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Ein düsteres Weihnachtsmärchen (German Edition)

Ein düsteres Weihnachtsmärchen (German Edition)

Titel: Ein düsteres Weihnachtsmärchen (German Edition)
Autoren: Andy Falk
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sie nicht finden. Erst herrschte wieder Ruhe in der Hütte - einen Moment lang. Doch dann hörte sie ein Grunzen und Röcheln. Und dann, ein Schnuppern.
    Es geschah blitzschnell. Der Esstisch über ihr wurde zur Seite geworfen, eine große Hand packte sie und riss sie nach oben. Ein furchtbarer Gestank kroch in Rebeccas Nase und nahm ihr fast die Sinne.
    Dann sah sie nur noch die Öffnung eines großen Leinensackes auf sich zu kommen. Rebecca schrie und zappelte, doch es half ihr nichts. Sie wurde unnachgiebig der Öffnung zugeführt. Sie jaulte und schluchzte - und plötzlich sah sie gar nichts mehr. Dunkelheit hatte sich um das Mädchen gelegt.

Kapitel 1
    Viele Jahre später, am vierundzwanzigsten Dezember. Früh morgens, vor dem Abend des Heiligen Weihnachtsfestes:
    Julian hatte sich an diesem freudigen Tag schon früh aus dem Bett geschält. Doch es war nicht nur die Vorfreude, die den zwölfjährigen Jungen an diesem Morgen aus den Federn holte. Nein, es gab noch einen anderen Grund dafür.
    Julian hatte sich für diesen Tag etwas Großes vorgenommen. Er wollte endlich das Geheimnis lüften, dem er im vorangegangenen Jahr auf die Spur gekommen war. Ein Geheimnis, hinter dem er etwas Schreckliches vermutete.
    Während des Weihnachtsabends des Vorjahres war Julian eine merkwürdige Sache aufgefallen. Eine Sache, die ihn seit nunmehr einem ganzen Jahr beschäftigte. In Tanngrün herrschte ein ganz spezieller Glaube, was die Geschenke am Heiligen Abend anging. Nach der traditionellen Überlieferung brachte der Weihnachtsmann; ein dicker Mann mit weißem Bart und mit einer dunkelroten Kutte bekleidet; die Geschenke. Die Kinder unter dreizehn durften in der Heiligen Nacht nach neun Uhr nicht mehr auf sein und wurden in ihren Zimmern eingesperrt. Meist wachten die Erwachsenen davor.
    Julian hatte dieses sonderbare Brauchtum schon immer als unsinnig empfunden. Die Begründung lag laut den Erwachsenen darin, dass es der Weihnachtsmann nicht gerne sah, wenn die Kinder noch so spät auf waren. Wenn er dennoch eines erwischte, so wanderte es in den Sack und wurde auf nimmer Wiedersehen verschleppt. Er legte dann auch keine Geschenke unter den Baum, denn es war ja niemand mehr da, um sie zu öffnen.
    Der Junge konnte sich nicht so recht vorstellen, welchen Sinn das alles ergeben sollte, doch die Erwachsenen antworteten stets das Gleiche: Das liegt im Ermessen des Weihnachtsmanns. Eine wirklich nachvollziehbare Antwort gab es nicht.
    Nun war die ganze Angelegenheit schon komisch genug, es kam allerdings noch eine weitere Merkwürdigkeit dazu. Am vorangegangenen Weihnachtsfest hatte Julian etwas beobachtet. Jedes Weihnachten richteten die Erwachsenen einen Teller für den Weihnachtsmann und stellten ihn in die Wohnstube. Der Teller wurde mit allerlei Süßigkeiten belegt, Plätzchen und Schokolade bildeten dabei die Hauptbestandteile. Angeblich liebte der Weihnachtsmann solch gezuckerte Speisen und wurde dadurch ermuntert, ordentlich Geschenke unter den Weihnachtsbaum zu legen. So weit so gut. Julian und seine Eltern hatten den Teller auf den großen Tisch in der Wohnstube gestellt. Danach verließen sie den Raum, der Weihnachtsmann würde in der Nacht vorbeikommen und den Teller leeren. Als Julian jedoch schon wieder auf dem Weg in sein Zimmer war, das auf der gegenüberliegenden Seite des Flures lag, hörte er Geräusche aus der Wohnstube. Leise schlich er zurück zur Türe, öffnete sie einen Spalt weit und lugte hinein. Er sah seine Eltern, wie sie vor dem großen Esstisch standen. Sie mussten aus der Küche gekommen sein, die auf der linken Seite des Raumes einen eigenen Zugang zur Wohnstube hatte. Dann liefen die beiden Erwachsenen zurück in die Küche, die Mutter hatte den Teller mit den Süßigkeiten in der Hand. Julian rieb sich verwundert die Augen - was sollte das denn?
    Als sein Blick wieder zurück auf den Esstisch schweifte, fuhr ihm ein heftiger Schreck durch die Glieder. Dort stand nun ein anderer Teller, der jedoch nicht mit Süßigkeiten belegt war. Nein, auf diesem Teller lagen furchtbare Dinge. Julian schaute auf einen rot-grau gefärbten Berg von Fleisch. Sogleich kroch ihm ein übelriechender Duft in die Nase. Er würgte kurz, wollte die Tür schon wieder schließen, doch die Neugier siegte. Vorsichtig näherte er sich dem Teller, um das darauf liegende Fleischgewirr näher zu betrachten. Es war ein Wust aus toter Masse. Gedärme, verwestes Fleisch und ein halber Schweinekopf, der auch schon länger vor
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