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Ein fremder Feind: Thriller (German Edition)

Ein fremder Feind: Thriller (German Edition)

Titel: Ein fremder Feind: Thriller (German Edition)
Autoren: Jörg Isringhaus
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Menschen, die er geliebt hatte. Die Gefühle für sie waren zum Teil auf Philipp übergegangen. Aber es gab keine Alternative. Krauss konnte dem Jungen keine Perspektive bieten. Nur die Gnade seiner Abwesenheit. Er war der Einzige, der Philipps Aufenthaltsortkannte, und er würde dieses Wissen mit ins Grab nehmen. Krauss warf einen letzten Blick auf das gutbürgerliche Haus und wandte sich ab. Er musste loslassen. Es war an der Zeit. Morgen ging ein Schiff nach England. Von da aus würde er einen neuen Versuch wagen. Zurück ins Land seiner Väter reisen. Um sich und die Welt zu erlösen.

N ACHWORT
    Der Name Otto Schulz-Kampfhenkel klingt erfunden, ist er aber nicht. Schulz-Kampfhenkel wurde 1910 geboren; er führte ein Leben zwischen Wissenschaft und Größenwahn, juvenilem Abenteurertum und ideologischer Verblendung. Nachdem sich die Öffentlichkeit jahrzehntelang kaum für Schulz-Kampfhenkel und dessen Rolle im Nationalsozialismus interessiert hat, versuchen Historiker seit einigen Jahren verstärkt, Vita und Wirken des deutschen Geographen aufzuarbeiten. Dabei herrscht weitgehend Einigkeit in dem Punkt, dass der SS-Mann Schulz-Kampfhenkel ein überzeugter Anhänger der NS-Ideologie war, ein Vertreter der »völkisch-radikalen Funktionselite«, wie es die Historiker Sören Flachowsky und Holger Stoecker von der Berliner Humboldt-Universität in ihrer Anthologie »Vom Amazonas an die Ostfront« (Böhlau Verlag 2011) formulieren. Strittig sind jedoch Schulz-Kampfhenkels Motive, die ihn 1935 an den Rio Jary führten. Während »Spiegel«-Autor Jens Glüsing in seinem Buch »Das Guayana-Projekt« (Ch. Links Verlag, 2008) behauptet, der deutsche Abenteurer habe am Amazonas schon Pläne zur Eroberung der Guyanas geschmiedet, weisen Flachowsky und Stoecker diese These entschieden zurück. Ihren Erkenntnissen nach habe Schulz-Kampfhenkel erst über eine derartige Intervention nachgedacht, nachdem Heinrich Peskoller, ein windiger Globetrotter und Romancier, Himmler nach Kriegsausbruch Invasionspläne für die Guyanas präsentierte hatte. Himmler habe Schulz-Kampfhenkel daraufhin umein Gutachten gebeten, was diesen erst dazu inspirierte, eigene Gedanken zu dem seiner Ansicht nach lobenswerten Überfall-Szenario zu entwickeln.
    Als Romanautor darf man sich die Freiheit herausnehmen, die Wirklichkeit zu interpretieren und mit ihr zu spielen. So dient als Grundlage für die Dschungel-Kapitel meines Romans zwar Schulz-Kampfhenkels originaler Bericht über seine Reise zum Rio Jary, »Rätsel der Urwaldhölle«. Vieles davon habe ich als Vorlage benutzt, den Absturz mit dem Seekadett, die Strapazen auf dem Strom, die Begegnung mit »Winnetou« und den Aparai. Schulz-Kampfhenkels Schulfreund und Begleiter Heinrich Hansen hat es jedoch nie gegeben, und damit auch nicht seine Sicht auf die Ereignisse. Auch das Lagerfeuer-Gespräch zwischen den beiden Männern über die Guyanas ist wie alle anderen Dialoge in diesem Roman erfunden. Entscheidend aber ist, dass es – ohne Hansen – so oder ähnlich stattgefunden haben könnte. Die Saat in Schulz-Kampfhenkels Gedankengebäude war gelegt, auch wenn sie vielleicht erst Jahre später hervorbrach. Diesem Prinzip folgen große Teile dieses Buches – vor einem möglichst authentischen Hintergrund zu denken, was hätte sein können.
    So war Görings Ehefrau Emmy tatsächlich fasziniert von dem Wahrsager August Heermann, den sie mit ihrem Mann bekannt machte. Heermann hat sie auch im Fall des im belgischen Mechelen abgestürzten Kuriers beraten; Göring und Hitler sollen, so wird es kolportiert, daraufhin die »Erkenntnisse« des Hellsehers nachgestellt haben. Auf Burg Veldenstein hat Göring einige Jugendjahre verbracht, er ging auch in Neuhaus zur Schule. Die mittelalterliche Anlage gehörte seinem Taufpaten Hermann von Epenstein. Dessen Witwe überschrieb Göring und seiner Tochter Edda die Burg im Jahr 1938. Dass Göring seiner verstorbenen Frau Carin ein pompöses Mausoleum am Wuckersee errichten ließ, ist allgemeinbekannt. Er besuchte oft ihren dort aufgebahrten Sarg. Ebenfalls überliefert ist der ausschweifende Lebensstil des Reichsfeldmarschalls sowie seine Maßlosigkeit; unter den unendlich vielen Episoden, die Biographen zum Beleg zusammengetragen haben, zählt auch die, dass er Rotwild aus seinen deutschen Jagdrevieren nach Frankreich transportieren ließ, um es dort abzuschießen. Göring wollte eben niemals verzichten. So reiste er am liebsten in seinem opulent ausgestatteten
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