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Ein Cowboy für Bille und Zottel

Ein Cowboy für Bille und Zottel

Titel: Ein Cowboy für Bille und Zottel
Autoren: Tina Caspari
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klein, als sie mit ihm zurück nach Amerika ging.“
    „Und er ist inzwischen nie hiergewesen?“
    „Nicht, daß ich wüßte. Tiedjen war wohl ein paarmal in Kalifornien und hat sie besucht.“
    Mutsch warf Onkel Paul einen warnenden Blick zu.
    „Na ja, deine Mutter hat recht. Wir sollten uns da nicht in Spekulationen ergehen. Herrn Tiedjens Privatangelegenheiten haben uns nicht zu interessieren. Und dich auch nicht, verstanden? Tu mir einen Gefallen und quatsch nicht mit deinen Freunden über das, was du eben gehört hast. Nicht, bevor es dir Herr Tiedjen selber sagt.“
    „Ist doch klar! Wofür hältst du mich?“ sagte Bille beleidigt. „Aber daß wir uns Gedanken machen, wenn Frau Beck mit so einer komischen Anspielung kommt, kannst du uns doch nicht übelnehmen, oder?“
    „Sie hätte lieber gar nichts sagen sollen“, erklärte Mutsch energisch. „Und nun kein Wort mehr davon. Wann schreibt ihr eigentlich die Physik-Arbeit?“
    „Diese Woche nicht mehr. Nur die Mathe-Arbeit übermorgen.“
    „Dann würde ich dir raten, die Nase noch ein bißchen ins Buch zu stecken, bevor du schlafen gehst. Gelegentlich mal wieder ein Zweier in Mathe könnte nicht schaden.“
    Wozu? dachte Bille. Ich will ja nicht Kaufmann werden wie du ! Aber sie hielt doch lieber den Mund. Sie sagte gute Nacht und verzog sich schleunigst in ihr Zimmer.
    Sie mußte jetzt unbedingt allein sein. Der Gedanke, der ihr bei dem Gespräch mit Mutsch und Onkel Paul gekommen war, war einfach atemberaubend! Wäre es möglich, daß Herr Tiedjens Sohn auf Besuch kam? Vielleicht Weihnachten bei seinem Vater verbrachte? Bille versuchte sich Tiedjen junior vorzustellen. Vierzehn sollte er sein — wie sie. Vielleicht auch schon fünfzehn. Ob er seinem Vater glich? Ob er reiten konnte? Sicher nicht, Mutsch hatte ja damals erzählt, seine Mutter hätte sich von Herrn Tiedjen getrennt, weil sie seine Leidenschaft für Pferde nicht teilte und lieber in der Großstadt lebte. Sicher war er ein richtiger Großstadtjunge!
    Ob er ein bißchen Deutsch konnte? Nein, wahrscheinlich sprach er nur Englisch. Bille nahm sich vor, in den nächsten Wochen intensiver im Englischunterricht mitzuarbeiten. Was wohl die Freunde zu der Neuigkeit sagen würden?
    Onkel Paul hatte sie ermahnt, nicht über ihre Vermutung zu sprechen. Nun ja, Daniel, Simon und Florian gegenüber war es vielleicht besser, den Mund zu halten. Aber Bettina? Die würde schweigen wie ein Grab. Bille hatte ihr schon einmal davon erzählt, daß Herr Tiedjen verheiratet gewesen war und einen Sohn in Amerika hatte. Warum also nicht einmal die Idee aufwerfen, wie es wäre, wenn dieser Sohn zu Besuch in Groß-Willmsdorf erschiene?
    Bille beschloß, auf jeden Fall mit Bettina über die Angelegenheit zu reden.
    Am nächsten Tag in der kleinen Pause — Bettina verstaute gerade ihre Englisch-Bücher in der Schulmappe — näherte sich Bille auf Umwegen dem Thema, das ihr so auf der Seele lag.
    „Es muß komisch sein, wenn man mit seinem eigenen Kind nur englisch sprechen kann
    „Wieso — was sollen Engländer denn sonst mit ihren Kindern sprechen?“
    „Ich meine doch als Deutscher — wenn du sonst nur deutsch sprichst.“
    „Wer tut denn so was?“
    „Nun — mir ist gerade eingefallen, wenn Herr Tiedjen mal Besuch von seinem Sohn bekäme — das muß ihm doch ganz komisch Vorkommen — mit seinem eigenen Kind in einer fremden Sprache zu reden!“
    „Du kommst vielleicht auf Ideen! Warum sollte er zu Besuch kommen? Er hat es ja auch bisher nie getan.“
    „Ich stelle mir das nur vor — so ein schmächtiger amerikanischer Junge mit Brille und kurzgeschorenen Haaren, so eine richtige Stadtpflanze, Schuluniform, Baseballschläger unterm Arm ..
    „Vielleicht sieht er ganz anders aus?“
    „Wenn er so eine zimperliche Mutter hat, ist er sicher genauso. So ein Typ Woody Allan. Nervös, überdreht...“
    „Das werden wir sicher nie erfahren. Wozu auch?“
    „Sag das nicht! Ich glaube nämlich, in der Richtung tut sich was bei uns in Groß-Willmsdorf. Frau Beck hat da gestern Andeutungen gemacht — sie hatte einen dringenden Luftpostbrief nach Kalifornien...“
    „Was flüstert ihr da von Liebesbriefen?“ Heike, die vor Bettina saß, wandte sich neugierig um.
    Bille schubste Bettina unter der Bank warnend an.
    „Ich habe Bettina gerade erzählt, daß Zottel neuerdings anonyme Liebesbriefe bekommt“, sagte sie mit todernstem Gesicht.
    „Ist nicht wahr! Das gibt
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