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Ein Fall von Liebe

Ein Fall von Liebe

Titel: Ein Fall von Liebe
Autoren: Gordon Merrick
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alles mögliche, sprachen über Bücher, Theaterstücke und Menschen, die sie gemeinsam kannten. Jedoch war Charlie darauf bedacht, es nicht zu übertreiben, damit Peter mithalten konnte. Er erwies sich als sehr rege, und obwohl ihm eine gewisse Zurückhaltung anhaftete, vermochte er sich zu behaupten.
    Beim Lunch saßen sich die beiden jungen Leute gegenüber und beobachteten einander unverwandt. Charlie bemühte sich nicht mehr, C.  B. einzubeziehen, obwohl er ihretwegen versuchte, sich einige Zurückhaltung aufzuerlegen. Vor ihr würde er immer der ein wenig Unnahbare und Überlegene sein, der Werbende und nicht der Umworbene. Wenn er Peters Blick auffing, legte er in seinen einen besonderen Ausdruck, ohne sich aber ganz zu verraten. Falls Peter darin ein Flirten sah, so ließ er sich das nicht anmerken. Sein Blick war offen, bewundernd, unbekümmert, ohne eine Spur der besonderen Aufmerksamkeit, die zu wecken Charlie sich so anstrengte. Möglicherweise verrieten die Augen jedoch nicht alles. Vielleicht war Peter einer von denen, wie sie Charlie oft begegnet waren, die genau wußten, wozu es kommen würde, ohne das besonders zeigen zu müssen. Es konnte auch sein, daß er von Charlies Absichten nichts wissen wollte, und das erschütterte sein natürliches Selbstvertrauen. Er hatte das Gefühl, ihm könnte eine schreckliche Unbesonnenheit unterlaufen, wenn er nicht bald mit dem Jungen allein sein würde.
    Er wußte aber, daß er sich nur noch ein wenig gedulden mußte. C.  B.’s Gewohnheit war es, sich gleich nach dem Kaffee für den Nachmittag in ihre Zimmer zurückzuziehen. Das kleine Zimmer neben seinem eigenen, größeren im obersten Stockwerk wartete. Es würde sich dann alles von selber entwickeln.
    Bald nachdem sie auf die Veranda zurückgekehrt waren, sagte C.  B.: »Ihr beiden Prachtkerle habt euch gewiß Tausenderlei zu erzählen.« Sie erhob sich, ging zu Peter und streckte ihm beide Hände hin. Er stand dort, um den Segen ihrer unverhüllten Sympathie zu empfangen. »Ich überlasse dich jetzt Charlie. Ich bin sicher, er wird sich als ein guter Gastgeber zeigen.«
    Charlie erhob sich ebenfalls, plötzlich entmutigt bei dem Gedanken, mit Peter allein zu sein. »Komm, wir gehen hinauf und sehen uns dein Zimmer an.«
    Sie gingen durch das Haus und stiegen zusammen die Treppe hinauf. Im Flur des ersten Stocks drückte C.  B. Charlies Arm. »Wir werden uns später lange über alles unterhalten«, sagte sie, drückte seinen Arm noch einmal und entschwand.
    »Es ist noch eine Treppe höher«, sagte Charlie, gab Peter einen leichten Klaps auf den Rücken, und sie gingen die nächste Treppe hinauf. Sein Herz schlug schnell. Er wagte nicht, den neben ihm gehenden Jungen anzusehen. Nur seine Gastgeberrolle ermöglichte es ihm, ungezwungen zu sprechen und ein gewisses Gleichgewicht zu bewahren. »Das dort ist mein Zimmer«, sagte er, im obersten Flur stehen bleibend. »Deins ist dies hier, und dahinten ist dein Badezimmer. Sonst ist niemand hier oben, und du hast es darum ganz für dich.« Seine Stimme schien laut durch das große, plötzlich stille Haus zu schallen. Er hatte das Gefühl, sie waren nicht nur allein, sondern völlig von der Welt isoliert und existierten nur füreinander. Er öffnete die Tür zu Peters Zimmer und trat zur Seite, um ihn vorgehen zu lassen.
    Auch hier auf der Schwelle des Schlafzimmers hoffte er wieder, daß der andere sich ihm irgendwie offenbarte, aber Peter ließ die Gelegenheit ungenutzt und ging hinein. Charlie folgte und legte ihm wieder die Hand auf die Schulter, als sie das Zimmer besichtigten. Dann schob er seine Hand an Peters Halsansatz und flüchtete sich in eine Komödie, als er ihn in der bescheidenen Unterkunft ausgiebig umherführte, sprach über den elektrischen Ventilator, das Fenster, den Nachttisch und die auf ihm liegenden Bücher. Peter lachte, aber obwohl Charlie ihn jetzt geradezu umarmte, blieb er zurückhaltend. Charlie bedrückten plötzlich die in der einfachen Situation verborgenen Schwierigkeiten. Er wollte es nur wissen. Wenn es nicht klappte, würde er es vergessen, aber es wäre zu dumm, nach Wochen zu entdecken, daß Peter es auch gewollt und nur auf eine unzweideutige Geste gewartet hatte. Zugleich konnte er sich nicht vorstellen, daß er eine Abfuhr riskierte. Er hatte keine Erfahrung im Verführen. Zumindest hatte man, wenn sich solche Gelegenheiten boten und der andere keine Avancen gemacht hatte, sehr schnell entdeckt, daß man im gleichen
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