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Ein Dicker Hund.

Ein Dicker Hund.

Titel: Ein Dicker Hund.
Autoren: Tom Sharpe
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Ordnung in meinem Revier einmischen.«
    Diese Hoffnung hielt nicht lange an. Als er das Autoradio anstellte, hörte er eine aktuelle Kurzmeldung, die ihn fast dazu brachte, mit seinem Wagen in eine Bushaltestelle zu rasen. »Die Schlacht von Middenhall, zu der es heute morgen im Zuge einer polizeilichen Aktion kam, ist beendet. Das Gebäude steht in Flammen, und es gab eine gewaltige Explosion. Wie es heißt, sind neun Polizeibeamte zu Tode gekommen. Über die Opfer unter den Bewohnern des Herrenhauses liegen noch keine Angaben vor. Sobald uns neue Informationen erreichen, werden wir sie Ihnen umgehend mitteilen.«
    Der Chief Constable fuhr links ran und starrte auf das Radio. Neun Polizisten tot? Neun seiner Jungs? Das war ausgeschlossen. Nicht seine Jungs. Sie waren keine Jungs mehr. Sondern Leichen. Scheiße auch, und da dachte Hiob, ihm sei übel mitgespielt worden, der weinerliche Jammerlappen. Doch jetzt wußte Sir Arnold, warum er seinen Tag verflucht hatte. Er tat es auch. Und zwar den Tag, an dem er diesen hirnverbrannten Idioten Rascombe zum Leiter des Dezernats für Schwerverbrechen gemacht hatte. Das war sein Tag, den er verfluchte. Und Gott natürlich, der Rascombe überhaupt erst erschaffen hatte. Der blöde Alte hätte vernünftiger sein müssen. Schon bei dem Spermium hätte man doch merken müssen, daß er nicht mal den Verstand eines ... na ja, jedenfalls den eines Spermiums besaß. Und was für eine dämliche Eizelle hatte ihn rangelassen? Hatte garantiert ’ne Vollmeise, diese beschissene Eizelle. Wäre es nach Sir Arnold Gonders gegangen, hätte er diesem bösartigen kleinen Spermium den Hals umgedreht und die schwachsinnige Eizelle auf die Straße geworfen. Und wenn das nicht geklappt hätte, und er glaubte fast, daß ihn diese Aufgabe ein wenig überfordert hätte, hätte er ohne zu zögern eine Stricknadel benutzt, um an die üble Spermium-Eizelle- Kombination zu gelangen. Oder besser noch, Mrs. Rascombe mit Rohrfrei oder Domestos eine Gebärmutterspülung verabreicht, damit sie es sich zweimal überlegte, ob sie mit Rascombes elendem Daddy noch mal ’ne Nummer schob. Wie der Chief Constable so in seinem Jaguar saß, am Rande eines der Bergwerksdörfer, das dank seiner Mitwirkung zu einem Ort ohne Arbeit geworden war, sah er den strahlenden Sommertag anders als andere Menschen. Es war ein finsterer, bewölkter Tag, überall am Himmel standen dicke Gewitterwolken, schwarz und drohend, so schwarz und drohend wie die Reihenhäuschen der Bergarbeiter, triste und erbarmungslose Behausungen, vor denen leere Bierdosen im Rinnstein lagen. An einigen Häuschen waren die Fenster verrammelt, andere wurden von unglücklichen Männern bewohnt, die nie wieder Arbeit finden würden und im Alter unter Staublungen litten, und von ihren viehischen Sprößlingen. Doch selbst diese Leute in ihren erbärmlichen Bruchbuden würden den Sturz des Mannes genießen, der seine Männer angewiesen hatte, nicht nur ihre Streikpostenkette zu durchbrechen, sondern auch alle Schädel, die ihnen dabei in die Quere kamen; wen kümmerten schon die Folgen. Die Dreckskerle in diesen Häusern würden wahrscheinlich Straßenfeste organisieren, um seine Schande zu feiern, und sich sinnlos betrinken, prost, auf seine schlechte Gesundheit. Rasch fuhr der Chief Constable weiter, um dieser furchtbaren Vision seiner Zukunft zu entkommen. Er hatte zwar manche Illusionen, kannte aber seine Freunde und politischen Verbündeten zu genau. Sie würden ihn fallenlassen wie eine heiße Kartoffel oder eher wie ein heißes Stück Hundekacke; die Bloads und Sents und die beschissenen arroganten Magnaten, denen er geholfen hatte, wie Pullborough, dem Wasserwerks- Magnaten. Allesamt Schönwetterfreunde. Und für Gonders war das Wetter wirklich schauderhaft geworden. In seiner Phantasie hatte es angefangen zu regnen, und der Wind blies ihm ins Gesicht.
    Noch eine Kurzmeldung. Die Zahl der getöteten Polizisten war auf dreizehn hochgeschnellt, und die Zahl der toten Middenhall-Bewohner schätzte man mittlerweile auf zehn. Der Chief Constable war angewidert. Das Schnelle Einsatzkommando konnte offensichtlich nicht mal ordentlich gezielte Todesschüsse abgeben. Man habe vergeblich versucht, den Chief Constable zu erreichen, aber dessen Stellvertreter Henry Hodge habe telefonisch bekannt, er wisse von keiner Genehmigung, eine bewaffnete Razzia auf Middenhall durchzuführen. Das sei ihm neu.
    »Dämliches kleines Arschgesicht«, brüllte der Chief
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