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Ein Feuerwerk für Matzbach: Baltasar Matzbachs achter Fall (German Edition)

Ein Feuerwerk für Matzbach: Baltasar Matzbachs achter Fall (German Edition)

Titel: Ein Feuerwerk für Matzbach: Baltasar Matzbachs achter Fall (German Edition)
Autoren: Gisbert Haefs
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Laden aufgemacht?«
    Vogelsang grunzte leise. »Hat Yü Ihnen denn nie von meinem Laden erzählt?«
    »Nein; wir unterhalten uns nicht über wichtige Dinge. Alte Freunde, wissen Sie; bei uns zählt die Qualität des Schweigens mehr als die Vielfalt der Themen, über die man schweigen könnte.«
    »Aua.«
    Nachdem der Schmerz abgeklungen war, erzählte Vogelsang von dem Laden –
Antikes & Curiosa
–, den er seit vielen Jahren in Ehrenfeld betrieb.
    »Hat Yü mir nie von erzählt«, sagte Matzbach. »Ich bin aber auch nicht so oft in Köln, und wenn, dann meistens in der Südstadt, um nachzusehen, was meine Philosophen im Antiquariat gerade so denken.«
    »Das hatte natürlich alles einen Nebenzweck. Oder Hauptsinn? Egal. Jedenfalls habe ich am Anfang gedacht – gehofft –, daß Marion, die ja an so was sehr interessiert war, irgendwann vorbeikommen würde, zufällig, und dann …« Er schnaubte.
    »Sie ist aber nie vorbeigekommen? Hm. Wo, wenn ich das wissen darf, hat sich denn Ihre weiland gefährliche Liaison zugetragen?«
    »In Düsseldorf.«
    »Und?«
    »Im Düsseldorfer Telefonbuch gibt es keine Marion Wiegeler; jedenfalls nicht die richtige.«
    »Und bundesweit?«
    »Mann, soll ich jede einzelne Dame dieses Namens anrufen und fragen, ob sie zufällig diejenige ist, die mich nicht mehr sehen will?«
    »Das wäre doch was.« Matzbach kicherte. »Aber sagen Sie mal, warum haben Sie den Laden denn nicht in Düsseldorf aufgemacht? Vielleicht lebt sie wohl noch da, hat inzwischen dreimal geheiratet, drei andere Namen vorzuweisen und sammelt immer noch Föten in Aspik.«
    »Sie ist nach dem Trennungskrach aus Düsseldorf weggezogen.«
    »Wissen Sie wohin?«
    »Nein; aber wohin gehen Düsseldorfer, wenn sie sich verbessern wollen? Nicht nach Mettmann oder Neuß, sondern nach Köln, nicht wahr? Beziehungsweise neuerdings nach Berlin.«
    »Für solche Reden sind zwischen Kö und Altstadt schon Dutzende umgebracht worden.«
    »Was Sie nicht sagen.«
    Baltasar trommelte mit den Fingern aufs Lenkrad. »Woher stammen Sie eigentlich? Düsseldorfer sind Sie ja wohl nicht.«
    »Aus einem Kaff im Bergischen, an dessen Namen ich mich nicht erinnern mag.«
    »Solche Dörfer gibt es auch in der Mancha, hörte ich. Und die Dame? Kam die auch daher?«
    »Aus der Mancha? Oder aus dem Bergischen?«
    »Wie es Ihnen beliebt.«
    »Weder noch. Die kam aus Düsseldorf – wie gesagt, wenn Düsseldorfer sich verbessern können …«
    »… trennen sie sich von Leuten aus namenlosen Käffern im Bergischen. Ich weiß. Nur dem, der strebend sich bemüht, helfen wir beim Umzug. Warum wollen Sie sich denn nicht an den Namen Ihres Geburtsorts erinnern?«
    »Es war scheußlich da.« Vogelsang schwieg einen Moment. »Die Kindheit auf dem Dorf, wissen Sie. Bigotte Eltern, ein bigotter Pfarrer, bigotte Bauern ringsum, dazu Schiefer und Kühe und die eine oder andere Dröppelminna, mit der ich damals nichts anfangen konnte.«
    »Wieso nicht?«
    »Na, ich war meistens zu jung, um Kaffee zu trinken. Und als ich alt genug gewesen wäre, wollte ich aus reinem Protest einen Samowar haben und Tee trinken.«
    »Also bigott rundum. Und dann haben Sie sich, bigott oder nicht, das Bein gebrochen und den Ring gefunden?«
    »Und behalten, als eine Art Talisman.«
    »Wie alt waren Sie da eigentlich? Als Sie sich das Bein gebrochen haben, meine ich.«
    »Sechzehn. Den Ring, wie gesagt, habe ich später Marion geschenkt. Sinnbild für mein halbverlorenes und halbgerettetes Leben, wenn Sie so wollen.«
    »Will ich nicht, aber da Sie es so eingerichtet haben, kann ich ja nichts machen. Und dieses Heimatnest …«
    »Heißt Klitterbach, wenn Sie’s unbedingt wissen müssen.« Vogelsang ächzte. »Brennt im Mund, der Name; fast als hätte ich mir die Zunge verbrüht.«
    »Metaphysische Dröppelminna, sozusagen? Hm. Klitterbach … Kommt mir so vor, als ob ich den Namen schon mal gehört hätte.«
    Vogelsang lachte gepreßt. »Vielleicht schauen Sie gelegentlich in einen Atlas. Oder lesen Sie Revolverblätter?«
    »Erstes ja, zweites ungern. Warum?«
    »Inzwischen sind die bigotten Bauern da durch mindestens genau so bigotte Yuppies ersetzt. Vor ein paar Wochen gab’s da eine Säuglingsentführung; ist ziemlich fett in der hiesigen Revolverpresse gewesen.«
    »Ah ja, doch.« Matzbach nickte heftig. »Jetzt, da Sie es sagen. Stimmt. Ein gleich nach der Geburt aus der Wiege geraubtes Knäblein, oder so ähnlich?«
    »Wie ›Frau oder so ähnlich‹?«
    »Genau. Ist das
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