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Ein Fall von Liebe

Ein Fall von Liebe

Titel: Ein Fall von Liebe
Autoren: Gordon Merrick
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Schreckliche von mir denken? Das, was du von meiner Besessenheit gesagt hast.«
    »Schrecklich? Ja. Ich habe dir Peter gebracht, weil ich hoffte, daß du Liebe in einer Freundschaft finden würdest. Bei großen Männern ist das öfter so gewesen. Ich konnte nicht wissen, daß die Liebe, die ich in ihm sah, die Maske der Verderbnis war. Nur weil ich von dem Erbe, das in deinem Blut ist, wußte, habe ich mich nicht mit Haß von dir abgewandt.«
    Es wurde ihm endlich klar, daß er ihrer Illusion von Vollkommenheit entsprechen sollte. Es war rührend, aber zugleich erschreckte es ihn. Alles Böse, was er beging, wurde in ihren Augen durch das Blut in seinen Adern gerechtfertigt. Daß er mit Peter schlief oder Hattie schlug, waren Manifestationen des Tiers. Sie bot ihm alles, nicht nur finanzielle Sicherheit, sondern ein von aller Herausforderung und Bürde freies Leben. Zum erstenmal war er sich der Macht bewußt, die er über sie hatte; er konnte alles fordern außer einem. Er sah sich wieder, wie er an diesem Morgen ungeschützt und preisgegeben auf der Brücke gesessen hatte. Bitte, nimm mich: verworfen und armselig? Noch nie war er so sehr er selber gewesen, noch nie hatte er so genau gewußt, was er brauchte. Er fühlte sich ermutigt, die Grenzen ihrer Nachsicht zu testen. »Selbst wenn alles, was du glaubst, wahr wäre, wäre das nicht besser, als zu riskieren, eine Familie zu haben?«
    Sie wischte seine Worte mit der Hand weg. »Willst du mir einreden, du hättest eine kranke und verkümmerte Natur? Das stimmt nicht. Du warst das Opfer einer schmutzigen, niedrigen Leidenschaft. Aber du hattest die Kraft, sie abzuschütteln. Du mußt diese Kraft in dir stärken. Dein Blut zwingt dich dazu. Du hattest deine Hattie. Da du weißt, was du weißt, wirst du zweifellos nicht wieder heiraten wollen. Ich biete dir das Leben, so wie ich es immer für dich gesehen und geplant habe. Wir können es zusammen vollbringen.«
    Er sah sich selber ein verwöhntes, aber enthaltsames Leben führen, zumindest dem Anschein nach. Was würde geschehen, wenn er sich nachts auf den Straßen herumtrieb? Das freigelassene Tier. Er sprach hastig, als er merkte, wohin ihn diese Gedanken führten: »Ja, C.  B., ich werde darüber nachdenken müssen.« Er dachte an Peter, der in der Wohnung wartete, an die er sich von gestern abend kaum noch erinnerte. Er sah verstohlen auf seine Uhr. Er würde bald gehen müssen. Aber er hatte Peters Forderung noch nicht erfüllt. C.  B.’s Enthüllung hatte den Vorrang gehabt. Er würde die nächste sich ihm bietende Gelegenheit beim Schopf fassen.
    »Wie du weißt, war ich immer dafür, daß ein Mann unabhängig sein muß. Aber ich wäre bereit, dich bei mir aufzunehmen, bis du auf dem richtigen Wege bist, wenn dir das angenehm wäre.«
    Das Tier im Käfig. Sei auf der Hut, warnte er sich. Er wußte, er konnte sich nur noch mühsam beherrschen. Es mußte etwas aus ihm heraus. »Nun, ich...«, begann er. Aber es war zu spät. Er sah sich hier mit ihr zusammenlebend. Er alternd und distinguiert. Ein elegantes Paar, jeder Leidenschaft entsagend, makellos weiß; ungeachtet seiner dunklen Vorfahren. Er warf den Kopf zurück und lachte schallend. Er beugte sich vor und lachte, bis ihm die Tränen kamen und ihm die Seiten und der Magen wehtaten. Er wußte nicht recht, worüber er lachte, aber das ließ ihn nur noch mehr lachen. Es hatte etwas Hysterisches, doch das ging in dem Gelächter unter. Er lachte, weil er plötzlich aller Angst und Scham und Hemmungen ledig war. Sie hatte ihm ihre letzte und größte Gabe geboten: Befreiung. Er lachte, weil er darüber glücklich war. Jetzt begann sogar sein Glied zu schmerzen, und er bemühte sich darum krampfhaft, aufzuhören. Er spürte, daß sie ihn anfunkelte, und schließlich wurde sein Lachen zu einem Kichern.
    C.  B. saß reglos da und starrte ihn an. »Beherrsche dich!« Ihre Stimme klang eisig und befehlend. »Ich kann dir alles verzeihen, aber das nicht.«
    »Entschuldige bitte. Ich weiß nicht, was über mich gekommen ist.« Er sah wieder auf seine Uhr, erhob sich mit zitternden Beinen, hoffend, daß er nicht wieder in Lachen würde ausbrechen müssen. »Ich muß jetzt wirklich gehen. Ich habe Verschiedenes zu erledigen.«
    »Soll ich dich dann später in deiner Wohnung des Anwalts wegen anrufen? Hattie ist doch wohl nicht mehr dort?«
    »Nein. Nun ja, weißt du, Peter hat...«
    »Ich möchte diesen Namen nicht wieder hören.«
    »Sei nicht töricht, C.  B.«
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