmer stürmte, würde sie hinausgeworfen werden.
    Sie furchte die Stirn und versuchte sich zu konzentrieren, aber Joes Hand lag auf der Decke, und seine gebräunte Haut bildete einen starken Kontrast zu dem weißen Baumwollbezug. Sie spürte den beinahe unüberwindlichen Drang, sie zu ergreifen, und nahm den Blick von ihr, aber nun starrte sie auf die Schwellung an seinem Kopf, wo er sich an einem Haufen Betonschutt bewusstlos geschlagen hatte.
    Er hat mich aus der Schussbahn gestoßen.
    Sie blinzelte gegen Tränen an und konzentrierte sich auf den Infusionsbeutel, der über dem Bett hing, und aus dem Flüssigkeiten und Antibiotika zur Behandlung der Schusswunde tropften; die Kugel hatte seine Lunge glücklicherweise verfehlt. Zähl die Tropfen pro Minute, denk nicht darüber nach, dass er fast für dich gestorben wäre. Es ist sein Instinkt, Leben zu schützen, egal wessen. Es ändert nicht das Geringste an deiner Entscheidung.
    Als er vorhin wach gewesen war, hatten sie einander angelächelt, und er hatte gefragt, ob sie in Ordnung sei, er hatte nach Ella, Kristi und Felise gefragt und nach Thomas Werner, und es war kein Wort über ihre
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