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Ein düsteres Weihnachtsmärchen (German Edition)

Ein düsteres Weihnachtsmärchen (German Edition)

Titel: Ein düsteres Weihnachtsmärchen (German Edition)
Autoren: Andy Falk
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diese Ehre Julian zu Teil werden.
    Doch nun dachte er nicht an das Osterfeuer, sondern nur an die Möglichkeit den Gabensack abzufackeln. Und wenn es darauf ankam, so konnte dieser bösartige Krampus ruhig auch mit in Flammen aufgehen.
    Hastig rannte Julian am Elternhaus vorbei, schnurstracks in den Garten. Dort öffnete er die Tür des kleinen Holzschuppens und suchte sofort nach dem Brennstoff. Es dauerte nicht lange und er fand die Kanne. Schnell lief er zu seinem Zimmerfenster, das in den Garten zeigte, und stellte die Kanne aufs Fensterbrett. Dann setzte er Wolly daneben. „Du wartest hier. Ich mache gleich von innen auf.“
    Julian rannte wieder nach vorn, schloss die Tür auf, durchquerte die Wohnstube und passierte den Flur. In seinem Zimmer angekommen, schloss er die Tür hinter sich und eilte zum Fenster. Wolly saß noch immer auf dem Fensterbrett und wartet geduldig neben der Kanne mit dem Brennmittel. Julian öffnete das Fenster und holte seinen wuscheligen Freund ins Zimmer. Dann schnappte er die Kanne und versteckte sie unter seinem Bett.
    Erschöpft ließ er sich auf die Matratze plumpsen und starrte an die Decke. Wolly hüpfte inzwischen auf seinen Bauch und machte es sich dort gemütlich.
    Julian kraulte das Wollhörnchen hinter dem Ohr und sinnierte. „Wir werden heute Nacht etwas Unglaubliches erleben, mein lieber Wolly.“
    Das Wollknäuel öffnete kurz die Augen, um sie gleich darauf wieder zu schließen.
    Julian fuhr fort: „Heute Nacht werden wir den Krampus zu Gesicht bekommen. Und nicht nur das. Wir werden ihn für immer verbannen.“
    Er war erfüllt von einem Mischgefühl. Auf der einen Seite war er neugierig und voller Übermut, auf der anderen Seite bekam er von dem Gedanken weiche Knie. Sollte er das wirklich tun? Er könnte auch einfach in seinem Zimmer bleiben und sich verkriechen. Eigentlich hatte er Angst. Aber er konnte es sich nicht eingestehen. Er wollte nicht. Nein, bloß kein Angsthase sein, das war seine Devise. Wenn das nur mal gut ging.
    Er schloss die Augen, bis zum Abend wollte er ausgeruht sein.
     
    Nachdem Julian mit seinen Eltern zu Abend gegessen hatte, schickten sie ihn in sein Zimmer. So, wie es stets üblich war, am vierundzwanzigsten Dezember.
    Wolly hatte sich so lange unter Julians Bettdecke versteckt. Die Eltern durften ihn auf keinen Fall sehen.
    Als Julian endlich die Tür hinter sich schloss, kroch der Kleine wieder heraus.
    „Also gut“, meinte Julian. „Jetzt heißt es abwarten. Meine Eltern sitzen vor der Tür, also müssen wir später sehr leise sein. Wir werden dann aus dem Fenster klettern und schleichen uns durch die Eingangstür in die Wohnstube.“
    Wolly sah ihn mit seinen großen Knopfaugen an. Julian hatte stets das Gefühl, dass ihn das Wollhörnchen verstand. Deshalb redete er auch immer mit ihm.
     
    Eine Stunde war vergangen und die Turmuhr der Tannkirche schlug Zehn. Langsam erhob sich Julian von seinem Bett. Seine Eltern würden sicher nicht damit rechnen, dass er aus dem Fenster stieg. Warum auch, bisher hatte er jedes Weihnachten brav in seinem Zimmer geschlafen. Er musste nur leise sein, dann gab es auch kein Problem.
    Langsam fasste er an den Griff des Fensters und öffnete es ganz vorsichtig. Dann schnappte er sich die Kanne unter dem Bett, setzte Wolly auf seine Schulter und kletterte hinaus.
    Wie eine Raubkatze schlich er um das Haus herum, bis er die Eingangstür erreichte. Er drehte am Türknauf und verschaffte sich Zutritt. Normalerweise war die Eingangstür nachts immer verschlossen, nicht so an diesem Abend. Leise knarrend öffnete sich die Pforte. Julian zuckte einen Moment zusammen. Er befürchtete, seine Eltern könnten ihn hören. Auf der anderen Seite würden sie bestimmt nicht in die Wohnstube kommen. Nicht in dieser Nacht.
    Er schloss die Tür hinter sich und starrte ins Dunkel. Wo sollte er sich verstecken? Er ging am großen Esstisch vorbei auf den Weihnachtsbaum zu. Auf dem Tisch stand der Teller mit dem verfaulten Fleisch. Er betrachtete ihn kurz. Auch dieses Jahr gab es allerlei Gammelfleisch und einen verwesten Schweinekopf für den Krampus. Julian drehte sich angewidert weg und ging schnell weiter. Neben dem Weihnachtsbaum, rechts in der Ecke, stand ein kleines Sofa, auf dem genau zwei Leute Platz hatten. Das sollte das richtige Versteck sein. Julian konnte sich dahinter postieren, da es ein Stück von der Wand entfernt stand.
    Jetzt musste er nur noch warten, bis der Krampus kam. Nervös fuhr er Wolly durchs
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