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Ein dickes Fell

Titel: Ein dickes Fell
Autoren: Heinrich Steinfest
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Übereinstimmung von 4711 und 3902 dankbar hinnehmend. Selbst als sie einer Freundin davon erzählt, fällt niemand etwas auf. Niemand macht sich die Mühe, nachzurechnen. Oder kann einfach nicht rechnen. Jedenfalls zeigt es wieder einmal, wie sehr Fehler unser Denken leiten. Nicht, was stimmt, sondern, was nicht stimmt, hält die Welt in Bewegung und in Atem.
    Aber jeder Fehler führt auch zu etwas Richtigem. Dalgards »Irrtum« nämlich ins Kalkül ziehend, ergibt sich wiederum, daß 4711 und die korrekte Ziffernfolge 3901 identische Summen bilden, nämlich jene ohnehin stark belastete und vielgescholtene Zahl 13.
    Faktum bleibt bei alledem, daß die Nummer 3902 nicht dem Original von Meister Alfred entspricht. Da nun aber genau diese Ziffernfolge auf Soluschkas Wohnungstüre prangte, und sich die Zahl vor allem aus jener speziellen Zahnformel ergab, die von Frau Kremser stammte und aus dem Maul des Kartäuserkaters Helios herausgelesen werden konnte, muß es dabei bleiben, daß der geheime Name Gottes 3902 heißt. Und somit der falschen deutschen Übersetzung des Hitchcockklassikers entspricht.
    Man muß es so sagen: Der Name Gottes beruht weniger auf einem Fehler, als daß er einen solchen darstellt. Und das ist weniger komisch als tragisch. Ein Zeichen. Ein böses Zeichen.

 
     
     
Anmerkungen des Autors
     
     
    Die alte Geschichte. Ich schwöre hoch und heilig, daß sämtliche Figuren und Handlungen frei erfunden sind, und außerdem bedanke ich mich bei allen mir bekannten Stadtbüchereien.
     
    Aber man kann nun mal nicht alles erfinden. Was nicht nur für das Schreckliche, sondern auch für das Schöne gilt. Nicht zuletzt die Idylle benötigt ein Vorbild.
    Das in diesem Roman beschriebene »himmlische« Gasthaus namens Adlerhof existiert tatsächlich und tatsächlich an angegebener Stelle. Das gleiche gilt für den Wirt, der auch im wirklichen Leben von allen Herr Stefan genannt wird.
    Natürlich ist der Einsatz dieses Wirtshauses und seines Betreibers im Text ein fiktiver, darum heißt es ja auch »Roman« und nicht »Dokumentation«. Aber die Inspiration beruht auf dem Faktum von Ort und Person. Deshalb habe ich verzichtet, die Gaststätte »Sperlingsklause« und den Wirt »Herr Josef« zu nennen. So wie ich es unterließ, aus »4711« ein »5822« zu machen. Für wie blöd soll ich die Leute denn halten, bloß um ja nicht an der Wirklichkeit anzukommen?
    Man könnte sagen, die Geschichte spielt in einem Wiener Paralleluniversum. Vieles ist haargenau so, wie wir es kennen, einiges aber scheint verändert, leicht oder stark, manches ist besser geworden, anderes schlechter. Plötzlich steht da eine Türe, die es vorher nicht gab. Oder sie fehlt.
    Das Entscheidende bei Paralleluniversen ist folgendes: Sie entstammen alle dem gleichen Nest.
    Kunst ist der Versuch, das Wesen des Nests zu bestimmen.
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