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Ein düsteres Weihnachtsmärchen (German Edition)

Ein düsteres Weihnachtsmärchen (German Edition)

Titel: Ein düsteres Weihnachtsmärchen (German Edition)
Autoren: Andy Falk
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furchtbaren Wahrheit.
    Der alte Maximilian zog noch einmal an seiner Pfeife und blies den Rauch über sich in die Luft. Es war ihm deutlich anzumerken, dass er den beiden die Wahrheit lieber erspart hätte. „Ich weiß, es ist nicht leicht diese abscheuliche Wahrheit anzuerkennen. Dennoch müssen wir uns den Tatsachen stellen. Ich erinnere mich noch, wie das Weihnachtsfest früher einmal war. Die Leute feierten Weihnachten immer zusammen in der Familie und zwar am Abend des Vierundzwanzigsten. Dort wurden auch die Geschenke überreicht. Der Vater verkleidete sich immer als Weihnachtsmann und leerte den Sack unter dem Weihnachtsbaum. Danach packten wir Kinder die Geschenke aus und freuten uns daran. Erst als der Fluch seinen Lauf nahm, wurden die Kinder am Heiligen Abend weggesperrt und es gab erst am nächsten Morgen die Geschenke, die die Erwachsenen noch hastig vorbereiteten, nachdem der Krampus aus dem Dorf verschwunden war.“
    Julian machte große Augen. „Dann können wir ja Gott froh sein, dass der Krampus nicht auch noch dich geholt hat.“
    „Ja, allerdings. Viele meiner früheren Freunde und Schulkameraden wurden geholt. Ich selbst hatte Glück, weil meine Eltern den Fluch sehr ernst nahmen und mich in der Nacht in meinem Zimmer einschlossen und davor wachten. Sie stellten den Teller mit dem verderbten Fleisch auf und der Krampus nahm das Opfer an. Die Sage um den Weihnachtsmann, der den tyrannischen Höllendämon, der einst die Menschen heimsuchte, knechtete und fortan an der Kette hinter sich herführte, war in unserem Brauchtum seit jeher vertreten. Doch niemand wusste, ob es der Wirklichkeit entsprach. Meine Eltern, also deine Urgroßeltern lieber Julian, waren jedoch immer vorsichtige Menschen gewesen und nahmen die alten Geschichten sehr ernst. Genau deshalb bin ich noch hier. Das hat mich gerettet.“
    „Zum Glück! Dieses abscheuliche Ungeheuer hat dich nicht bekommen. Und uns wird es auch nicht kriegen!“
    „Genau! Und deshalb müsst ihr euch dieses Weihnachten noch einmal in euren Zimmern versteckt halten.“
    Julian presste die Lippen zusammen. „Irgendwie macht mich die Sache wütend. Gibt es denn keine andere Möglichkeit? Kann man diesen Krampus nicht irgendwie loswerden?“
    Der Großvater wiegelte ab. „Ich denke, das ist keine gute Idee. Die Sache ist viel zu gefährlich.“
    „Aber es gibt einen Weg, stimmt‘s?“, fragte Julian keck.
    „Ja. Es gibt eine Möglichkeit, den Dämon zu bannen.“ Er blätterte ein paar Seiten weiter. „Hier steht es. Der Krampus kann nur auf eine spezielle Art und Weise unschädlich gemacht werden. Er ist dazu verdammt, seinem Meister ein Opfer zu bringen. Entweder in Form von Kinderseelen oder einer Hülle und Fülle an verdorbenen Fleisch. Sollte der Krampus bis zum Beginn des Morgens des darauffolgenden Tages Schlag sechs Uhr beides nicht bei sich haben, wird er von den Kreaturen der Hölle in das Höllentor gezogen und hinabgerissen. Ab diesem Zeitpunkt ist er gebannt und darf nicht wieder erscheinen.“
    „Das bedeutet also, wir müssen ihm seinen Sack abnehmen, bevor der Tag anbricht.“ Julian überlegte laut.
    Der Großvater wurde kurz ungehalten. „Was heißt hier wir? Du wirst gar nichts machen, ihr beide nicht. Das ist viel zu gefährlich! Ihr werdet schön in euren Zimmern warten und ab nächstes Jahr kommt er nicht mehr zu euch. Er kommt nämlich nur in die Häuser, in denen Kinder unter dreizehn wohnen. Er weiß genau, wo er hin muss. Er spürt es, er riecht die Kinder förmlich.“
    „Und wie merkt man, dass dieser Krampus ins Haus kommt?“, wollte Julian wissen.
    Maximilian überlegte kurz. Dann antwortete er: „Es gibt ein besonderes Merkmal. Wenn der Krampus ein Haus betritt, taucht sofort ein ekelhafter Gestank auf. Durch seine Gier nach Verdorbenem, stinkt sein Pelz nach Unrat und Abfällen. Dieser Geruch wird auch als Wolke der Verwesung bezeichnet. Aber wenn man diesen Gestank riecht, ist es schon zu spät. Dann ist der Dämon nicht mehr fern.“ Er kratzte sich am Kopf. „Es hilft alles nichts, der Weihnachtsabend ist verloren. Am Vierundzwanzigsten haben Kinder nach neun Uhr abends nichts mehr in den Wohnstuben zu suchen!“
    „Aber das kann doch nicht für immer so bleiben! Wir müssen doch etwas dagegen unternehmen!“
    „Nein, müssen wir nicht! Ihr beide sowieso nicht. Ihr seid noch viel zu jung für so etwas!“
    „Und wenn schon. Irgendjemand muss schließlich die Initiative ergreifen. Wir können doch nicht
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