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Ein Feuerwerk für Matzbach: Baltasar Matzbachs achter Fall (German Edition)

Ein Feuerwerk für Matzbach: Baltasar Matzbachs achter Fall (German Edition)

Titel: Ein Feuerwerk für Matzbach: Baltasar Matzbachs achter Fall (German Edition)
Autoren: Gisbert Haefs
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derart kompliziert machen. Kaffee kann man gemahlen kaufen, Kaffeemaschinen sind nicht ganz neu, auch Filter sind schon länger im Handel. Und zweitens suche ich ein Buch.«
    Matzbach kniff die Augen zusammen. »Erstens schmeckt vorgemahlener vakuumverpackter Kaffee wie Rattenkacke; elektrische Mühlen werden heiß und lassen die leckeren ätherischen und sonstigen Öle verdampfen oder verdunsten; Kaffeemaschinen sind langweilig, und mindestens die Hälfte der Dinge, die schmecken, bleibt in Filtertüten hängen. Wenn man sich schon richtig teuren Kaffee leistet, sollte man ihn auch richtig machen. Zweitens: Was für ein Buch?«
    Der Kunde strich sich über den kahlen Schädel und zupfte seine metallic-orange Krawatte zurecht. »Erstens danke für die Belehrung; was ist das für ein teurer Kaffee? Und haben Sie nicht, wenn Sie es ganz ernst meinen, die Eierschale vergessen? Möglichst mit einem kleinen Rest Eiweiß, am liebsten ein bißchen angegammelt? Zweitens gab es doch mal Filter, die ohne Papier auskamen – gibt es die denn gar nicht mehr? Drittens weiß ich das mit dem Buch nicht so ganz genau. Es ging da um Ratten, glaube ich, oder ähnliche Nagetiere.«
    Matzbach nahm den Deckel von der Emaillekanne, blickte ins dampfende Innere, steckte einen langstieligen Löffel hinein und rührte um.
    »Ah«, sagte der Kunde; wieder zerrte er an seinem Schlips. Die Hamsterbäckchen darüber wackelten possierlich. »Damit sich der Kaffee setzt, nicht war? Und hinterher, wenn er sich gesetzt hat, heißt er Satz, wie?«
    »Viertens ja.« Matzbach legte ein kleines Drahtsieb auf die Öffnung einer Thermoskanne und goß den Kaffee langsam hindurch. »Erstens Jamaica Blue Mountain, Monsieur. Die Eierschale habe ich nicht vergessen, ich hatte nur leider keine zur Hand, gleich ob mit oder ohne Eiweißrest, sei dieser vergammelt oder frisch. Zweitens weiß ich, was Sie meinen, ja; da gab es mal einen Filter, eine Art Trichter, wie die heutigen Filteraufsätze, aber mit einem Drahtsiebchen unten. Welches in einem kleinen Riegel steckte. Welcher am anderen Ende ungesiebt war. Wenn der Kaffee sich ausreichend gesetzt hatte, schob oder zog man das Riegelchen in die versiebte Position, so daß der fertige Kaffee ohne Aromaverlust rieseln mochte. Ich nehme an, die Firma Melitta hat das Patent aufgekauft und die restlichen Exemplare verschrottet, damit der Absatz an Filtertüten nicht leidet. Drittens ist das mit Ratten irgendwie unpräzise.
Die Rättin? Von Menschen und Mäusen? Louis der lüsterne Lemming? Hamster Harald und die Schattenschröpfer?
«
    »Schattenschröpfer?« Der Mann ließ die Krawatte los und seufzte. Es klang beinahe wollüstig. »Das ist ein schöner Beruf! Haben Sie heute schon Schatten geschröpft? Wie viele denn?«
    »Ich nicht.« Matzbach nahm die Thermoskanne und stellte sie auf ein Tablett, das bereits einen Becher, braunen Zucker und ungerührte Schlagsahne trug. »Ich bin zu alt für solche euphemistischen Tätlichkeiten. Machen Sie bitte mal den Weg frei?«
    Der Kunde ging rückwärts in den Laden; Matzbach folgte ihm und setzte das Tablett auf den Tisch, der die Kasse erduldete. Jedenfalls kam es Baltasar so vor: eine elektronische Kasse auf einem Louis-XV-Möbel, das einmal das Boudoir einer Dame geziert haben mochte, falls diese zuweilen beim Ankleiden schreiben wollte.
    »Aber das war es nicht.« Der Mann mit dem erlesenen Krawattengeschmack ließ die Mundwinkel sacken. »Irgendwas anderes. Ich glaube, das Tier war kleiner. Und – öhh, verpennt?«
    »Ein kleines verpenntes Tier? Nagetier?«
    »Erlauben Sie mal, mein Herr.« Jetzt klang der Kunde entrüstet. »Auch Nagetiere haben ein Recht auf Schlummer.«
    »Zweifellos.« Baltasar goß Kaffee in seinen Becher, tat Sahne und Zucker dazu, hob stöhnend die Hände, ging zurück in die Kramnische und kam mit einem Löffel zurück. »Wollen Sie auch was?«
    »Kaffee? Igitt, nein, ich will mich doch nicht vergiften. Und das Tier hat, glaube ich, vor allem Reis genagt. Das Buch heißt nämlich Risibisi oder so ähnlich.«
    »Essay über das Nagen von Reis durch verpennte Felltiere?« Matzbach öffnete das neben der Kasse stehende Kästchen und nahm eine Sumatra-Panetela heraus. »Wissen Sie sonst noch was? Vielleicht den Namen des Autors?«
    Der Kunde strahlte plötzlich. »Ja, fällt mir gerade wieder ein, Fridolin. Oder«, setzte er kleinlaut hinzu, »so ähnlich.«
    Matzbach zündete den Zigarillo an, stieß eine Wolke aus und trank einen Schluck
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